PERRY-RHODAN-Kommentar 2407


TECHNIK DER VERGANGENHEIT (III)


Die Laosoor verfügen über ein solides Grundwissen in sämtlichen Bereichen normaler Anwendungstechniken der Hyperphysik. Halbraum-Technologie ist eher »verpönt«, während die UHF- und SHF-Bereiche des hyperenergetischen Spektrums – von Anwendungen wie Teleport- und Psi-Meldern und dergleichen einmal abgesehen – einem unausgesprochenen »Tabu« zu unterliegen scheinen und bei ausgeschlachtetem Beutegut meist »ignoriert« werden. Hier wirkt sich der unbemerkte Einfluss der Pressor-Garde und Kolonnen-Motivatoren aus, die eine technologische Weiterentwicklung schon zum Eigenschutz verhindern – heißt: Trotz vielfältigem Beutegut stagniert unter dem Strich die Technik der Laosoor.

Grundlage der laosooreigenen Technologie ist vor allem eine höchst wirkungsvolle Kombination von Transitions- und Paratron- oder »Dimensionstransmitter«-Technik, durchaus inspiriert von der Parafähigkeit zur Nahdistanz-Teleportation. Benannt wurde sie nach dem vor Jahrtausenden verstorbenen Wissenschaftsgenie Vinarxan, der damals die maßgeblichen Entwicklungen beisteuerte.

Die sogenannten Vinarxan-Strukturfelder kommen auf vielfältige Weise im kleinen wie großen Maßstab zum Einsatz – sie bewirken Ent- und Rematerialisationen oder erstellen schützende mikrouniverselle Blasen im Hyperraum, die als Hyperraumnischen auch »Raum neben dem Raum« schaffen können.

Die Wirkung der Vinarxan-Kraftwerke gleicht der der Daellian-Meiler: Als Basismasse dienen in den Hyperraum »ausgelagerte« Blasen, die mit bis zu rund 300.000 Tonnen »entarteter Materie« gefüllt sind, wie sie in Weißen Zwergen mit Dichten von rund zehn hoch sechs Gramm pro Kubikzentimeter anzutreffen ist – die 300.000 Tonnen beanspruchen somit nur das Volumen einer Kugel von 83 Zentimetern Durchmesser. Über dünne »Hyperröhren« erfolgt in intermittierenden Stößen die gezielte Ableitung der Masse, wobei sie als »Filter« wirken und eine eigentliche Verstofflichung verhindern, so dass nur ihr Energieäquivalent »materialisiert«, das dann per »Superfotoeffekt« umgewandelt wird.

Vinarxan-Mikroaufrisse stellen in den Hyperraumzapfern Verbindungen in quantenmechanischer Größenordnung zu energiereicheren (entropieärmeren) Kontinua des Hyperraums her. Es handelt sich um einen permanenten Zapfvorgang mit dem Vorteil, dass die ausgefilterte Hyperenergie direkt an die Endverbraucher weitergeleitet werden kann.

Die sogenannten Hyperstrahl-Beschleuniger der Sublicht-Triebwerke verwenden ebenfalls Vinarxan-Mikroaufrisse. Von der abgezapften Energie werden jedoch bis auf die hypergravitatorischen Bestandteile alle übrigen Komponenten ausgefiltert. Der Rest wird gleichgerichtet und nach Durchlaufen eines mehrstufigen »Linearbeschleunigers« von Hyperkristallprojektoren als lichtschneller gravomechanischer Schub abgestrahlt, der Beschleunigungen bis maximal 1190 Kilometer pro Sekundenquadrat ermöglicht.

Der Vinarxan-Translokator oder vinarxanischer Translokator erzeugt ein zweischaliges Vinarxan-Strukturfeld, das zunächst in konzentrischer Anordnung mit geringem Abstand von gleichgepolter innerer und äußerer Blase projiziert wird. Sobald beide zur Deckung gebracht werden, bedingt die Entladungsreaktion den abrupten Übergang zum Hyperraum unter gleichzeitiger Ausbildung eines eigenständigen Miniaturuniversums. So wird beispielsweise ein Raumschiff (oder die LAOMARK) unabhängig von der Sublicht-Eigengeschwindigkeit (!) aus dem Standarduniversum gerissen und stationär in den Hyperraum eingebettet.

Zur eigentlichen Fortbewegung – bei den Laosoor als (Hyper-)Translozierung umschrieben – wird im ersten Schritt die innere Blase ellipsoid verzerrt, verschoben und/oder gedreht, so dass bei gleichzeitiger Intensitätsabschwächung der äußeren Blase die zwischen beiden Feldern wirkenden Hyperkräfte als Resultierende den Vektor ergeben, sprich Richtung und Kraft der auf das Raumschiff einwirkenden Gesamt-Hyperwirkung. Beim zweiten Schritt haben beide Blasen wieder gleiche Intensität und Ausdehnung, so dass der Aufenthalt im Hyperraum gewährleistet ist – gefolgt von Schritt drei als Wiederholung von Schritt eins in einem Wechsel von mehreren Millionen Mal pro Sekunde. Das Prinzip ähnelt somit dem Hypertakt-Triebwerk der SOL.

Während die Richtung beliebig wählbar ist, sind der antreibenden Kraft und somit dem erreichbaren Überlichtfaktor Grenzen gesetzt, weil sich die innere Blase nur bis zu einem gewissen Grad verzerren und verschieben lässt. Neben der grundsätzlichen Aggregat-Maximalleistung wirkt sich hier auch die im Standarduniversum beim Übertritt erreichte Sublichtgeschwindigkeit aus.

Rainer Castor