PERRY-RHODAN-Kommentar 2388


WAS GESCHIEHT IN HANGAY? (I)


Um es gleich auf den Punkt zu bringen: Noch wissen wir nicht, was genau in Hangay passiert. Fest steht, dass dort eine Negasphäre entsteht – als ein Gebiet von noch unbekannter Größe, in dem der Moralische Kode des Universums keine Wirkung entfaltet, sondern »Chaos« Platz macht und die bekannten Naturgesetze ihre Gültigkeit verlieren lässt. So jedenfalls lautet die knappe Zusammenfassung dessen, was wir bislang wissen oder zu wissen glauben. Was genau das bedeutet – vor allem bezogen auf den jetzigen »Zwischenzustand« des Entstehens –, wird erst die Zukunft zeigen müssen, zumal momentan ja nicht einmal klar ist, welches Stadium der Entwicklung die Negasphäre bereits erreicht hat. Dass es sich um keine endgültige Entwicklung handelt oder handeln muss, haben die Geschichte ARCHETIMS und die von ihr und anderen Superintelligenzen vor rund 20 Millionen Jahren erfolgreich umgesetzte, leider nach wie vor rätselhafte Retroversion gezeigt.

Vor diesem Hintergrund erscheint es durchaus angebracht, sich das bislang bekannte Wissen in Erinnerung zu rufen, wie es mit dem »normalen Funktionieren« des Moralischen Kodes, seiner Kosmogene, Kosmonukleotide, Psionischen Informationsquanten (Psiqs) und Messengern verbunden wird. Dass dieses Wissen letztlich nur unter Vorbehalt gesehen kann, liegt am eher unzureichend erforschten Gegenstand unseres Interesses wie auch an der grundsätzlichen Glaubwürdigkeit von Quellen wie der Kosmokrat Taurec eine war.

Vom Moralischen Kode hieß es zunächst, er erstrecke sich »als Doppelhelix durch das gesamte Universum«. Perry Rhodans Entdeckung, dass das Nachod as Qoor (»Loch der Ewigkeit«) im Universum Tarkan mit DORIFER identisch ist, lieferte die darüber hinausgehende Erkenntnis, dass der Moralische Kode multiversal ist. Er ist überall im Kosmos des Multiversums präsent und wirksam, in sämtlichen parallelen, pararealen und wie auch sonst definierbaren Universen samt ihren vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Ausprägungen sowie den damit verbundenen potenziellen und sonstigen Alternativen und Varianten der Wahrscheinlichkeit und des »Realitätsgrads«.

Der Moralische Kode als Ganzes wird von den Kosmokraten auch Endlose Armada genannt, weil seine Doppelhelix in sich selbst zurücklaufe, also weder Anfang noch Ende habe. Hierbei stammt die Umschreibung Moralischer Kode ebenfalls von den Kosmokraten, während ihn die Chaotarchen Kodex der Entwicklung nennen. Allerdings stellte Taurec Rhodan gegenüber klar, dass der Begriff Moralischer Kode insofern irreführend sei, wenn man ihn im beschränkten Sinn der menschlichen Moral versteht. Es geht nicht um so abstrakte Begriffe wie Gut oder Böse. Die kodierte »Moral« sei gleichbedeutend mit dem Sein an sich, mit der Existenz des Universums in der Form, die dir so vertraut, so selbstverständlich erscheint. (PR 1224)

»Knotenpunkte« in der Doppelhelix stellen die zu Kosmogenen zusammengefassten Kosmonukleotide dar, die zunächst ziemlich vage als »psionische Felder von bedeutendem Energiegehalt« umschrieben wurden. Als »im übergeordneten Kontinuum angesiedelte Informationspools« verbinden sich mit ihrer hyperdimensionalen Verwerfung im jeweiligen Standarduniversum vierdimensionale »Abdrücke«. Sie bestimmen in der Gesamtheit aller ihrer Determinanten als »Naturgesetze« das Wesen, die Struktur und die Entwicklung des ihnen »zugeordneten Zuständigkeitsbereichs«, des zugehörigen Universums und letztlich des Gesamtkosmos.

Die als »Raum unter dem Raum« umschriebene Tiefe hat nicht nur die Aufgabe, das Entstehen von interuniversellen Überlappungszonen zu verhindern, sondern dient auch der »Verankerung« der Kosmonukleotide. Als »n-dimensionale Trennschicht« ist sie, trotz der geringen »räumliche Dicke« von exakt 2312 Metern, die mit der Tiefenkonstante verbunden wird, mehr als eine andere Welt oder eine andere Dimension.

Angesichts der damit verbundenen hyperphysikalischen Aspekte darf die Analogie nicht zu weit getrieben werden. Für alle Universen kann weder ein Zentrum noch ein Rand definiert werden, so dass die Tiefe als »Grenze« wie als »Übergang« von jedem Punkt im Raum-Zeit-Kontinuum aller Universen aus zugänglich ist. Beim Blick »von außen« werden diese häufig als »quallenhafte Gebilde in einer roten Emulsion« beschrieben, die sich als Kugeln, die gleich Riesenmolekülen ineinander verwoben sind, gegenseitig zu größeren Sphären ergänzen, in unendlichen Reihen angeordnet scheinen und jede – analog der buddhistischen Allegorie von Indras Netz – nicht nur das »Licht« jeder anderen, sondern auch jede Spiegelung jeder Spiegelung widerspiegeln ...

Rainer Castor