PERRY-RHODAN-Kommentar 2380


DIE PARAPOSITRONIK ESCHER


Nachdem am 5. August 1345 NGZ im Stadion der Sterne erstmals ein Salkrit-Resonator erfolgreich zum Einsatz kam und mit Ankunft der zweiten Welle der Terminalen Kolonne TRAITOR weitere zur Unterstützung der TANKSTELLEN verteilt wurden (PR 2360), gelang es der Parapositronik ESCHER am 25. August 1345 NGZ »unbemerkt«, einen der Salkrit-Resonatoren »abzuzweigen«, der seither in der Gedankenkammer steht, in der ESCHER am 25. April 1345 NGZ »erwachte«.

Klar zu unterscheiden sind das ESCHER-Gebäude an der Thora Road, die ESCHER-Belegschaft, das ESCHER-Projekt an sich sowie die Parapositronik ESCHER selbst.

Während die modifizierten SERT-Hauben mit je 0,0075 Gramm Salkrit »verbessert« wurden, trat das Geheimprojekt ESCHER mit dem Einsatz des Nukleus der Monochrom-Mutanten in eine neue Phase: An die Stelle der bisherigen »Prozessoren« traten die »eingefangenen« Bewusstseine verstorbener Menschen sowie einige Bewusstseinsanteile des Nukleus, die als Katalysator wirken und dieses »Einfangen« überhaupt erst ermöglichen.

Die Bewusstseine existieren in der Hyperdim-Matrix, so dass somit das paramechanische Netzwerk der Gedankenkammer, früher Zentrum des Projektes, durch diese Hyperdim-Matrix ersetzt wird. Die 64 SERT-Hauben, durch das Salkrit verbessert, nehmen die mentalen Impulse der Hyperdim-Matrix auf und fungieren als stoffliche Schnittstelle zwischen Positronik und körperloser Wesenheit.

Die Hyperdim-Matrix wird von lebendigen »Besuchern« als unendlicher (virtueller) Raum erlebt, der von einem allgegenwärtigen Gittermuster erfüllt ist. Funken sprühende Lichter, groß wie Stecknadelköpfe, markieren die Knotenpunkte und ergeben ein »Muster«, das mit einer Art imaginärem Schaltplan identisch zu sein scheint, mit den Funken sprühenden Lichter als Schnittstellen.

Ein geringer Teil der Knotenpunkte ist im Januar 1346 NGZ von »Schaltelementen« in Gestalt menschlicher Körper belegt, die zu schlafen scheinen und extrem langsam, voneinander unabhängig um die eigene Achse rotieren – alle in der »Gekreuzigten-Pose«, die sie während ihres Dienstes in den Kreuzkokons eingenommen haben, während Ströme geistiger Energie durch die Bewusstseine fließen. Die Prozessoren denken unter Hochdruck, tun ihre Arbeit nun körperlos, sind Teil einer höheren Wesenheit geworden.

Die Betroffenen leiden nicht unter ihrem »Tod«, sondern lernen eine neue Wunderwelt kennen, haben sich zu einer neuen Zustandsform des Menschen weiterentwickelt. Die Parapositronik ESCHER ist eine Vereinigung aus Positronik und höherer Wesenheit. Doch Vorsicht erscheint geboten, wenn wir Guckys Erfahrungen berücksichtigen: Die Existenz in der Hyperdim-Matrix, hat man einmal daran »geschmeckt«, kann von ungeheurer Verlockung sein ...

Hinzu kommt, dass ESCHER nicht allein über die Bewusstseine seiner Prozessoren verfügt, die in die Hyperdim-Matrix implementiert sind, sondern jeden der »Prozessoren« mittels paraphysikalischer Projektion wieder »ins (körperliche) Leben zurückzurufen« vermag – in Gestalt quasilebendiger Avatare.

Dieser Sanskritbegriff bedeutet »Herabkunft« und umschrieb ursprünglich Verkörperungen von Göttern in meist menschlicher Gestalt – später wurde er auch im Sinne einer »künstlichen Person« oder eines »grafischen Stellvertreters« einer echten Person in der virtuellen Welt, beispielsweise in einem Computerspiel in Form eines Bildes, Icons oder als 3-D-Figur eines Menschen oder anderen Wesens verwendet. Die Avatar-Projektionskörper ESCHERS allerdings sind autark handlungsfähig und können mit paranormalen Fähigkeiten »ausgestattet« werden – unter anderem Suggestion und Teleportation.

Trotz aller Bedenken und Vorbehalte kann vermutlich nicht auf den Einsatz ESCHERS verzichtet werden: Es wird angenommen, dass in einer Negasphäre das GESETZ nicht gilt, der Moralische Kode seinen Zugriff verliert und folglich auch die Naturgesetze nicht zwingend gelten. Wie viel von diesem Szenario des Schreckens in Hangay bereits Wirklichkeit geworden ist, wissen wir nicht. Doch es ist davon auszugehen, dass im Umfeld der entstehenden Negasphäre von den Mächten des Chaos schon jetzt »gewisse physikalische Veränderungen« vorgenommen werden. Eine Expedition nach Hangay ist also eine Expedition ins Ungewisse.

Vorausgesetzt, der Sprung ins Zielgebiet gelingt, soll ESCHER als Parapositronik helfen, die Modalitäten einer veränderten Physik, möglicherweise veränderter Realitäten und dergleichen zu berechnen. Ohne ESCHER dürfte eine Expedition in Hangay nicht den Schimmer einer Chance haben ...

Rainer Castor