Während auf kosmokratischer Seite die Kosmischen Fabriken zu den machtvollsten Instrumenten gerechnet werden, sind es bei ihrem Gegenpart die Chaotender. Mehr noch als die Kosmischen Fabriken, deren Hauptaufgabe im Sammeln des Ultimaten Stoffes zu bestehen scheint, sind die Chaotender allerdings vor allem als machtvolle Waffensysteme konzipiert.
Obwohl im Kampf gegen MATERIA einerseits und im seinerzeit in Dommrath als »Dunkle Null« gestrandeten ZENTAPHER wertvolle Informationen gesammelt werden konnten und in Mondra Diamond sogar jemand zur Verfügung steht, der auf das uralte Wissen zurückgreifen kann, müssen die uns zugänglichen Informationen als vorläufig eingeschätzt werden. So ist Mondra das auf sie übergeflossene Wissen von Torr Samaho und Kintradim Crux normalerweise nicht direkt bewusst, wenngleich es sie auf dieser unterbewussten Ebene weiterhin maßgeblich prägt. Hinzu kommt, dass selbst ein vollständiger Zugriff auf die Erinnerungen des Dieners der Materie und des Architekten nicht zwangsläufig für Vollständigkeit steht, weil weder Samaho noch Crux in alle Einzelheiten oder das Ganze eingeweiht gewesen waren.
Unklar ist deshalb zum Beispiel, für welches Einsatzgebiet genau die bislang bekannte Zahl von jeweils neun gilt. Fest steht aber, dass es sich bei einem Chaotender um ein Gebilde handelt, dass in seiner vollen Funktion laut der Beschreibung von Torr Samaho auf Außenstehende wirkt wie ein dunkles Loch, das auf geheimnisvolle Weise Intelligenz und Mobilität erlangt hat, das nun als Reittier dient für eine Entität, die sich unterhalb des Ereignishorizonts verborgen hält; ein sich scheinbar windendes, permanent deformierendes Schwarzes Loch ... (PR 1987)
Nach der Vernichtung der Chaotender in Koshagen-Pasmereix vor rund 2,8 Millionen Jahren wurde auf kosmokratischer Seite davon ausgegangen, dass es mehrere Millionen Jahren beanspruchen würde, bis die Mächte des Chaos für Ersatz gesorgt hätten (PR 1988). Dass dieses inzwischen geschehen ist, dürfte nicht nur der multiverselle Krieg belegen, sondern zeigte sich auch, als Torr Samaho zu seiner »Rehabilitierung« ZENTAPHER anbot – und der herbeigerufene Cairol der Dritte lediglich erwiderte, die drei Millionen Jahre alte Technik des Chaotenders sei den Kosmokraten »längst bekannt« und die ebenso alten Daten seien »nicht mehr von Belang« (PR 2095).
Sollte Letzteres zutreffen, könnte es durchaus sein, dass für die inzwischen in Dienst gestellte »neue Generation« von Chaotendern wie auch für den nun in der Lokalen Gruppe zu erstellenden eine deutlich geringere Bauzeit benötigt wird als jene, die von Kintradim Crux für ZENTAPHER angegeben wurde und viele Jahrzehntausende beanspruchte (PR 2093). Dass diese Vermutung einiges für sich hat, belegt unter anderem die Aussage, dass mit dem Eintreffen der Hauptstreitmacht der Feldzugs der Terminalen Kolonne VULTAPHER schnellstmöglich fertig gestellt werden soll. Dennoch steht selbst dieses »schnellstmöglich« zweifellos nicht für wenige Jahre oder Jahrzehnte, sondern voraussichtlich für Jahrhunderte oder Jahrtausende. Ein Gebilde wie ein Chaotender entsteht nun mal nicht »über Nacht« – selbst wenn die Bauzeit deutlich geringer als die von ZENTAPHER ausfallen sollte.
Als »Markierung« der für die »industrielle Verwertung« benötigten Planeten, Völker und Vitalressourcen der Milchstraße und der anderen Galaxien rings um Hangay, die zu Bestandteilen von VULTAPHER »verarbeitet« werden sollen, zu Kabinetten, der Chaotender-»Hülle« und was sonst noch nötig ist, dienen die Dunklen Obelisken – was auch bedeutet, dass die bisher platzierten Dunklen Obelisken auf Drorah, Arkon, Gatas und all den anderen Welten nur der Anfang waren.
Zwar werden hierbei die Welten als »reiner Rohstoff« betrachtet, die Lebewesen als Vitalressourcen, aber die ausgewählten Milchstraßenvölker sollen letztlich zu einer »unüberwindlichen Armee im Dienst der Chaosmächte« geformt werden – für den Dienst »an Bord« des Chaotenders VULTAPHER, der mit seinem Piloten Kirmizz die entstehende Negasphäre von Hangay vor kosmokratischen Angriffen beschützen soll. »Interessanter« Nebeneffekt hierbei ist, dass genau dieses Wissen für viele Wesen durchaus sehr reizvoll sein könnte: Es verheißt gewaltige Macht, vielleicht Langlebigkeit oder Unsterblichkeit und dergleichen mehr – und es gibt genügend Leute, die schon für deutlich Geringeres ohne jede Skrupel die eigene Mutter verhökern würden ...
Dass Terra dieses Schicksal (bislang) erspart blieb, liegt allein an der Aktivierung des Kristallschirms.
Rainer Castor