Viren-Raumschiffe sind vermutlich die funktionell hochwertigsten
Ableger des Viren-Imperium und ein Paradebeispiel für autonome
Einheiten des Viren-Imperiums. Die Formung der Virenraumschiffe aus
kleinen Wolken Virenmaterie und Srakenduurnstaub geschah nach den
letzten Auseinandersetzungen des Viren-Imperiums mit dem Dekalog
der Elemente und den dabei erlittenen, schweren Schäden.
Diese Aufspaltung in tausende kleiner Virenwolken geschah aus
eigenem Antrieb des Viren-Imperiums und gegen den
ausdrücklichen Wunsch der Kosmokraten Vishna und Taurec.
Die Schaffung eines Virenraumschiffs unterscheidet sich
grundlegend von jeder anderen Möglichkeit ein Raumschiff zu
konstruieren. Den Berichten zufolge kondensierten diese Raumschiffe
aus unterschiedlich großen Wolken aus Virensubstanz. Bei
diesen Wolken handelte es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um
Zusammenballungen aus freien Viren, einfachen Virenkompartimenten
und psionisch beschichteter Mikromaterie. Dies entspricht im groben
der Zusammensetzung bei der Rekonstruktion des Viren-Imperiums bei
Srakenduurn. In diesem Fall sind die Viren und die
Virenkompartimente bereits darauf programmiert, zu
fernflugtauglichen Raumschiffen zu kondensieren. Ansonsten sind
keine weiteren Vorgaben gemacht, wenn man von bestimmten
Restriktionen ausgeht, die durch die Seele der Virenraumschiffe
repräsentiert wird.
Diese Restriktionen beinhalten hauptsächlich den Gebrauch des
Virenraumschiffs für aggressive oder ethisch zweifelhafte
Zwecke. Aus diesem Grund kann man auch nicht sagen, dass eine
Person ein Virenraumschiff besitzt, sondern eher, dass eine Person
mit einem Virenraumschiff kooperiert. Am deutlichsten wird diese
Beziehung bei der Partnerschaft zwischen dem Bewußtsein des
Virenschiffs, der Seele, und den Vironauten, insbesondere den als
Mentoren bezeichneten Piloten.
Die Kondensation des Virenraumschiffs erfolgt wieder nach dem Prinzip des Self-Assembly, welches die Technologie des Viren-Imperiums im weiten Maße bestimmt. In diesem Fall hat jedoch der Schiffseigner einen starken Anteil an dieser Gestaltwerdung. Seine Gedanken und Vorstellungen fließen in die Schiffsgestaltung mit ein und auch nach Fertigstellung bieten Virenraumschiffe immer noch ein unübertroffen hohes Maß an Flexibilität. Die omnipotente Flexibilität hat sich jedoch nach zwei Wochen verflüchtigt und das Viren-Raumschiff verbleibt dann in der gewünschten Form. Eine begrenzte Regeneration ist noch bei der Schadensbehebung beschädigter Aggregate möglich. Die Kombination aus virusartigem Self-Assembly und Nanotechnologie sind ein spezifisches Merkmal der Virenraumschiffe. Die Hülle eines Virenschiffs zeigt einen silbern, metallischen Schimmer. Die Gestaltung der Innenräume entspricht der Vorstellung der Vironauten und die durch Terraner gestalteten Schiffe weisen viele Grünflächen auf, die eher an Parklandschaften, denn an ein Raumschiff erinnern. Insgesamt wurden etwa 650000 Raumfahrzeuge geschaffen, die von außen völlig konventionell bis avantgardistisch anmuten.
Bei den bekanntesten Viren-Raumschiffen handelte es sich um die EXPLORER, die LASHAT und die LOVELY BOSCYK. Alle drei genannten Einheiten brachen nach ihrer Fertigstellung in die Mächtigkeitsballung von ESTARTU auf.
Die EXPLORER stand unter dem Kommando von Reginald Bull und war genaugenommen ein Zusammenschluß vieler einzelner Viren-Raumschiffe und ihrer jeweiligen Besatzungen. Zum Zeitpunkt des Starts betrug die gesamte Besatzung etwa sechzigtausend Vironauten. Zu einem späteren Zeitpunkt löste sich ein Pulk mit zehntausend Vironauten ab und flog Gruelfin, die Heimatgalaxis der Cappins an.
Bei der LOVELY BOSCYK handelte es sich um das Viren-Raumschiff von Roi Danton (Michael Rhodan), seiner damaligen Gefährtin Demeter und dem ehemaligen siganesischen Sturmreiter Cornelius "Chip" Tantal. Ihnen hatten sich zehntausend Gefährten angeschlossen, die die Gesellschaft der ehemaligen Freifahrer wieder aufleben lassen wollten.
Die LASHAT stand unter dem Kommando von Ronald Tekener und seiner damaligen Gefährtin Jennifer Thyron. Bei der LASHAT handelte es sich um das kleinste der drei vorgestellten Raumflugkörper mit einem ungefähren Durchmesser von zweihundert Metern.
Die technische Ausstattung der Virenraumschiffe stellt generell
alles in den Schatten, was man bis dahin von Raumschiffen kannte,
wenn man von einigen Raumschiffen absieht, die manchmal eine Rolle
spielten (z.B. die SYZZEL des Kosmokraten Taurec, die kosmischen
Fabriken oder die virtuellen Schiffe der Baolin Nda).
Die beiden Antriebsformen der Virenraumschiffe sind für den
Unterlichtflug der auch auf terranischen Raumschiffen
gebräuchliche Gravo-Antrieb, für den Überlichtflug
hingegen der sogenannte Enerpsi-Antrieb. Das Raumschiff bewegt sich
dabei auf den psionischen Feldlinien, welche das Universum
durchziehen.
Die Geschwindigkeiten, die dabei erzielt werden, reichen an die
absolute Bewegung der SYZZEL heran.
Auf diesen Feldlinien kann sich ein Virenraumschiff mit extrem
hoher Geschwindigkeit bewegen und erzielt Überlichtfaktoren
bis zum Bereich milliardenfacher Lichtgeschwindigkeit. Treten
jedoch Bereich auf, die nur sehr wenige bis gar keine psionische
Feldlinien aufweisen (Kalmenzonen), müssen Virenraumschiffe
diese Kalmenzonen umfliegen. Der Enerpsi-Antrieb war und ist
für die terranischen Wissenschaftler ein ungelöstes
Rätsel. Dasselbe trifft auch auf einige der anderen Systeme zu
und die Viren-Raumschiffe selbst waren nicht bereit
Detailunterlagen zu diesen Systemen zu liefern.
Weiterhin zeigte sich, dass der Enerpsi-Antrieb sehr empfindlich auf geringfügige Änderungen der psionischen Konstante reagiert und bei Änderungen, wie sie beim DORIFER-Schock auftraten, nicht mehr benutzt werden konnte.
Die Energiegewinnung der Virenraumschiffe geschieht im weitesten Sinne über Sonnenenergie. Virenraumschiffe müssen von Zeit zu Zeit "nachtanken" und dies geschieht vorzugsweise in der Nähe einer Sonne. Da bei der Anzapfung der Sonnenenergie ebenfalls Hyperstrahlungsanteile aufgenommen werden, ist zu vermuten, dass das Viren-Imperium und seine Komponenten relativ unterschiedliche Systeme zur Energiegewinnung nutzen. Beim Viren-Imperium existieren die Mikrohypertrops, die eine extrem dezentrale Energieversorgung der einzelnen Komponenten gewährleisten. Aufgrund der hohen Energieansprüche eines Raumschiffs ist die Versorgung über die Mikrohypertrops wahrscheinlich nicht hinreichend und benötigt in gewissen Zeitabständen eine Zufuhr größerer Energiemengen über einen stärkeren Zapfvorgang.
Einen Bordcomputer im eigentlichen Sinne hat ein Virenraumschiff nicht, da im Grunde das gesamte Schiff ein fliegendes Rechenzentrum ist. Die psionische Komponente des Virenraumschiffs wird als Seele des Schiffs bezeichnet und ist auch für die Aufgabenbereiche des Bordcomputers zuständig. Die Seele entspricht als Teil des ehemaligen Viren-Imperiums einem extrem leistungsfähigem Rechnersystem und modernsten Syntroniken sicherlich gleichwertig, wenn nicht sogar höherwertig. Ein besonderer Punkt ist hierbei die autarke Intelligenz (möglicherweise synthetisch) und der Handlungsspielraum der Seele. Aufgrund ihrer festgelegten Restriktionen wird die Seele des Virenschiffs nicht jedem Befehl Folge leisten, sondern entweder alternative Vorschläge machen, oder, wenn die Befehle völlig gegen gewisse Regeln verstoßen, diese ignorieren. Virenraumschiffe sind im Grunde genommen völlig autarke Einheiten, die die Steuerung durch organisch-intelligente Lebewesen gar nicht benötigen. Das Viren-Imperium in seiner späten Phase der Auflösung wünschte jedoch keine derartige Autarkie, sondern eine Partnerschaft mit den Intelligenzen, die sich den Schiffen anvertrauten.
Für die Kommunikation unter den Viren-Raumschiffen existiert der Enerpsi-Funk, dessen Sendefrequenzen im ultrahohen Hyperstrahlungsbereich anzusiedeln ist. Dementsprechend hat der Enerpsi-Funk eine deutlich höhere Reichweite als der gängige Hyperfunk.
Viren-Raumschiffen verfügen über hochentwickelte Defensiv- und Offensivwaffensysteme. Im Wissensfundus des Viren-Imperiums existieren eine ganze Reihe von höchst effektiven Waffensystemen (siehe Verteidigungsmechanismen des Viren-Imperiums), und auch bei der Übernahme des Viren-Imperiums durch Vishna zeigte es sich, dass das Viren-Imperium sich gegen angreifende Raumschiffe sehr wohl zu wehren wußte. Genaue Daten über die offensiven Waffensysteme sind nicht vorhanden, was zum Teil auch daran liegt, dass das Viren-Imperium und damit die einzelnen Viren-Raumschiffe kein Interesse hatten, einer Weiterverbreitung ihrer fortgeschrittenen Waffentechnologie Vorschub zu leisten.
Aufgrund ihrer Wirkung konnten vier Offensivwaffen grob charakterisiert werden. Alle drei beschriebenen Waffensysteme wirken überlichtschnell, jedoch zeigen sie sehr unterschiedliche Reichweiten. Als Vergleichswert kann man die Transformkanone mit einer maximalen Reichweite von 50 Lichtsekunden nehmen.
Neutronenwerfer: Bei dieser Waffe wird ein überlichtschneller Anregungsstrahl ausgesandt, welcher in seiner überlichtschnellen Projektionsphase auch Paratronschirme durchschlagen kann. Bei Materiekontakt materialisierte der Anregungsstrahl in einen extrem dichten Neutronenschwall. Die Reichweite dieser Waffe beträgt maximal eineinhalb Millionen Kilometer (ca. fünf Lichtsekunden).
Enerpsi-Paralysator: Ein überlichtschnell wirkender Paralysator mit einer Reichweite von maximal zehn Lichtsekunden.
Ultrahigh-Pulslaser: Auch diese Waffe ist überlichtschnell und hat eine maximale Reichweite von etwa zwanzig Lichtsekunden. Außer seiner überlichtschnellen Ausbreitung ist ein Charakteristikum dieser Waffe die hohe (ultrahigh) Schußfrequenz. Pro Sekunde werden 1015 hochenergetische Einzelpulse abgegeben.
Hawking-Projektor: Diese Waffe zeigt einige Ähnlichkeiten mit den takerischen Initial-Dopplerkanonen. Auch hier wird ein Anregungsfeld in ein feindliches Raumschiff projiziert, welches bei der Zündung jedoch schlagartig zu einem Mikro-Black-hole kollabiert. Aufgrund der geringen Masse dieses Black-holes, explodiert dieses Sekundenbruchteile nach dem Kollaps in einer verheerenden Detonation. Der Astrophysiker Stephen Hawking hat bereits im 20. Jahrhundert n. Chr. die Instabilität dieser mikroskopischen Black-holes beschrieben und diente damit als Namensgeber für diese Offensivwaffe. Die Reichweite beträgt etwa eine Lichtminute und liegt damit etwas über der Reichweite von Transformkanonen.
Bei den Defensivsystemen finden wir einen äußerst effektiven Schutzschirm, der als Enerpsi-Schild oder Singularitäts-Feldschirm bezeichnet wird. Der Schirm weist einige Ähnlichkeiten mit den Relativfeldern der Posbis auf. Der Singularitäts-Feldschirm erzeugt eine geschlossene Raumkrümmung um das Raumschiff und folglich kann das Schiff von einem feindlichen Objekt nicht mehr erreicht werden.
Das Viren-Imperium verfügt aller Voraussicht nach über einen reichhaltigen Katalog an Möglichkeiten sich zu verteidigen oder gegebenenfalls anzugreifen. Einige Defensiv- und Offensivmöglichkeiten wurden während der Okkupation von Terra durch Vishna und bei den letzten Stufen der Rekonstruktion bei Srakenduurn sichtbar.
Prinzipiell verfügt das Viren-Imperium über das gesammelte Wissen vieler Völker und Generationen und demzufolge auch über deren waffentechnische Möglichkeiten. Eine Einschränkung ist hierbei nur der Gebrauch von exotischen Materialien, die für eine Waffenkonstruktion notwendig sein könnten und dem Viren-Imperium unter Umständen nicht zur Verfügung stehen.
Eine Analyse der Verteidigungsmaßnahmen des Viren-Imperiums zeigt jedoch, dass Abwehr und Angriff in der Mehrzahl der Fälle auf dem ureigenen Feld des Viren-Imperiums geschlagen werden. Es handelt sich hierbei um den Einsatz von frei programmierbaren Viren, wobei in diesem Fall die Grenzen zwischen Nanotechnologie und Infektionsbiologie völlig verwischen. Eng damit verknüpft ist der direkte informationstechnische Angriff in der Art eines "Cyberwars" wie er am Beispiel des Elementes der Dunkelheit geführt wurde. Es steht außer Frage, dass das Viren-Imperium auch andere Computer mittels Computerviren oder speziellen Angriffsprogrammen attackieren könnte und es ist zu vermuten, dass der Angriff auf die Raumschiffe während der Endphase der Rekonstruktion, durch ebendiese Maßnahmen geführt wurde. Pikanterweise hat das Viren-Imperium die Möglichkeit, echte Viren als Träger von Computerviren zu nutzen.
Bei einer der Plagen mit denen Vishna Terra überzog, kamen auch Viren in den Einsatz. Diese Viren verursachten das sogenannten Vishna-Fieber. Die Infizierten erkrankten relativ rasch an diesem künstlichen Fieber und genasen nach wenigen Tagen wieder. Nach der Genesung begannen sie Maschinen unbekannter Spezifikation herzustellen. Dieser Zustand wurde als technomanischer Effekt bezeichnet.
Die an anderer Stelle angesprochenen Hyperlaser bilden sicherlich ebenfalls die Grundlage für eine Reihe von hochenergetischen Waffensystemen, die vom Viren-Imperium eingesetzt werden könnten. Entsprechende Hochenergiewaffen wurden bei den Aktionen des Viren-Imperium jedoch nicht eingesetzt, oder es sie waren nicht nachweisbar.
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