Alaska Saedelaeres und Kantiran da Vivo-Rhodans Bericht hat uns erste Einblicke in den Geheimbund der Friedensfahrer und ihrer Hintergründe geliefert. Zu den wichtigsten Erkenntnissen gehört hierbei, dass die Ursprünge auf zwei maßgebliche Quellen zurückgehen: Neben der geheimnisvollen Gründermutter und ihrem Refugium der Mondkette im System von Rosella Rosado in der Galaxis Altasinth sind es die letzten Hinterlassenschaften der LICHT VON AHN genannten Superintelligenz in Gestalt der OREON-Schiffe und 550 Bahnhöfe entlang der Universalen Schneise.
Vor rund 2500 Jahren kämpften die Enthonen und Varia gegen die Negasphäre des Herrn der Elemente, die nach dem Verschwinden des Kosmonukleotids TRIICLE-9 entstanden war. Sie waren Teil einer Allianz, die von der Superintelligenz LICHT VON AHN angeführt wurde. Wer genau zu dieser Allianz gehörte und über welche Mittel sie verfügte, ist heute nicht mehr bekannt, denn dem Dekalog der Elemente gelang es, sie zu besiegen und das LICHT VON AHN tödlich zu verletzen. Beim fürchterlichen Gegenschlag der Chaosmächte wurden auch die mächtigen Schlachtschiffe der Allianz allesamt vernichtet.
Verschont blieben lediglich jene, die im Auftrag des LICHTS VON AHN entlang der Universalen Schneise als Späher eingesetzt worden waren, weil die Negasphäre weit außerhalb dieses Bereichs lag: Nur weil die heute von den Friedensfahrern genutzte Hinterlassenschaft nicht in den Kampf des LICHTS VON AHN involviert war, überstand sie die chaotarchische Gegenoffensive. Die Enthonen, die damals das wichtigste Kontingent der Allianz stellten, gingen mit den Schlachtschiffen des LICHTS unter – bis auf die Letzten dieses einst großen Volkes, die sich an Bord der OREON-Kapseln und -Transporter befanden: nur 329 Individuen, begleitet von rund zehntausend Assistenten aus dem Volk der Varia.
Die Mondkette bestand damals bereits in ihren Grundzügen. Der mysteriösen Verbündeten gelang es, die Reste der Enthonen und Varia zu sammeln und wurde zur »Gründermutter« des Geheimbunds der Friedensfahrer. Als »Startkapital« eingebracht wurden die OREON-Schiffe und Bahnhöfe sowie die ehemalige »Psionische Garde« des LICHTS, heute die Heiße Legion, die es sich zur Aufgabe machte, den Psi-Korpus der toten Superintelligenz (ebenfalls ein »sechsdimensional funkelndes Juwel«?) und das ganze System Rosella Rosado gegen Feinde abzuriegeln.
Die Gründermutter betraute die letzten 329 Enthonen mit der Verwaltung des gemeinsamen Erbes, Patronat und Geheimgesellschaft entstanden in der heutigen Form. Aber der Zusammenstoß mit den Mächten des Chaos hatte die Enthonen gebrochen; heute erscheinen sie gebeugt und kraftlos, von tiefem Pessimismus durchdrungen. Sie sind immer noch gewillt, Gutes zu tun, jedoch von tiefer, vermutlich nie mehr heilbarer Furcht vor Chaos und Ordnung erfüllt. Gebrannte Kinder, die das Feuer scheuen und zum Ausstreben verurteilt sind – denn mittlerweile lebten nur noch zwanzig Enthonen und etwa achthundert Varia.
Mehr als tragisch ist hierbei, dass ausgerechnet die Tochter des Patrons Borgin Sondyselene als »Tribut« an die Ordnungsmächte ausgeliefert werden musste: Samburi Yura, quasi die letzte Hoffnung, in der viele Enthonen eine wiedergeborene Essenz des Lichts von Ahn sahen, weil sie glaubten, dass etwas von der Superintelligenz überlebt hatte und mit der Geburt in Samburi Yura gleichsam neue Gestalt gewann – jene Samburi Yura, zu der Alaska Saedelaere inzwischen in besonderer Beziehung steht ...
Und von diesen Friedensfahrern soll Hilfe im Kampf gegen TRAITOR und die entstehende Negasphäre kommen? Was verspricht sich der Nukleus der Monochrom-Mutanten davon – zumal von ihm selbst die Klarstellung kam, dass die gerade einmal 4500 Individuen nicht so vermessen sein dürften, sich direkt gegen TRAITOR zu erheben?
Ein Grund ist zweifellos, dass sie zwar wenige sind, aber wie kaum jemand sonst sogar in der Zeit der erhöhten Hyperimpedanz zu intergalaktischen Reisen unternehmen können und Zugang zu einem Gebiet von Hunderten Millionen Lichtjahren Länge mit Tausenden Galaxien haben. Ein Ziel muss nun sein, die dortigen Völker über die Bedrohung durch die entstehende Negasphäre aufzuklären sowie Hilfe und Unterstützung zu suchen. Dort würden sie, so der Nukleus, zur gegebenen Zeit Ziele genannt bekommen, wo sie Beistand und Verbündete finden und aufnehmen sollen.
Klar ist, dass die Friedensfahrer nur geschlossen und als Ganzes diese immens wichtigen Aufgaben erfüllen können – folglich also die Lähmung von Patronat und Enthonen überwunden werden muss. Was aber auf nichts anderes als Rebellion hinauslaufen dürfte ...
Rainer Castor