PERRY-RHODAN-Kommentar 2399


RÜCK- UND AUSBLICK


Rund zwei Jahre nach der Attacke der Mikro-Bestien auf die Teilnehmer der Aufbaukonferenz der Völker ist mehr als deutlich, dass ein »normales Vorgehen« gegen eine Macht wie die Terminale Kolonne TRAITOR keine Aussicht auf Erfolg hat. Selbst wenn es den galaktischen Völkern in gemeinsamer Anstrengung und unter großen Opfern gelingen sollte, mit der in der Milchstraße aufmarschierten militärischen und logistischen Macht der Kolonne auch nur gleichzuziehen – was unter den derzeitigen Bedingungen einschließlich der erhöhten Hyperimpedanz schon schwer vorstellbar erscheint –, wäre damit nicht viel erreicht. Im Gegenteil: Es müsste damit gerechnet werden, dass die unweigerlich folgenden Reaktionen um ein Vielfaches härter ausfallen würden.

Mehr noch: Nicht einmal der unvorstellbar erscheinende Sieg in der Milchstraße würde unter dem Strich sonderlich viel ändern. Einerseits wäre damit den ebenfalls betroffenen anderen Sterneninseln der Lokalen Gruppe nicht geholfen, andererseits würde der Gegenschlag zweifellos um eine Größenordnung heftiger ausfallen, weil der Heerwurm der Terminalen Kolonne insgesamt mit Nachschubwerten aufwarten kann, von denen die Milchstraßenvölker bestenfalls träumen können. Die Terminale Kolonne als »Arm« der Chaosmächte ist zwar wie die Truppen der kosmokratischen Gegenseite an vielen Stellen in diversen Universen im Einsatz, und somit sind auch viele Kräfte gebunden, aber zur »Bändigung« normaler Lebewesen – wie es die Bewohner der Lokalen Gruppe nun mal sind – dürfte sich genügend militärisches Personal und Material hierher verlagern lassen.

Möglich, dass es »etwas länger dauert« und auf den ersten Blick den Galaktikern sogar eine »Atempause« gewährt würde. Da aber das eigentliche Ziel der Kolonne in Gestalt der Negasphäre von Hangay ohnehin in anderen zeitlichen Größenordnungen betrachtet wird, fiele selbst eine Atempause von Jahren oder gar einigen Jahrzehnten nicht ins Gewicht. Gerade weil das Ziel der Chaosmächte die Negasphäre »in voller Funktion« ist, spielt der langfristige Aspekt eine maßgebliche Rolle. Das zeigen nicht nur die mit dem Bau des Chaotenders VULTAPHER verbundenen Aktivitäten, sondern muss auch unter einem anderen Aspekt gesehen werden: Sollte die Negasphäre tatsächlich in Hangay entstehen, würde die Lokale Gruppe ohne jeden Zweifel zu einem wahren Bollwerk der Chaosmächte ausgebaut werden und dann nicht nur für Jahrtausende, sondern vermutlich sogar Jahrmillionen »verloren« sein.

Hierbei spielt nämlich hinein, dass eine einmal entstandene Negasphäre sogar mit den Mitteln der Kosmokraten nicht so ohne Weiteres wieder beseitigt werden kann. Als mahnendes Beispiel haben wir in dieser Hinsicht die durch das Verschwinden von TRIICLE-9 entstandene Negasphäre vor Augen. Sie hatte immerhin für rund 100 Millionen Jahre Bestand und war für einen Großteil dieser Zeit eine der wichtigsten Machtbasen der Chaosmächte – 2,8 Millionen Lichtjahre von der Galaxis Behaynien und rund 216 Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt. Diese Negasphäre verschwindet erst wieder, seit mit der Rückführung des Frostrubins im Jahr 429 NGZ das »verschollene« Kosmonukleotid an seinen ursprünglichen Standort in der Doppelhelix des Moralischen Kodes wieder »an Kontrolle gewinnt« – seinerzeit von Perry Rhodan persönlich beobachtet: Inmitten des sternenleeren Raumes erblickte er ein hässliches Gebilde, das die Form einer großen grauen Blase hatte. Es maß Tausende von Lichtjahren im Durchmesser, und er begriff intuitiv, dass es die Negasphäre war, die er sah, eine Enklave der Mächte des Chaos. Von einem Kosmonukleotid, das er als TRIICLE-9 identifizierte, legte ein Messenger ab und stieß auf die Negasphäre zu. Scharf gebündelte, zuckende Ströme hyperdimensionaler Energie gingen von ihm aus und rissen Löcher in die Wand der grauen Blase. Es war ihm klar, dass er einen Prozess beobachtete, der sich über Jahrtausende erstrecken würde. Aber er begriff die Botschaft, die ihm mitgeteilt wurde: Das Ende der Negasphäre war gekommen. (PR 1271)

Im Gegensatz zur weiterhin rätselhaften Retroversion – die, wie wir von ARCHETIM wissen, eine entstehende Negasphäre »beseitigen« kann –, spielten bei der Rückführung von TRIICLE-9 ebenso wie bei der dortigen Negasphäre zweifellos andere Aspekte eine Rolle. Der nach Hangay ausgesandte Messenger jedenfalls konnte dort nicht eindringen und das Voranschreiten der weiteren Prozesse beenden; sei es, weil er »falsch programmiert« war, sei es, weil »andere Mittel« benötigt werden. Ein Kampf gegen TRAITOR kann somit nur dann erfolgreich sein, wenn die Ursache der Anwesenheit der Kolonne beseitigt ist – eben die Negasphäre ...

Rainer Castor