PERRY-RHODAN-Kommentar 2415


DUALE (II)


Durch das Schicksal Dantyrens haben wir inzwischen mehr über den wahren Hintergrund der Dualwesen der Terminalen Kolonne TRAITOR erfahren. Nunmehr kann als gesichert gelten, dass Duale Kapitäne und Vizekapitäne keineswegs unter Verwendung der Originalkörper entstehen. Es werden grundsätzlich zuvor von diesen als Urbilder umschriebenen Körpern »Kopien« hergestellt, sogenannte Abbilder. Hirn- wie auch Bewusstseinsinhalte des Urbildes werden ebenfalls näherungsweise kopiert, so dass die wichtigsten Eigenschaften und teilweise die Erinnerungen der beteiligten Originale auch dem fertigen Dual zur Verfügung stehen.

Die Originale verbleiben jeweils in einer Skapalm-Bark der Terminalen Kolonne in einem Biostasis-Tresor. Als Tresorhaus wird hierbei eine Räumlichkeit mit einer quadratischen Grundfläche von 30 Metern Seitenlänge umschrieben. Die eigentliche Höhe ist nicht erkennbar, auch nicht ortbar, theoretisch könnte sie unendlich sein – wären da nicht die begrenzten Verhältnisse in der Skapalm-Bark, deren Bauplan eine äußere Höhe von 42 Metern angibt. Durchaus möglich, dass hier dimensionsverzerrende Effekte oder ein Übergang Richtung Hyperkontinuum eine Rolle spielen. Der eigentliche Biostasis-Tresor ist eine schwarze, wabernde Kugel von 25 Metern Durchmesser, deren Erscheinung an einen Dunklen Ermittler erinnert. Sie schwebt schwerelos und masselos »an der Decke« des Tresorhauses – eine Vorrichtung völlig unbekannter Funktion, in der biologische Körper angeblich »zeitlos« gelagert werden können. Nicht einmal die Kolonnen-Anatomen wissen, ob das der Wahrheit entspricht.

Werden Urbilder angefordert, schweben diese in tropfenförmigen, aus einer ungewissen transparenten Substanz bestehenden »Behältern«, die ihrer Größe angepasst sind, zu Boden. Sobald sich die ungewisse Substanz verflüchtigt hat, strebt sie wie ein Nebel zurück in den Biostasis-Tresor.

Unweit des Biostasis-Tresors befindet sich das Reprotronhaus, welches in Größe und Gestaltung dem Tresorhaus entspricht, während das eigentliche Paralog-Reprotron jedoch nicht schwarz ist, sondern eine weiße, fließende bikonvexe Linse von 25 Metern Durchmesser und 8 Metern Dicke. Sie »zittert« permanent ein wenig auf und ab, schwebt jedoch ebenso »an der Decke« des Reprotronhauses wie der Biostasis-Tresor im Tresorhaus.

Paralog-Reprotron wie Biostasis-Tresor sind geschütztes Kolonnen-Wissen. Die Kolonnen-Anatome können beides bedienen, aber sie wissen ebenso wenig wie die Ganschkaren, wie sie funktionieren. Klar ist nur, dass das Paralog-Reprotron nahezu identische Kopien von Wesen herstellt. Auf unbekannte Weise wird die gesamte Lebensstruktur der Urbilder erfasst und reproduziert. Selbst Bewusstsein und Gedächtnis entstehen nahezu korrekt (sofern nicht sogar eine unbewusste, hyperphysikalische Verbindung zwischen Ur- und Abbild besteht), so dass sich die Abbilder ihres Kopie-Status nicht bewusst sind und in der Regel nicht den geringsten Zweifel hegen, sie könnten nicht die Originale sein.

Ob beim Kopiervorgang ein Prozess eingesetzt wird, der auf die eine oder andere Weise jenem eines Multiduplikators auf der Basis von Transmittertechnologie entspricht, oder ob es sich um völlig andere Phänomene handelt, muss vorläufig offen bleiben. Unter Umständen könnte es durchaus sein, dass weniger der Vorgang einer aktiven Kopierung als vielmehr der Zugriff auf ein parareales Doppel aus einer Pararealität die Grundlage darstellt. Fest steht nur, dass im Paralog-Reprotron genau wie bei einem Multiduplikator Vitalenergiespeicher – also Zellaktivatoren – nicht kopiert werden können.

Aus den Kopien werden jedenfalls die eigentlichen Dualwesen geschaffen, während die Originale für diesen Zweck in der Regel nicht angetastet werden, da die Misserfolgsquote in den Brutsälen zu hoch ist. Bevor eine Dual-Genese gelingt, werden im Paralog-Reprotron oftmals drei, vier oder mehr Körper pro Dual-Seite hergestellt – und bei den unvermeidlichen Fehlschlägen verbraucht. Der aufwändige Vorgang hat aus Kolonnen-Sicht jedoch einen entscheidenden Vorteil: Erweist sich ein Dual als sehr erfolgreich – wie offensichtlich im Fall von Dantyren –, kann er bei Verlust jederzeit nochmals geschaffen werden.

Problem hierbei ist allerdings, dass jeder Kopiervorgang im Paralog-Reprotron auf unbekannte Weise das Original abnutzt, so dass nur eine begrenzte Zahl von Versuchen möglich ist. Anders im Fall von Roi Danton, der in Form des Zellaktivators einen Vitalenergiespeicher trägt und theoretisch unendlich oft reproduziert werden könnte – was neben dem Insiderwissen seinen Wert für die Kolonne erklärt ...

Rainer Castor