Am 10. Mai 1345 NGZ wählten die Friedensfahrer in der fernen Galaxie Altasinth mit großer Mehrheit Chyndor zum neuen Patron. Die Friedensfahrer als Geheimbund an sich werden wohl auch in Zukunft eine Gruppe »anarchischer Einzelgänger« bleiben, obwohl oder gerade weil sie nun in den Kampf gegen die Negasphäre von Hangay eintreten wollen: so verdeckt wie möglich, aber dennoch mit unvermeidlich hohem Risiko.
Parallel zu dieser »Neuordnung«, deren Auswirkungen und Konsequenzen bei allen Beteiligten durchaus ein mulmiges Gefühl hinterlassen, gelang es Kantiran und Alaska Saedelaere, weitere Erkenntnisse gewinnen: In dem Wrack des Schlachtschiffs des LICHTS hat sich nämlich herausgestellt, dass die Heiße Legion einst aus Cynos hervorging – wenngleich sie keine exakte Erinnerung mehr daran hat.
Fest steht nur, dass vor 2500 Jahren die damalige »Psionische Garde« an der Seite des LICHTES VON AHN gegen den Herrn der Elemente gekämpft hat und um ein Haar mit der Superintelligenz untergegangen wäre. Die YRKADA brachte sie mit letzter Maschinenkraft ins System Rosella Rosado – zu dem sterbenden LICHT VON AHN. Hier machte sie es sich zur Aufgabe, den Psi-Korpus-Leichnam und das ganze System gegen Feinde abzuriegeln – und wurde zur Heißen Legion. Seither diente sie den Friedensfahrern, in einem Schockzustand und ohne sich ihrer eigenen Identität zu erinnern. Doch als nun die Cyno-Frau Cosmuel Kain untersucht wurde, legte sie im kollektiven Bewusstsein der Legion etwas Vergessenes frei, so dass diese sich wieder an einen Teil ihrer Herkunft erinnerte.
Cynos – wieder einmal jene nach wie vor geheimnisvollen Geschöpfe mit der Gabe zur Para-Modulation. Diese Gabe befähigt sie dazu, die Gestalt jeder Wesensform mittels eines hyperphysikalischen »Spiegelfeldes« darzustellen, so dass diese pseudomateriellen Projektionen, deren Ursprung die übergeordnete Matrix des eigentlichen Wesens ist, in jeder Hinsicht sinnlich wahrgenommen werden können. Im »Tod« erstarren die Cynos zu Obelisken, die deshalb keinen konventionellen Schatten werfen, weil es sich hierbei schon um die pseudomateriellen Schatten der im Hyperraum angesiedelten Grundmatrix handelt.
Erstmals begegnet waren uns die Cynos als aus dem Schwarm vertriebene »Heimliche Herrscher«. Sehr viel später stellte sich heraus, dass es Cynos schon vor (mindestens) 18 Millionen gab. Die Josminen traten als Kronenkrieger in die Dienste der Superintelligenz ESTARTU und kamen beim Kampf gegen die Übermacht der Mundänen um.
Ähnliches traf auf die Ordonnanzen der Superintelligenz PULCIA DIE HEILERIN zu: Diese starb bei der großen Schlacht zwischen den Kosmischen Fabriken der Kosmokraten und den Chaotendern der Chaotarchen, bei der auch ihre Galaxie Kohagen-Pasmereix zerstört wurde. Der Leichnam wurde von ihren Ordonnanzen begleitet – 22 Obelisken, die keinen Schatten warfen, später nach Dommrath gelangten und im Rittermodul in der Sternenkammer im Crozeiro-Orbit den Nukleus der toten HEILERIN umgaben.
Der von Ramihyn, dem Diener der Materie, gebaute Schwarm Kys Chamei wurde ebenfalls von Cynos gelenkt – aus einigen von ihnen gingen in Wassermal die Pangalaktischen Statistiker hervor. Hingegen müssen die vor rund sieben Millionen Jahren von ES auf Wanderer aus extrapoliertem genetischen Material von Terra- und »Cyno-Erbgut« erzeugten sechs Schildwachen zweifellos als »Halbcynos« eingestuft werden.
Wenig verwunderlich war deshalb, dass in den ehemaligen Hyperkokon-Gebieten Cynos angetroffen wurden: Bei der Suche nach dem Paragonkreuz wurde im September 1332 NGZ auf dem Planeten Petac im Arphonie-Haufen der Kreis der Gräber entdeckt – im Berg Gorithon bestand er aus sieben grob geformten, kreisförmig schwebenden Keilen, die keine Schatten warfen. Im April 1344 NGZ fand auf Novatho im Sternenozean von Jamondi die Begegnung mit dem Kreis der Neun statt. Diese kannten ihre Herkunft nicht mehr, wussten nicht mal mehr ihre früheren Namen, sondern nur noch, dass sie vor langer Zeit aus ihrer Heimat, einer Galaxie namens Tare-Scharm, vor einer Katastrophe geflohen waren – also vermutlich vor der vor rund 20 Millionen Jahren dort entstehenden Negasphäre, die dann aber durch die Retroversion »beseitigt« werden konnte.
Im Januar 1345 NGZ schließlich stellte sich auf Oaghonyr heraus, dass zwei der »Statuen« keine Inkarnationen von Algorrian, sondern von Cynos waren – und das war sicher nicht die letzte Begegnung mit ihnen, zumal zumindest einige von ihnen in einer besonderen Beziehung zu Tare-Scharm und der dortigen Negasphäre zu stehen scheinen.
Rainer Castor