PERRY-RHODAN-Kommentar 2381


DAS DENGEJAA UVESO


Im etwa 1000 Lichtjahre durchmessenden, von gewaltigen Hyperorkanen heimgesuchten Kernballungsgebiet der Milchstraße befinden sich rund eine Milliarde Sonnenmassen. Die Massendichte nimmt zum Zentrum hin steil zu: von etwa einer Sonnenmasse pro Kubiklichtjahr in einer Distanz von 300 Lichtjahren bis zu etwa 12.000 Sonnenmassen pro Kubiklichtjahr in nur drei Lichtjahren Entfernung. Mit rund 20 Milliarden Sonnenmassen umgibt ein ellipsoider, rund 16.000 Lichtjahre durchmessender »Bauch« dieses Zentrum, aus dem die Spiralarme der Milchstraßenhauptebene entspringen.

Eigentliches Zentrum ist das gigantische Schwarze Loch, wie es vergleichbare in anderen Galaxien gibt – viele deutlich massereicher und aktiver, in anderen Fällen auch von geringerer Masse. Während beim normalastronomischen Blick von der Erde aus nur jener Stand erkennbar ist, wie er sich vor rund 30.000 Jahren darstellte und einen eher »schlafenden Zustand« widerspiegelt, ist vor Ort die Aktivität in der Gegenwart deutlich größer. Nahe stehende Sonnen, von denen jede Dutzende Millionen Kilometer Durchmesser erreicht, lösen sich unter dem Sog machtvoll zerrender Gezeitenkräfte auf, sind oval deformiert und wirken bizarr zusammengestaucht. Lodernde Plasmaströme schwingen spiralig von den Äquatorzonen nach außen, werden beschleunigt und zu dem alles verschluckenden Moloch gezerrt.

Dengejaa Uveso ist ein Begriff aus dem Sothalk, der Sprache der Ewigen Krieger aus Estartu, mit der wörtlichen Bedeutung von »Abgrund voller Kraft«. Dieser Terminus hat seit 446 NGZ all die alten Bezeichnungen verdrängt – Sagittarius-A bei den Terranern, Thelak-Holur bei den Arkoniden, Zyürfityür-Piilike bei den Jülziish der Eastside. Damals beabsichtigte Sotho Tyg Ian, die aus dem gigantischen galaktozentrischen Schwarzen Loch gewonnene und im Stygischen Netz gespeicherte Energie in Hyperbarie zu verwandeln, um durch eine zeitlich begrenzte Krümmung der Raumzeit die Sterne des Zentrums in Richtung des Black Hole zu beschleunigen. Durch ihren Sturz in die Singularität hätte diese den kritischen Wert von einer Milliarde Sonnenmassen erreicht, was einen langsamen, aber irreversiblen Kollaps der gesamten Milchstraße zur Folge gehabt hätte. Eine bei der Erzeugung der Hyperbarie entstehende psionische Schockwelle hätte überdies sofort alles intelligente Denken im Bereich der Galaxis ausgelöscht.

Stygians Vernichtungsplan wurde seinerzeit verhindert, indem Nakken die für den Aufbau der Hyperbarie und des psionischen Impulses benötigte Energie umlenkten. Damit stellten sie die Verbindung zwischen dem Stygischen und dem Psionischen Netz her (PR 1347).

Das Dengejaa Uveso vereinigt in sich eine Masse, die dem Hundertmillionenfachen von Sol entspricht, rund zwei mal zehn hoch achtunddreißig Kilogramm. Der Durchmesser des Ereignishorizonts erreicht mit 594 Millionen Kilometern einen Wert von etwa 33 Lichtminuten, während der Durchmesser der Akkretionsscheibe, in welcher Temperaturen von vielen Millionen Grad völlig normal sind, sogar 1,843 Milliarden Kilometer beträgt, sprich etwa 102 Lichtminuten. Ihr Außenrand bewegt sich mit der Irrsinnsgeschwindigkeit von einem Drittel der Lichtgeschwindigkeit; dennoch benötigt er sechzehn Stunden, um den eigentlichen Abgrund einmal zu umrunden.

Kein Lichtquant kann dem Sog entrinnen, sobald die Grenze des Ereignishorizonts überschritten ist. Sogar die Lichtgeschwindigkeit reicht dann nicht aus, diesem Ungeheuer zu entweichen. Zu sehen ist (aus sicherer Distanz) Finsternis vor blendender Helligkeit und absonderlichen Vielfachbildern aufgrund des Gravitationslinseneffekts, so dass die Akkretionsscheibe, die sich zum Rand des Ereignishorizonts hin glättet und zur ultraweiß strahlenden, fast metallisch fest wirkenden Masse verdichtet, den Kontrast eher verstärkt, als dass es eine Abschwächung gegeben hätte. Und das, obwohl das Leuchten am Ereignishorizont am grellsten ist und eigentlich diese Dunkelheit überdecken müsste.

Die Frequenz aller konventionellen Ausstrahlungen wird sowohl durch das immense Schwerefeld, den Einstein-Effekt einer Gravitationslinse, als auch durch die Scheibenrotation im Sinne des Doppler-Effekts verändert. Die starke Raum-Zeit-Krümmung liefert dem entfernten Beobachter ein Doppelbild der Scheibe: Zur gleichen Zeit lässt sich ein direktes, allerdings verzerrtes Bild der Scheibenoberseite sowie ein indirektes der Scheibenunterseite ausmachen.

Sonnen werden in den Vernichtungsstrudel gerissen, die Verzerrungen von Raum und Zeit sind extrem, hyperenergetische Phänomene mischen sich ins Spektakel und akausale Phänomene sind ebenfalls an der Tagesordnung.

Rainer Castor