Das Virenimperium mit dem wir uns hier beschäftigen, ist
genaugenommen das zweite Virenimperium.
Vor einer Zeit, die möglicherweise mehr als hundert Millionen
Jahre in die Vergangenheit unseres Universums zurückreicht,
existierte das erste Virenimperium. Bei diesem ersten Virenimperium
handelte es sich um einen riesigen Ultragigantcomputer, der einigen
Quellen zufolge die Größe einer ganzen Galaxis besessen
haben soll. Es ist zu vermuten, dass es hier zu Übersetzungs-
oder Übertragungsfehlern gekommen ist. Es ist eher anzunehmen,
dass das erste Virenimperium eine Größe von etwa ein bis
zwei Lichtjahren hatte (siehe Größe des Virenimperiums). Damit
würde das erste Virenimperium größen- und
massenmäßig immer noch mit einem Ultragigant Black Hole
oder einer Materiequelle konkurrieren können.
Das Virenimperium diente schon immer den Kosmokraten für
ihre Ziele und auch das erste Virenimperium wurde für die
Kräfte der Ordnung eingesetzt. Auf der anderen Seite ist auch
der Name der Kosmokratin Vishna untrennbar mit dem Virenimperium
verbunden. Vishna konnte sich auf nicht ganz geklärte Art und
Weise in den Bereich hinter den Materiequellen begeben. Ihre
Geschichte ist zu weiten Teilen nicht unbedingt die einer
Verfechterin für die Kräfte der Ordnung. Hinter den
Materiequellen wurde sie von den anderen Kosmokraten akzeptiert,
jedoch wurde sie nicht vom Virenimperium als frageberechtigt
akzeptiert. Das damalige Virenimperium hatte zweifelsohne die
fragwürdige Qualifikation von Vishna als Kosmokratin erkannt.
Vishna hingegen arbeitete mit aller Macht daran, Zugang und Gewalt
über das Virenimperium zu bekommen.
In einem letzten Versuch integrierte sie ihre Wesenheit in das
Virenimperium. Anstatt jedoch auf diese Weise das Virenimperium in
ihre Gewalt zu bekommen, zerstörte sich das Virenimperium
selbst. Es muß sich fraglos um eine der gewaltigsten
Explosionen nach dem Urknall gehandelt haben. Das Virenimperium
wurde in seine kleinsten Bestandteile zerlegt und durch die
Explosion über das ganze Universum verstreut. Vishna selbst
wurde durch diese Explosion außer Gefecht gesetzt. Ihr
Bewußtsein wurde in winzigsten Splittern auf die
Viruspartikel verstreut. Erst durch die Rekonstruktionsversuche kam
es auch wieder zu größeren Ansammlungen von Viren und zu
erneuten Projektionen von Vishna. Die Virenforscher sprachen dabei
von der Vishna-Komponente. Die bekanntesten Projektionen waren
Srimavo, Belice und letztendlich Vishna selbst.
Es ist zu vermuten, dass auch Gesil eine materielle Projektion von
Vishna war, die sich verselbstständigte.
Bei der Rekonstruktion in der Nähe von Srakenduurn handelte es sich zwar um ein gewaltiges Gebilde, jedoch verblasst - allein schon von der Größe - das zweite Virenimperium gegen seinen historischen Vorläufer, dem ersten Virenimperium. Dennoch umspannte das zweite Virenimperium im fünften Jahrhundert NGZ für eine kurze Zeit das gesamte Solsystem. Das gesamte Gebilde hatte wahrscheinlich die Masse einer bis mehrerer Sonnen. Einen Teil seiner Kapazitäten mußte das Virenimperium folglich auch dafür aufwenden, die gravitationellen Störungen auf das Solsystems aufzufangen. Bei dem Kampf gegen das Element der Finsternis verlor das Virenimperium große Teile seiner Substanz. Das verbleibende Virenimperium war dann nur noch einen Bruchteil so groß. Es ist unter diesen Aspekten verständlich, dass das Virenimperium seine eigene Auflösung vorantrieb und sich in eine Vielzahl von Virenraumschiffen zerteilte. Ein weiterer, möglicher Grund wird weiter unten vorgestellt.
Ein zentraler Punkt des Virenimperiums ist die Sammlung von neuen Informationen und die Auswertung bereits vorhandener Informationen. Wie bereits erwähnt, ist einer der Zwecke des Virenimperiums die Beantwortung der Ultimaten Fragen. Da es selbst für Kosmokraten nicht möglich ist herauszufinden, wer das GESETZ initiiert hat und was es bewirkt, fällt es schwer, die Möglichkeiten des Virenimperiums in diese Richtung auszuloten.
Versuchsweise kann man von folgenden Ansatz ausgehen. Das GESETZ
steht im Zusammenhang mit der gesamten Struktur und Evolution des
Universums und der Evolution von Entitäten, die es
bevölkern.
Weiterhin hat es wahrscheinlich über die Vermittlung der
Kosmonukleotide und deren Messenger einen Einfluß auf das
Vorhandensein und den Wert von Naturkonstanten. Es läßt
sich beispielsweise ermitteln, dass die elektrische Elementarladung
genau den Wert haben muß, den sie hat, damit sich Materie in
der bekannten Form bilden kann. Wenn die Kosmonukleotide mittels
ihrer Messenger die Naturgesetze und Kausalitäten immer wieder
aufs neue bestätigen, so wirft das die Frage auf, inwieweit
Naturgesetze und Konstanten (Lichtgeschwindigkeit,
Gravitationskonstante, elektrische Elementarladung etc.)
überhaupt konstant sind.
Allem Anschein nach bedürfen sie einer ständigen
Verifizierung, die durch die Messenger geleistet wird.
Bei den Messengern handelt es sich jedoch um flüchtige
Erscheinungen, die ihre Prägung durch die jeweiligen
Kosmonukleotide erhalten haben. Weiterhin zeigte sich, dass die
Naturgesetze und Konstanten im Universum nur solange konstant sind,
insoweit die betreffenden Kosmonukleotide nicht mutiert sind (wie
es beim Frostrubin der Fall war). Es spricht einiges dafür,
dass das GESETZ die Rahmendaten für unser Universum (und
möglicherweise für alle anderen Universen) zur
Verfügung stellt. Jedem Universum würde folglich ein Satz
von aufeinander abgestimmten Konstanten entsprechen, der jedoch ein
sehr fragiles Gleichgewicht darstellt und ständiger
Überprüfung und Nachjustierung durch die Messenger
bedarf.
Aufgrund dieser Abhängigkeiten erlaubt also die Bildung
größerer Molekülgruppen aber auch die von
Galaxienclustern und deren Stabilität, Rückschlüsse
auf die zugrundeliegenden Kräfte und Naturgesetze.
Dies war schon im 20. Jahrhundert der alten Zeitrechnung bekannt
und wurde entsprechend behandelt.
Etliche Fragen konnten jedoch nur sehr unvollständig (wenn
überhaupt) behandelt werden, da es an Parametern,
Meßmethoden und Informationen mangelte. Das Virenimperium
hingegen könnte durch eine intensive Selbstbetrachtung
("Nabelschau") bereits eine ganze Reihe von elementaren
Eigenschaften der Materie ableiten. Möglicherweise gibt eine
umfassende Betrachtung und Berechnung von materie- und
energiespezifischen Parametern indirekte Einsichten in das GESETZ.
Weiterhin kann man vermuten, dass die Ermittlung dieser Parameter
nur diesseits der Materiequellen oder in Grenzbezirken des
Universums
(Die TIEFE) möglich ist.
Die Kosmokraten stehen vermutlich vor einem echten Dilemma.
Einerseits sind sie außerhalb des Universums nicht von dem Gödelschen
Unvollständigkeitssatz betroffen, welches vereinfacht
besagt, dass es innerhalb eines abgeschlossenen Systems nicht
möglich ist, dieses System vollständig zu
beschreiben.
Andererseits besteht für sie das Problem, dass sie in ihrem
Bereich vermutlich eine Reihe von Parametern des jeweiligen
Universums nicht bestimmen können. Erscheinen sie hingegen im
Normaluniversum, so sind sie durch das Transformsyndrom
gehandicapt, so dass sie diese Parameter nicht mehr
vollständig erfassen können. Darüberhinaus ist
innerhalb des normalen Universums der Gödelsche
Unvollständigkeitssatz und auch die Heisenbergsche
Unschärferelation voll gültig. Aufgrund der
Heisenbergschen Unschärferelation kann es sein, dass im
Standarduniversum einige Parameter nicht hinreichend genau bestimmt
werden können und folglich ein deutlich höherer Aufwand
bei der Berechnung und Datensammlung betrieben werden
muß.
Es bedarf also einer informationsverarbeitenden Struktur wie dem
Virenimperium, die derartig weitgefasste Extrapolationen
ermöglicht.
Es ist jedoch selbst beim Virenimperium fraglich, ob es die
dritte ultimate Frage beantworten kann.
Gegen diese Erwartung sprechen mehrere Punkte. Erstens stand vor
geraumer Zeit den Kosmokraten das erste Virenimperium mit seinen
umfassenden Möglichkeiten zur Verfügung. Es ist
anzunehmen, dass die Frage nach dem GESETZ auch schon zum damaligen
Zeitpunkt für die Kosmokraten von Interesse war.
Da die Frage immer noch nicht beantwortet ist, haben die
Kosmokraten diese Frage entweder nicht an das erste Virenimperium
gestellt oder die Frage konnte nicht beantwortet werden. Wenn
jedoch schon das erste Virenimperium diese Frage nicht beantworten
konnte, so ist es höchst unwahrscheinlich, dass die wesentlich
kleinere, zweite Version dieses schaffen könnte. Es besteht
also die Möglichkeit, dass diese Frage dem ersten
Virenimperium gar nicht gestellt wurde. Warum nicht?
Das die Kosmokraten für die Beantwortung der dritten ultimaten Frage ein deutlich kleineres Virenimperium bauen ließen, könnte bedeuten, dass die Kosmokraten die Frage anfangs deshalb nicht stellten, weil sie befürchteten, dass das erste Virenimperium bei dem Versuch die Frage zu beantworten, in ein Halteproblem läuft. Unter diesem Gesichtspunkt wäre auch die ablehnende Reaktion Taurecs verständlich, als sich das Virenimperium nach der Schlacht mit dem Element der Finsternis in Virenschiffe aufteilte. Für die Kosmokraten dagegen, wäre auch solch ein verstümmeltes Virenimperium noch von Nutzen, da sie damit testen könnten, ob die Frage nach dem GESETZ das Virenimperium aufgrund des Halteproblems in eine Endlosschleife schicken würde.
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