PERRY-RHODAN-Kommentar 2347


DUNKLE ERMITTLER?


Im Allgemeinen erreichen diese »Objekte« vieltausendfache Lichtgeschwindigkeit, ohne den Normalraum zu verlassen. Ob sie stofflich materiell sind, lässt sich nicht entscheiden, weil schlicht keine verwertbaren Daten vorliegen – nicht einmal beim Einsatz des Kantorschen Ultra-Messwerks. Der Terminus »Dunkle Ermittler« bezeichnet zwar in erster Linie die rätselhaften Objekte, wird jedoch auch synonym für den Piloten oder Führer eines solchen »Schiffes« verwendet.

Schon seit einer ganzen Weile gibt es sich mehrende Anzeichen dafür, dass mit diesen so genannten Dunklen Ermittlern der Terminalen Kolonne »etwas nicht stimmt«. Es begann damit, dass es etliche falsche, unzureichende oder fehlende Informationen gab, die unter dem Strich zwar bislang bestenfalls nadelstichartig in Erscheinung traten, aber nicht zu leugnen waren. Inwieweit das bloßes Versagen oder bereits der Schritt zur gezielten Sabotage darstellte, konnte nicht einmal der Duale Kapitän eindeutig herausfinden – genauso wenig wie das dahinterstehende Motiv, das auf »interne Intrigen« ebenso zurückgeführt werden könnte wie auf »Undercover-Aktivitäten« im weitesten Sinne durch die Kosmokraten und ihrer Verbündeten als erbitterte Gegner der Chaosmächte.

Am 22. Mai 1345 NGZ kam es dann im Sektor Gamma-Makon zu einer Steigerung, wo ausgesetzte Ortersonden in variablen Abständen ihre per Passiv-Ortung gesammelten Informationen via Richtimpuls an die jeweils nächststehende terranische Einheit weiterleiteten. Ein Dunkler Ermittler setzte im Augenblick seiner Passage einen Funkimpuls geringer Leistung ab, den mit absoluter Sicherheit kein anderes Objekt außer der Sonde auffangen konnte – und zwar in einem Flottenkode, der zu Zeiten des Großen Imperiums von den Arkoniden genutzt wurde. Es stellte sich heraus, dass der Dunkle Ermittler einen wenige Sekunden dauernden Holo-Ausschnitt übermittelt hatte – gezeigt wurde ein Wesen wie der Duale Kapitän, eine Albtraumgestalt aus zwei miteinander verschmolzenen Leibern und zwei Köpfen, dem eines Mor’Daer sowie dem von Roi Danton! (PR 2343)

Das Holo war eine gezielte Indiskretion – die Kolonne sollte nicht wissen, dass Terra dieses Holo kannte. Die Nachricht besagte: Wir haben euren Geheimnisträger! Der Dunkle Ermittler hatte den Terranern unter der Hand eine Warnung zukommen lassen: Wenn Roi Danton Teil eines Duals ist, wird er sämtliche Geheimnisse, die er über die LFT, die USO und so weiter weiß, über kurz oder lang preisgeben – was dann folgerichtig zur abermaligen Versetzung von Quinto-Center führte, so dass das Hauptquartier der USO nicht der Terminalen Kolonne in die Hände fiel.

Dass der Dunkle Ermittler den Galaktikern eine geheime Botschaft zukommen ließ, bedeutet, dass es in der Terminalen Kolonne TRAITOR zumindest verschiedene, zweifellos widerstreitende Lager geben muss – aus welchen Gründen im Einzelnen auch immer.

In dieses Bild passen auch die Ereignisse Ende Januar 1345 NGZ im Fantamagula-System in der Andromeda vorgelagerten Kleingalaxie Qoor – der terranischen Astronomie als And II oder LEDA 4601 bekannt: Zwei »Raumfahrzeuge unbekannter Natur«, beide mit ausgezeichnetem Ortungsschutz, lieferten sich etwas, das mangels verwertbarer Messdaten als »Gefecht« interpretiert wurde. Beide Seiten deckten sich mit ultrahochfrequenten Impulsen und Strahlungen ein – bis beinahe zeitgleich zwei mächtige Explosionen das System erschütterten. Eins der Schiffe wurde rückstandslos vernichtet, das andere musste auf dem Planeten Dina Baca notlanden.

Beim Eindringen in die von Finsternis geprägte Absturzzone entdeckte Alaska Saedelaere einen Kreis aus kriechenden, fürchterlich anzuschauenden Geschöpfen. Sie glichen Dinath, aber es handelte sich um Projektionen oder Spiegelungen, deren Äußeres sich nur an den Dinath orientierte. Hier war offenbar ein Geschöpf am Werk, das keine eigene Gestalt hatte, sondern instinktiv versuchte, in der Gestalt kopierter Wesen stofflich zu werden, vielleicht zu fliehen, zu entkommen. Obwohl kein Telepath, erhaschte Alaska Saedelaere dennoch einige Gedankensplitter: Er hatte tatsächlich einen Dunklen Ermittler vor sich; ein Wesen, das sich selbst als »Abkömmling des Elementes der Finsternis« verstand!

Der kurz darauf eintreffende loyale Dunkle Ermittler hüllte die Absturzstelle in eine Schwarz-Zone von einigen Kilometern Durchmesser, die das Wrack samt dem Wesen verschlang und jeden weiteren Kontakt unterband. Für eine endgültige Beurteilung dürfte es noch zu früh sein, aber es sieht ganz so aus – zumindest auf den ersten Blick –, als gebe es in der Tat eine »Unterstützerfraktion« bei den Dunklen Ermittlern ...

Rainer Castor