PERRY-RHODAN-Kommentar 2360


ERKENNEN, TARNEN, SCHÜTZEN, ANGREIFEN


Die in jüngster Vergangenheit gewonnenen Erkenntnisse geben keinen Anlass zum Jubeln – weder die kurzfristige Aussicht auf die Folgen und Konsequenzen der mit der zweiten Welle verbundenen massiven Aufstockung der Terminalen Kolonne TRAITOR noch die langfristige als »Ressource« für den entstehenden Chaotender VULTAPHER. Auf rein militärischem Gebiet stehen die Galaktiker auf ziemlich verlorenem Posten.

Doch das heißt keineswegs, dass die Hände in den Schoß gelegt werden – kampf- und widerstandslos aufzugeben ist weder die Art der Menschheit im Speziellen noch der meisten anderen Völker in der Milchstraße im Allgemeinen. Angesichts der Lage hilft vor allem alles Jammern nicht, zumal es ja durchaus schon gewisse Erfolge der auf allen Gebieten intensivierten Forschung gibt.

Um überhaupt eine Chance zu haben – selbst wenn diese aus Sicht der Terraner zunächst »nur« auf das Verbarrikadieren hinter dem TERRANOVA-Schirm und die Nadelstiche einer Guerillataktik hinauslaufen sollte –, sind eine Reihe von Voraussetzungen zu schaffen, die in ihrer Vereinfachung den Punkten der Überschrift entsprechen: Erkennen im Sinne von möglichst wirkungsvoller Ortungs- und Tastungsmethoden, Tarnen durch hochwertige Anitortungsmechanismen, Schützen durch verbesserte oder andere Schutzschirme sowie Angreifen mit Waffen, die auch den Kolonnen-Einheiten »wehtun«.

Auf dem Gebiet der Ortung konnte mit dem Kantorschen Ultra-Messwerk bereits ein Gerät entwickelt werden, welches die Dunkelschirme der Kolonnen-Einheiten »aushebelt«, allerdings bislang nicht in großen Stückzahlen zur Verfügung steht und vielleicht auch nie zur Verfügung stehen wird. Darüber hinaus muss jedoch auch im allgemeinen Sinne vor dem Hintergrund der erhöhten Hyperimpedanz weiter an Reichweite, Bandbreite und Empfindlichkeit bei passiven Orten wie aktiven Tastern gearbeitet werden. Verbesserungen sind auf diesem Gebiet zweifellos möglich – nicht zuletzt mit Blick auf derzeit leider noch nicht einsetzbare und bestenfalls als erste Prototypen vorliegende Halb- und Hyperraumspürer, verbesserte »UHF-Peiler« und dergleichen mehr.

Beim letzten Punkt des Angreifens bietet die VRITRA-Kanone ebenfalls schon einen erfolgversprechenden Ansatz – zumindest lassen sich mit ihr die Fraktalen Aufriss-Glocken erstmals »knacken«. Ob die VRITRAS – nach weiterer Verbesserung, Leistungssteigerung und vor allem größerer Verbreitung – der Weisheit letzter Schluss bleiben werden, wird sich zeigen müssen. Es ist durchaus möglich, dass durch weitere Forschung, die selbstverständlich an vielen Stellen weiter forciert wird, ganz neue Ansatzpunkte und Methoden gefunden werden.

Ein gewisses Problem bereiten derzeit – trotz einer ganzen Reihe vielversprechender Ansätze, auf die noch an anderer Stelle im Detail einzugehen sein wird – die beiden mittleren Punkte. Von ihnen hängt nicht zuletzt maßgeblich ab, ob und inwieweit eine Guerillataktik überhaupt eine minimale Aussicht auf Erfolg verspricht. Solange die Chaos-Geschwader punktuell weitgehend gebunden waren, war die verkündete TRAITOR-Direktive zwar für die direkt betroffenen Systeme und Welten überaus unangenehm, doch Einzelschiffe und kleinere Verbände konnten in den immensen Weiten der Milchstraße nahezu ungehindert ihre Bahnen ziehen und waren – von »Zufallstreffern« mal abgesehen – recht wenig eingeschränkt.

Ohne ausreichende Antiortungsmöglichkeiten wird es gegenüber einer massiv durch die zweite Welle aufgestockte Terminale Kolonne jedoch sehr schnell keine freie Bewegung mehr geben, so dass dann nicht einmal mehr verbesserte Waffen noch etwas gegen das immer engmaschigere Überwachungs- und Patrouillennetz nützen würden. Das Ziel muss also sein, Mittel und Wege zu finden, die die eigenen Schiffe für Kolonnen-Einheiten »unsichtbar« macht – am besten auf eine Weise, die nicht »so einfach« ausgehebelt werden kann wie die Dunkelschirme der Gegenseite.

Mindestens ebenso wichtig, wenn nicht sogar der entscheidende Punkt, ist die Verbesserung der eigenen Abwehrmöglichkeiten, denn weder hervorragende Tarnung noch neue Waffen allein helfen sonderlich viel, solange der Gegner einen wie Tontauben abschießen kann. Es heißt also, entweder die vorhandenen Schutzschirme auf HÜ- und Paratron-Basis deutlich zu verbessern oder ganz neue Wege zu beschreiten – am besten natürlich nachhaltiger als es sich bei den Fraktalen Aufriss-Glocken der Gegenseite abzeichnet. Ansätze gibt es auf allen Gebieten; wie erfolgreich sie sein werden, wird sich zeigen müssen.

Rainer Castor