Wie bereits im PR-Kommentar 2360 angesprochen, wird an vielen Stellen auf allen Gebieten intensiv geforscht, werden Prototypen entwickelt, neue Verfahren, Materialien und Methoden ausprobiert und alle nur denkbaren Möglichkeiten ausgelotet. Es liegt in der Natur des Sache, dass über viele dieser »ungelegten Eier« noch nichts an die Öffentlichkeit dringt – strikte Geheimhaltung ist schließlich ein nicht zu vernachlässigender Aspekt für den Erfolg. Hinzu kommt, dass zu großer Optimismus im Vorfeld nur umso größere Enttäuschung zur Folge hätte und keine falschen Hoffnungen erweckt werden sollen.
Das Beispiel von Quinto-Center zeigt, dass sich nun nach und nach – manche mögen sagen »zu spät«, andere »besser spät als nie« – Ergebnisse der forcierten Forschung und Entwicklung einstellen. Schon bevor das USO-Hauptquartier die neue Position im Lagunennebel bezog, bot der hochwertige Antiortungsschirm, der den von Ka’Marentis Aktakul entwickelten, inzwischen an die Hyperimpedanz-Erhöhung angepassten Skorgon-Feldern (arkonidisch: »der Verschleierte«) gleicht, bis zu einem gewissen Grad Ortungsschutz.
Vor dem Hintergrund der Dunkelschirme der Terminalen Kolonne TRAITOR als Vorbild wurde allerdings bei intensiven Recherchen der QuinTechs das »Paros-Prinzip« wieder »ausgegraben« und unter anderem durch Verwendung von HS-Howalgonium an die neuen Hyperimpedanz-Bedingungen angepasst. Erst die Hilfestellung der Algorrian ermöglichte jedoch die letztlich entscheidende Feinjustierung der Wandler und Projektoren, so dass am 16. August 1345 NGZ erstmals als zusätzlicher Ortungsschutz der Paros-Schattenschirm eingesetzt werden konnte.
Der Hintergrund reicht mehr als ein Jahrtausend in die Vergangenheit: Ursprünglich entdeckt wurde das nach seinem Namensgeber Dr. Don Paros benannte Prinzip im Jahr 3580 an Bord der SOL-Zelle-2 (PR 736). Durch eine – wie es damals hieß – »geringfügige Veränderung der Schirmstruktur« wurde die Schutzwirkung erweitert und das auf diese Weise feldumschlossene Objekt »halb entmaterialisiert«: Es verwandelte sich in einen unscharfen, flimmernden »dreidimensionalen Schatten«, der anderen Körpern keinen Widerstand mehr entgegenbrachte, da er in eine höhergeordneten Zwischenzustand »entrückt« wurde. Unter dem Paros-Schattenschirm wirkte die SZ-2 von außen dunkler, fast schwarz, war nicht völlig transparent, sondern eher ein drohender Schatten ohne Substanz, durch den Strahlschüsse wirkungslos hindurchgingen!
Seinerzeit wurde das Prinzip des »Schatteneffekts« von Ras Tschubai sogar bei seinem Schutzanzug angewendet – und von der SZ-2 nach Erreichen der Milchstraße quasi zur Verstärkung des grassierenden Glaubens an den Sonnenboten Vhrato genutzt (PR 706, PR-Computer 707, PR 736). Leider wurde der Schattenschirm aufgrund der turbulenten Ereignisse – einschließlich der Übergabe der SOL an die Solaner Ende 3586 – »vergessen« und kam später nicht mehr zum Einsatz ...
Beim Paros-Schattenschirm wird das Hyperfeld eines Paratronschirms mit der Semimanifestation sowie einer dem Deflektor gleichenden Umlenkwirkung kombiniert. Als Ergebnis kommt es zur Teilentmaterialisation des feldumschlossenen Objekts durch den erweiterten Aufriss der »Dimensionstransmitter«-Funktion eines Paratron-Konverters bei gleichzeitiger Ausprägung einer modifizierten Paratronblase im Sinne eines nur bis zu einem gewissen Grad eigenständigen Miniaturuniversums, ohne dass dieses komplett aus dem Standarduniversum verschwindet. Auf das auf diese Weise »entrückte« Objekt haben die im Standarduniversum wirkenden Kräfte nur noch bedingt oder gar keinen Einfluss mehr – gleichzeitig wird es für Hyper-Ortung und -Tastung quasi »unsichtbar«. Unter dem Strich kommt dies einem extrem wirkungsvollen Ortungsschutz gleich, wenngleich auf geringe Distanz im normaloptischen Bereich der »substanzlose Schatten« zu erkennen ist.
Normale oder konventionelle Waffen entfalten somit keine Wirkung; Hochrechnungen und Simulationen belegen überdies, dass auch für die Potenzialwerfer der Terminalen Kolonne mit ihrer in erster Linie »gravitationellen Wirkung« Vergleichbares gilt. Etwas anderes sind dagegen ausschließlich hyperphysikalisch wirksame Waffen wie Intervallstrahler, da diese »auf gleichem Niveau« ansetzen und somit die Schattenschirmstruktur überlasten können.
Die Belastungsgrenze des Schattenschirms ist derzeit noch unbekannt – Feldversuche fanden bei Quinto-Center natürlich nicht statt. Diese werden wohl Aggregaten vorbehalten bleiben, die für den Raumschiffeinsatz modifiziert werden...
Rainer Castor