Das »Positronik-Element« des Geheimprojekts ESCHER ist in den oberen Stockwerken des ESCHER-Gebäudes untergebracht. Daran gibt es kein großes Geheimnis – es handelt sich um normale Hardware, wie sie seit Jahrtausenden verwendet wird. Das Element »menschlicher Geist/Bewusstsein« bestand ursprünglich aus 64 »Prozessoren«. Im täglichen Sprachgebrauch hat sich dieser kürzere Ausdruck durchgesetzt, obwohl manche beteiligte Forscher darauf bestanden, von »Bio-« oder auch »Para-Prozessoren« zu sprechen.
Hirn- und Bewusstseinsimpulse dieser 64 Personen sollen mittels modifizierter SERT-Hauben abgenommen und zu einem paramechanischen Netzwerk »verschaltet« werden, das dann mit dem Positronik-Element gekoppelt werden soll. Grundlage ist hierbei, dass sich die »Prozessoren« in ihrer Wirkung und Leistungsfähigkeit nicht nur einfach addieren, sondern potenzieren.
PR-Computer 1992: ... ein Aspekt, der seinerzeit schon bei den Konzepten beobachtet wurde, aber von Parabegabten her ebenfalls bekannt ist: Die Blockbildung von Bewusstseinen und ihrer Kräfte führt nicht einfach zur bloßen Aufsummierung, sondern hier gilt, dass das Ganze mehr als die Summe der Teile ist. Als Vergleich gilt das Verhältnis von Radius zum Volumen einer Kugel, welche bekanntlich in der dritten Potenz zueinander stehen.
Drei Bewusstseine, die zum kollektiven Bewusstsein zueinanderfinden, werden demnach hinsichtlich ihres Gesamtpotentials, aber auch mit Blick auf die zueinander parallel ablaufenden Bewusstseinsprozesse, nicht einfach verdreifacht, sondern erreichen das Drei-hoch-drei- sprich Siebenundzwanzigfache!
Bei 64 Beteiligten entspricht es also dem 262.144fachen!
Soweit die Theorie. Ernsthaft funktioniert hat dieser ursprüngliche ESCHER-Ansatz nie. Hauptproblem war die gezielte Blockbildung der Bewusstseine und ihre paramechanische Vernetzung zum stabilen Kollektiv mit exakt aufeinander abgestimmten Elementen – immerhin handelte es sich hier weder um Mutanten noch um Konzepte, sondern um normale Menschen, deren Bewusstseine auf künstlichem Weg »zusammengeschaltet« wurden.
Bei den modifizierten SERT-Hauben wurden unter anderem auf die vom Synergistiker-Paar Enza Mansoor und Notkus Kantor um 1170 NGZ gewonnenen Erkenntnisse hinsichtlich des sogenannten Metalysators zurückgegriffen. Ddieser ermöglichte es dem menschlichen Bewusstsein unter gewissen Bedingungen, sich vom Körper zu lösen und als eigenständige Einheit zu fungieren. Beim seinerzeitigen Versuch, in NATHANS syntronische Mikrofelder einzudringen, ging Notkus Kantor »verloren« (PR 1522).
PR-Computer 1522: ... Die körperlosen Bewusstseine sind ungeheuer beweglich. Ihre Wahrnehmungsfähigkeit übersteigt die der körpergebundenen Sinne um mehrere Größenordnungen (...) Der Metalysator wird niemals ein Allzweckgerät werden. Befürchtungen, dass eines Tages Millionen bewusstseinsloser Körper unterhaltsbedürftig auf der Erde herumliegen, weil die Bewusstseine sich nach Elltertscher Manier irgendwo im Kosmos herumtreiben, sind unbegründet. Enza Mansoor und Notkus Kantor haben den Metalysator in erster Linie für das Wohlbefinden ihres Sohnes Myles Kantor entwickelt, der physisch schwächlich ist und im Schlaf von Albträumen geplagt wird. Ihm wollten sie die Möglichkeit verschaffen, das substanzfreie Bewusstsein aus dem von der Natur unzureichend ausgestatteten Körper schlüpfen und sich in der Ungebundenheit körperloser Existenz austoben zu lassen. Die Zeit, die das Bewusstsein sich mit Hilfe des Metalysators vom Körper entfernen kann, ist eng begrenzt. Ebenso limitiert ist die Distanz, die Körper, Bewusstsein und Metalysator voneinander getrennt sein können.
Die Metalysator-Maschine wird also niemals als universelles Mittel der »Loslösung des Bewusstseins vom Körper« anwendbar sein. Ihre Verwendung ist auf kurze Zeiträume und geringe Entfernungen beschränkt. Ernst Ellert und Testare bleiben die Einzigen – sollte es ihnen jemals gelingen, das Privileg der Körperlosigkeit wiederzuerlangen –, denen es vergönnt ist, materiefrei durchs Universum zu schweben.
Für uns bleibt der Metalysator dennoch eine faszinierende Erfindung. Im Innern NATHANS hat er gewissermaßen versagt. Aber es handelt sich um eine neue Entwicklung, deren Fähigkeiten noch längst nicht alle getestet sind. Vielleicht wird man in Zukunft mehr von der rätselhaften Maschine hören.
Ausgehend von den seit 1170 NGZ stattgefundenen Forschungen sowie unter Einbezug der vom Projekt Gedankenturm gelieferten Daten entstand das Geheimprojekt ESCHER ...
Rainer Castor