Da Sonnentransmitter häufig in Gebieten wie dem galaktischen Zentrum und vergleichbaren Ballungszentren von Sternen errichtet wurden, in denen die Hyperimpedanz grundsätzlich höher als in anderen kosmischen Regionen ist, wurde die in ZEUT-80 verwendete Technik – vergleichbar den Anlagen von Kharag-Stahlwelt – bewusst robust ausgelegt. Somit kann sie auch nach der allgemeinen Hyperimpedanz-Erhöhung weitgehend ohne Einbußen verwendet werden. Interessantes Detail »am Rande« ist allerdings, dass die Zusatzausstattung der Hyperschwall-Injektoren in leicht modifizierter Weise auch bei der Projektion des milchigen Prallschirms Verwendung findet und für dessen »Hyperkomponente« verantwortlich ist. Hierbei wird ein bemerkenswerter Effekt beobachtet, der bereits von den Lemurern dokumentiert und gezielt eingesetzt wurde: Die hyperphysikalische »Aufladung« des Prallschirms bewirkt ein Phänomen auf Halbraumbasis, das die Wissenschaftler der BEIJING als Hyperkavitation umschrieben haben.
Kavitation ist vom lateinischen cavus – hohl – abgeleitet und bezeichnet die Bildung von Blasen in einer Flüssigkeit. Diese entstehen nicht nur, wenn die Flüssigkeit durch Energiezufuhr erwärmt wird, sondern auch, wenn der Druck in der Flüssigkeit stark absinkt. Sogenannte Superkavitation kommt zum Beispiel bei Torpedos zum Einsatz, die komplett in eine Luftblase eingehüllt sind, auf diese Weise keine Berührung mehr mit dem Wasser haben und somit Geschwindigkeiten – weil fast jeder Reibungswiderstand aufgehoben ist – von mehreren 100 Kilometern pro Stunde erreichen können.
Ohne die Analogie zu weit zu treiben, ist ein vergleichbarer Effekt mit der Hyperkavitation verbunden: Durch die im Standarduniversum stabilisierte Halbraumblase und ihre spezifische Feldkonfiguration – die keine Versetzung in den Halb- oder Linearraum bewirkt, da sie nicht vollständig geschlossen ist – wird in ihrem Wirkungsbereich der Hyperphysikalische Widerstand lokal reduziert. Während die Hyperschwall-Injektoren im Normalfall die ohnehin tobenden Hyperstürme noch »anheizen« und dabei quasi den Hyperimpedanz-Wert »erhöhen«, kommt es hier durch eine Art »Umpolung« zum umgekehrten Effekt – durchaus vergleichbar den als »ruhigen Enklaven« umschriebenen Gebieten im Kugelsternhaufen Omega Centauri. Heißt mit anderen Worten: Ähnlich wie die Luftblase bei Superkavitation die Berührung mit dem umgebenden Wasser verhindert und den Reibungswiderstand reduziert, erzeugt die modifizierte Hyperschwall-Injektion eine »Halbraumblase mit verringertem Hyperwiderstand«.
Diese höchst interessanten Daten wurden natürlich sofort auf den Rechner der BEIJING überspielt und zusätzlich in diversen Speicherkristallen gesichert – zur späteren Auswertung im Solsystem. Was möglicherweise daraus wird und sich in die Praxis umsetzen lässt, bleibt abzuwarten.
Fest steht schon jetzt, dass der Wirkungsgrad des lemurischen Prinzips eindeutig nicht ausreicht, um die mit dem Hyperimpedanz-Schock verbundene Erhöhung komplett auszugleichen. Andererseits ist damit dennoch eine merkliche Leistungsverbesserung verbunden – zumal laut lemurischer Dokumentation der Effekt nicht nur im Standarduniversum, sondern auch beim Halbraumfeld des Lineartriebwerks erzielt werden kann.
Klar ist auch, dass eine solche »aktive Hyperimpedanz-Reduzierung« nach dem alten Grundsatz »von nix kommt nix« Energie erfordert, die an Bord von Raumschiffen ohnehin knapp bemessen ist. Im Fall von ZEUT-80 stellt sich diese Frage nicht (oder weniger) – bei »normalen« Raumern könnte es allerdings ein Problem sein oder werden. Unter Umständen läuft es also auf eine Abwägung hinaus, was je nach Situation »mehr wiegt«: Leistungssteigerung oder »normaler« Energieverbrauch ...
Ob sich der Effekt also so ohne Weiteres mit terranischer Technik reproduzieren lässt oder sich eventuell sogar weitere Verbesserungen erzielen lassen, müssen erst weitere Untersuchungen und Forschungen zeigen. Aber schon jetzt dürfte klar sein, dass hier ein mehr als vielversprechender Effekt gefunden oder wiederentdeckt wurde. Abermals hat sich also gezeigt, dass die alten Lemurer zumindest auf dem Gebiet der angewandten Halbraumtechnik schon vor 55.000 Jahren Lösungen gefunden hatten, die man noch längst nicht alle oder nicht mehr kennt. Und das, obwohl seinerzeit schon der selige Arno Kalup etliche Ideen in seinen Schubladen liegen hatte, die aus diversen Gründen wie Energieversorgung, Erstellung und korrekte Projektionsweise und dergleichen mehr leider nicht in die Praxis umgesetzt werden konnten ...
Rainer Castor