PERRY-RHODAN-Kommentar 23


IM VORFELD VON HANGAY


Als am 28. Februar 448 NGZ das letzte Viertel von Hangay im Standarduniversum materialisierte, brachten die Sterne wie schon bei den drei vorherigen Schüben vom 31. Januar, 2. April und 30. November 447 NGZ ihre eigene Raumzeit mit. Parallel zur Strangeness-Anpassung ans Standarduniversum erfolgte im Gegenzug auch die »Flutung« Hangays mit der Quartalen Kraft, da die Sterneninsel bei ihrer Ankunft im Bereich der Universalen Schneise eine Art »Potenzialsenke« gewesen sein muss.

Aus der Umgebung der Lokalen Gruppe strömte somit Energie der Quartalen Kraft in diese »Senke« und gestattete den Einsatz der OREON-Kapseln der Friedensfahrer in diesem Gebiet. Seit 1314 NGZ ist das nicht mehr möglich – und dieses komplette Versiegen der Quartalen Kraft im gesamten Bereich von Hangay wird inzwischen damit in Verbindung gebracht, dass die Helfer der Chaotarchen sie »gezielt abgezapft« und für irgendetwas verbraucht haben, mit hoher Wahrscheinlichkeit für die Proto-Chaotischen Zellen und somit für die entstehende Negasphäre.

Während also über die Vorgänge in Hangay selbst nach wie vor nichts bekannt ist, haben die Friedensfahrer natürlich nichts unversucht gelassen, um die Grenzen abzustecken, bis zu denen sich mit OREON-Kapseln herangewagt werden kann. Angesichts der gewaltigen Ausdehnung kann das bisherige Ergebnis nur ein grobes und vorläufiges sein.

Dennoch gilt als gesichert, dass wir es mit einem etwa diskusförmigen Bereich zu tun haben, der einen Durchmesser von mindestens 150.000 Lichtjahren und im Zentrum eine Dicke von vielleicht 30.000 Lichtjahren umfasst. An etlichen Stellen wurden darüber hinaus »Ausbeulungen« und weit in den Leerraum reichende »Ausleger« unterschiedlicher Größe beobachtet, aber auch solche, die »Kuhlen« und »Vertiefungen« entsprechen. Welches Schema und welche Ursache dieser überaus unregelmäßigen Form zugrunde liegt, lässt sich derzeit noch nicht sagen. Fest steht nur, dass es durchaus Bereiche im Hangay-Halo gibt, die auch weiterhin problemlos von OREON-Kapseln angesteuert werden können.

Hierzu gehört der Lazaruu-Kugelsternhaufen, dessen Zentrum 62.583 Lichtjahre vom Hangay-Zentrum entfernt ist und sich 38.306 Lichtjahre oberhalb der Hangay-Hauptebene befindet. Es handelt sich um eine Sternenballung mit insgesamt etwa 230.000 Sonnen, die sich in einem Gebiet von rund 135 Lichtjahren Durchmesser drängen. Mit seinen Hauptwelten Vibe-Lotoi, Hallie-Loght und Era Shintadh galt der Lazaruu-Haufen schon in den Zeiten vor dem Hyperimpedanz-Schock als Rückzugsraum für »Gesindel aller Art«, das allerdings in den seit der Ankunft von Hangay vergangenen Zeit von fast 900 Jahren zum Teil zu Zigmillionenbevölkerungen anwuchs. Die Sprache im Haufen ist deshalb Kartasch – eine Abart des Kartanischen.

Da in den Jahrhunderten nach der Strangeness-Anpassung keiner der galaktischen Machtblöcke von Hangay je das mindeste Interesse an einer Vereinnahmung des Sternhaufens zeigte, bildete sich eine »herrschaftsfreie Zone«, später ein autonomer Siedlungsblock heraus – der mit Eintreten des Hyperimpedanz-Schocks vollständig von Hangay abgeschnitten wurde. Mittlerweile hat sich im Lazaruu-Sternhaufen wieder ein eigener Wirtschaftskreislauf etabliert, mit prosperierenden Planeten und sogar primitiven Transitionsschiffen, die von Welt zu Welt fliegen.

Der Zentralplanet von Lazaruu ist Vibe-Lotoi – eine Art »Lepso im Leerraum«. Von 320 Millionen Wesen bewohnt, findet sich hier ein Vielvölkergemisch, zu dem unter anderen haben auch rund 50.000 Hauri gehören. Diese bilden das Kartell von Ay’Va, ein Verbrechersyndikat, das den Rauschgift- und Sklavenhandel im gesamten Kugelsternhaufen organisiert – und darüber hinaus von der Hauri-Festung im Zentrum der Sechsmillionen-Metropole La Untique aus die Transitions-Raumschifffahrt des gesamten Lazaruu-Haufens kontrolliert. Seit der Überwindung der Hyperimpedanz-Schock-Nachwirkungen haben die Hauri nämlich das Raumfahrtmonopol, weil sie allein über überlichflugtaugliche Raumschiffe verfügen. Zu den »unteren Chargen« des Kartells gehören neben den Hauri allerdings auch zahlreiche Kartanin und Angehörige diverser anderer Volksgruppen.

Der Planet Hallie-Loght gilt als die »Rohstoffmine« des Lazaruu-Sternhaufens. Gefragt sind insbesondere die winzigen Kristallbrocken, die allenthalben in der radioaktiv verseuchten Wüste von Foor gefunden werden – gelbe Lytrila-Hyperkristalle. Diese alte Kansahariyya-Bezeichnung entspricht den gelben Losol in der Milchstraße. Sie rufen im Allgemeinen zwar nur katalytische Effekte hervor, gelten allerdings seit dem Hyperimpedanz-Schock als ausgesprochen wertvoll.

Rainer Castor