Als die OREON-Kapsel FORSCHER am 19. Januar 1345 NGZ wieder auf der Erde eintrifft, ist die schlechte Nachricht natürlich, dass auf Oaghonyr durch den Untergang des Clateaux der Zeiten auch die Zeugen der Vergangenheit allesamt vernichtet wurden und sich dort wohl nicht mehr herausfinden lassen wird, wie ARCHETIM und die verbündeten Superintelligenzen vor 20 Millionen Jahren die Negasphäre per Retroversion »vernichtet« haben.
Andererseits muss das Auffinden dieser Welt an sich, die vor so langer Zeit das »spirituelle Zentrum« von ARCHETIMS Mächtigkeitsballung gewesen war, durchaus als Erfolg gewertet werden. Ob intensivere und langwierige archäologische Untersuchungen Erkenntnisse von eher »allgemeinem« Interesse – über die Zeit ARCHETIMS, die damals verwendete Technik und dergleichen – bescheren könnten, muss sich erst noch herausstellen.
Ähnliches betrifft den unzugänglichen HORT. Doch in dieser Hinsicht kann vielleicht der gerettete Alparaxxon-im-Dämmer ein wertvoller Helfer sein: Entstanden ist dieses Wesen am Clateaux der Zeiten als eine Melange aus den »eigentlich« für die Ewigkeit konservierten Seelen der Inkarnationen. Alparaxxon-im-Dämmer hat nicht deren Wissen, sondern vereint in sich »nur« die Splitter Tausender Persönlichkeiten. Woanders als direkt am Clateaux vermochte Alparaxxon-im-Dämmer nicht zu existieren, weil ihm allein das Clateaux die Orientierung bot, die er brauchte, um als Wesen »zwischen Normal- und Hyperraum« stabil zu bleiben. »Ersatz« für das vernichtete Clateaux bietet nun die »goldene Wendelrampe« von ARCHETIMS HORT, so dass die besondere Affinität zum übergeordneten Kontinuum unter Umständen auch hinsichtlich des HORTS von Vorteil sein könnte.
Selbst wenn also die Aussichten extrem klein erscheinen mögen, dürfte es dennoch angeraten sein, einen EXPLORER-Verband nach Oaghonyr zu entsenden – doch das ist eine Entscheidung der LFT-Verantwortlichen, die in diesen Januartagen des Jahres 1345 NGZ natürlich ganz andere Sorgen haben ...
Vor allem die unverkennbare Ratlosigkeit des Nukleus der Monochrom-Mutanten sollte ziemlich beunruhigen – nicht zuletzt angesichts des bedrohlichen Aufmarsches von weiteren Chaos-Geschwadern vor dem TERRANOVA-Schirm des Solsystems. Zwar wissen wir, dass selbst der Angriff von 36 Chaos-Geschwadern mit insgesamt 17.424 Traitanks am 10. Februar 1345 NGZ parallel zum Endspiel der Solaren Meisterschaft abgewehrt werden konnte und der Terminalen Kolonne selbst in den nachfolgenden Monaten kein entscheidender Durchbruch gelang, dennoch darf das nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Nukleus offenkundig mit »seinem Latein ziemlich am Ende« zu sein scheint.
So wichtig es auch sein mag, dass Terra nicht fallen darf – letzten Endes geht es darum, die Entwicklung zur Negasphäre in Hangay nicht nur aufzuhalten, sondern rückgängig zu machen. Nur in diesem einen Fall wird die Terminale Kolonne TRAITOR, so der Nukleus in seiner sehr eindeutigen Aussage, das Feld »freiwillig räumen« – weil dann nämlich kein Interesse mehr besteht (PR 2344). Was mit anderen Worten heißt, dass an militärischen Widerstand – von einzelnen Nadelstichen vielleicht einmal abgesehen – gar nicht gedacht zu werden braucht, erst recht nicht, sobald die zweite Welle eingetroffen ist.
Dass eine einmal entstandene und vollständig »ausgeprägte« Negasphäre sich zu einem gewaltigen Problem auswachsen kann, zeigte die Erfahrung mit jener Negasphäre, die durch das Verschwinden von TRIICLE-9 entstand, für mehr als 100 Millionen Jahre existierte und für viele Jahrmillionen ein wichtiges, wenn nicht sogar das Machtmittel der Chaosmächte darstellte. Sie konnte nur durch die Rückkehr des Frostrubins an seinen angestammten Platz beseitigt werden (PR 1271).
Aus den bisherigen Andeutungen können wir wohl zu Recht die Vermutung ableiten, dass die Retroversion einer entstehenden Negasphäre »leichter« gelingt (was sehr relativ zu sehen ist – die Superintelligenz ARCHETIM jedenfalls musste es mit dem Leben bezahlen!). Solange aber weder der Nukleus noch sonst jemand weiß, wie eine solche Retroversion ausgeführt wird, kann das Gebilde in Hangay nicht angegriffen und somit auch der Zugriff TRAITORS nicht beendet werden. Mehr als schlechte Aussichten also ...
Vor diesem Hintergrund wirkt die durch die Friedensfahrer eventuell leistbare Hilfe alles andere als berauschend, steht derzeit der Geheimbund ja nicht einmal geschlossen im Kampf gegen die Chaosmächte. Und selbst wenn sich dies durch die Rückkehr von Kantiran und Saedelaere ändert, wird das nur ein Schrittchen eines langen Weges sein.
Rainer Castor