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Teil 3 der Manual of Technology

IMPULSTRIEBWERKE (2)


(c) Rainer Castor 27.03.1998

Der Dauerausstoß der HHe-Direktstrahlmeiler reichte allerdings nur bis Beschleunigungswerte von etwa 10 km/s2. Für die weitere Beschleunigung bis zum Maximum bedurfte es des intermittierenden Einsatzes von Zusatz-Stützmasse; hierzu wurde, wie schon erwähnt, im allgemeinen Wismut verwendet: Molekular entballtes, in Thermofeldern vorvergastes Wismut gelangte unter hohem Druck in den Impulskonverter, reagierte sofort und verwandelte sich in vollatomares Plasma von hoher Strahldichte [PR 250]. Für die Impulstriebwerke einer Kaulquappe galt als Regel je Pulsstoß gleich 50 g je Triebwerk; Tabelle 1 zeigt die Zunahme der intermittierenden Puls-Frequenz in Abhängigkeit höherer Beschleunigungen.

Insbesondere die Beschleunigungen ab 700 km/s2 galten deshalb lange Zeit als extrem unwirtschaftlich, weil mit zu hohem Verbrauch verbunden - zumal der erzielte Effekt gering war: Eine Beschleunigung auf 99 % der Lichtgeschwindigkeit beanspruchte bei 500 km/s2 10 Minuten, bei 900 km/s2 5,5 Minuten; nur 4,5 Minuten Differenz, an denen sich stets Kontroversen entzündeten: Daß Militärs und praktisch denkende Raumschiffkapitäne anderer Meinung waren als die Ökonomen läßt sich leicht denken: 4,5 Minuten können bei Punktbeschuß bezüglich Leben oder Tod eine maßgebliche Zeitspanne sein... - ausschlaggebend waren deshalb Logistik und Technik: Dem Argument von Versorgungsmeistern und Konstrukteuren, man wisse nicht, wo entsprechend umfangreiche Stützmassentanks unterzubringen seien, mußten die anderen zähneknirschend nachgeben...

Frequenz in Hz  Wismut in g  bis Beschleunigung in km/s2
1 50  100
5 250  200
20 1000 300
50 2500  400
100 5000  500
1000  50000  600
kHz kg  
5 250  700
20 1000 800
50 2500  900

Tabelle 1

Fest stand, daß in der letzten Kraftfeldstufe des Impulstriebwerks genau jene Umwandlung des in Kernfusion befindlichen Plasmas stattfand, als deren Ergebnis die Korpuskelwelle - der Impulsstrahl - entstand; ein Etwas, das beträchtliche hyperenergetische Bestandteile beinhaltete und keinesfalls als normale elektromagnetische Strahlung nach dem Korpuskel-Welle-Dualismus aufgefaßt werden durfte.
Das hyperstrukturelle Kraftfeld der letzten Triebwerksstufe, aus projizierter Hyperenergie bestehend und damit dem Hyperraum eng verwandt, nutzte demnach die Gesetzmäßigkeiten des Hyperraums aus. Für das Impulstriebwerk hieß das, daß sonnenheißes Plasma und Hyperfeld für sich alleine keine Wirkung hatten. Sobald sie aber beim Kontakt in Wechselwirkung traten, entstand das, was arkonidische Hyperphysik eine »labile Energieflußzone« nannte, so daß als maßgeblicher Anteil des Impulsstrahls demnach die rasch zu Normalmaterie degenerierende Hyperenergie angesehen werden mußte! In der Regel begleiteten im Standarduniversum Gravitationseffekte die Hyperfelder, aber beim Kontakt mit dem Plasma des Triebwerks, verbunden mit dem spontanen Energiefluß, ergab sich ein anderes Phänomen: Der Gravitationseffekt des Hyperfelds wurde weitgehend kompensiert, und die überfließenden Quintronen der Hypergravitation (später auch Hyperbarie genannt) lagerten sich dem Triebwerk-Impulsstrahl in Form von Massenenergie an. Mit anderen Worten: Normales Plasma der Triebwerksstützmasse wurde weiter verdichtet, beschleunigt und erfuhr überdies eine ungeheuere Massenzunahme - die Korpuskelwelle bzw. der Impulsstrahl. Die Stützmasse der Triebwerke wirkte beim Kontakt mit dem Hyperfeld im Prinzip katalytisch: Also wie jeder Katalysator durch Herabsetzung der Aktivierungsenergie, so daß der entsprechende Potentialwall »durchtunnelt« werden konnte und Reaktionen in Gang kamen bzw. beschleunigt wurden, die normalerweise einer deutlich höheren Energie bedurft hätten. In Anlehnung an bekanntes sprach man deshalb vom hyperphysikalischen Tunneleffekt.

Das arkonidische Strukturfeld des Impulskonverters war - so die abschließende »Erklärung« terranischer Ingenieure - in gewissem Sinne ein vergleichsweise primitiv arbeitender Aufrißgenerator, dessen geringer Wirkungsgrad für höhere Beschleunigungen größere Katalysatormengen benötigte, d.h. für den kontinuierlichen Hyperenergie-Abfluß war zur Stabilisierung des Effekts eine »fettere Mischung«, sprich zusätzliche Stützmasse, erforderlich (um so mehr, je höher die Beschleunigung und je relativistischer die zu erreichende Endgeschwindigkeit). Und die automatisch aus dem Hyperraum abfließenden Energien, zu Masse degeneriert, übernahmen die eigentliche Aufgabe der Schuberzeugung. So war zu erklären, warum die Raumschiffe, trotz geringem Eigenmassenverbrauch und Eigenenergieverlust, dennoch Hunderte und Tausende Male auf nahezu Lichtgeschwindigkeit beschleunigen und auch wieder abbremsen konnten - die Kräfte des übergeordneten Hyperraums übernahmen diese Aufgabe, und auf der fünfdimensionalen Ebene hatten Einsteins Formeln noch nie einen Einfluß!

Erst weitere Entdeckungen, vor allem der theoretischen Hyperphysik, bescherten ganz unerwartet eine detailliertere Erklärung der ursprünglichen Frage: Vor allem Prof. Dr. Arno Kalup mußte sich - parallel zur Halbraumforschung - mit Impulstriebwerken auseinander setzen, weil deren exakte Funktionsweise in enger Wechselwirkung mit dem Halbraumfeld stand und die dynamische Komponente des Lineartriebwerks darstellte. Wichtiger Schritt zum besseren Verständnis war Kalups im Jahr 2090 veröffentlichte These der Paralleluniversen, und auch die von ihm neu eingeführte und nach ihm benannte Einheit, das Kalup, erwies sich als überaus hilfreich, brachte sie doch langfristig eine Verbesserung der Leistungsparameter mit sich. Aufgrund der Parallelwelten-Struktur ließen sich Teilkontinua des Hyperraums, im Vergleich zum Standarduniversum, als energetisch höherwertig auffassen. Aus hyperthermodynamischen Gesetzen ergab sich, daß in höherenergetischen Kontinua die Entropie geringer war. Da alles im Kosmos das Bestreben hatte, größtmögliche Entropie zu erlangen, fand ein automatischer Fluß statt, sobald zwischen zwei direkt verbundenen Kontinua ein entropischer Potentialunterschied bestand [vgl. PRC 1034 im Zusammenhang mit Hyperkon-Zapfung und Hypertrop].
Kalup konnte aber noch mehr aufzeigen: Während in sich geschlossene Strukturfelder ihren Inhalt zum Bestandteil des Hyperraums machten (wegen der damit verbundenen Transition auch kurz »Transitionsfelder« genannt), erstellten die unvollständig geschlossenen Hyper (Struktur-)Felder eine »Verbindung« zum Hyperraum, wobei sich dieser »Aufriß« bzw. »Strukturriß« in Abhängigkeit von der Geometrie der projizierten Feldenklave einerseits, der entsprechenden Feinjustierung andererseits sowie hinsichtlich des quantitativen Aufwands in unterschiedlichen Phänomenen äußerte.

Am bekanntesten war die bei den »Andruckabsorbern« zum Einsatz kommende Semi-Manifestation bzw. Semi-Transition, bei der sich das Objekt selbst einhüllte und Außeneinflüsse quasi auf mehr oder weniger große Distanz »verdrängte« (als Extrem mußte von lim. - ¥ ausgegangen werden) und nicht wirksam werden ließ. Auf das Standarduniversum bezogen hieß daß, daß meist schon die »Verdrängung« auf die »relative Distanz« von einigen Lichtstunden ausreichte, um eine sofortige Wirkung zu unterbinden, weil gem. Einstein sich kein Einfluß mit mehr als Lichtgeschwindigkeit ausbreiten konnte: Wenn es Stunden dauerte, bis eine Kraft überhaupt am Ort der Wirkung »ankam«, war sie als Wechselwirkungsgröße insofern unbedeutend, weil das Objekt dann längst nicht mehr an diesem Ort ist. Umgekehrt konnten von außen angelegte Strukturfelder »exotische Enklaven« erstellen, die beispielsweise als »Preßfeld« (s.o.) und ähnliche Effekte Verwendung fanden. Somit mußte auch für die Strukturfelder der Impulskonverter der Faktor Kappa maßgeblich sein, über den die Feinjustierung exakt zu bestimmen und zu stabilisieren war (etwas, das den Arkoniden unbekannt blieb bzw. technisch nicht ausreichend beherrscht wurde, weil es im Grenzbereich zu rasch zur Transition, sprich vollständigen Entmaterialisation kam): Werte mit 0,99-Periode (= Hyperfrequenzen von 999,99-Periode Millikalup), auf mindestens zehn Stellen hinter dem Komma genau, hatten eine Manifestation von M < 0,000045 zur Folge, entsprechend einem hohen Annäherungsgrad an den Grenzwert 1, der für Entmaterialisation stand. Umgekehrt formuliert: Die entsprechende Enklave war kaum noch dem Standarduniversum zuzurechnen.

Der zweite, mit Kalups Forschungen verbundene und kaum unwichtigere Effekt war, daß beim Halbraumflug trotz hoher Stützmassenwerte das Plasma mit geringerem Energieaufwand beherrschbar blieb und somit Strahlgeschwindigkeiten ermöglicht wurden, die sich auf die erreichbaren Überlichtfaktoren der Lineartriebwerke niederschlugen. Überliefert ist diesbezüglich eine Auseinandersetzung beim Testflug des 200-Meter-Kreuzers FANTASY im Frühjahr 2102 zwischen Arno Kalup und dem Chefingenieur des Raumers, Captain Ing. Slide Nacro. Kalup verlangte beim Halbraumflug den Versuch mit 32 Tonnen Wismut pro Triebwerkseinheit und pro Sekunde, woraufhin Nacro den Hyperphysiker für übergeschnappt erklärte. Wir zitieren aus der Bordaufzeichnung [PR 100]:

Nacro: »...Ich brauche jedes Kilowatt für Ihren Kompensator. Die Leistung der Notstromstationen ist nicht ausreichend zum Aufbau eines Mantelfeldes in der erforderlichen Stärke.«
Kalup, außer sich vor Zorn: »Das Plasma ist beherrschbar!«
Nacro: »Mit wenigstens drei Hauptkraftwerken - ja!«
Kalup, wild schreiend: »Mit zwei Notstromstationen, Sie halbe Portion. Was denken Sie wohl, welchen physikalischen Gesetzen wir zur Zeit unterliegen?«

Der Versuch zeigte dann, daß die Triebwerks- und Düsenfelder hielten, obwohl sie zu wenig Strom bekamen. Im Normalraum wäre die FANTASY explodiert, unter dem Einfluß des Kalupschen Kompensationsfeldes dagegen waren die restlichen Feldeinflüsse des 4D-Raumes wenigstens teilweise durch rein mechanische Kräfte zu überwinden [PR 100].

In der Praxis erwies sich Kalups Beitrag als ungemein wertvoll, konnten doch die maßgeblichen Parameter der terranischen Impulstriebwerke recht bald deutlich verbessert werden: Bei geringerem Stützmassenverbrauch ließen sich höhere Beschleunigungswerte erzielen. Tabelle 2 zeigt - im Vergleich zu Tabelle 1 - die Werte auf, wie sie für eine Korvette des Baujahres 3435 maßgeblich waren.
 
 

Frequenz in Hz Wismut in g bis Beschleunigung in km/s2
1 10 100
5 50  200
20 200 300
50  500 400
100 1000 500
1000 10000  600
kHz kg  
5 50 700
20 200  800
50 500  900

Tabelle 2

Die durch Kalups Halbraumforschung gemachten Entdeckungen bescherten Terra nicht nur das Lineartriebwerk, sondern auch verbesserte Impulstriebwerke, die dann für lange Zeit als das optimal mögliche an technischer Realisierung angesehen wurden.
Erst die aus den Impulstriebwerken entwickelten Protonenstrom-Triebwerke brachten wiederum eine Verbesserung; zwar beruhten sie auf dem gleichen Prinzip, nur kam hier NUGAS als Stützmasse zur Anwendung, so daß die HHe-Direktstrahlmeiler überflüssig wurden. Gleichzeitig war eine bessere Feinjustierung (bis zur 50. Stelle hinter dem Komma!) der Impulskonverter-Strukturfelder möglich, die vor allem Einfluß auf Stützmassenverbrauch und Energieaufwand zur Erstellung der Felder hatte.

Weil die technologischen Möglichkeiten damit an die Grenze gestoßen waren, mußte auf neue Prinzipien ausgewichen werden, und somit war die Konstruktion des Metagrav-Triebwerks für die Sublicht-Flugphase letztlich dennoch »nur« eine konsequente Weiterentwicklung der Impulstriebwerke: Fortan fiel die katalytisch wirksame Stützmasse vollständig fort und man nutzte die hyperenergetischen Kräfte direkt in Form des virtuellen G- bzw. Hamiller-Punktes aus.

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