PERRY-RHODAN-Kommentar 2330


BAUSTELLE SOL (I)


Die SOL ist zweifellos nach wie vor das Fernraumschiff der Menschheit. Vollendet wurde es im Jahr 3540, obwohl seine Konstruktionspläne schon vorlagen, bevor Erde und Mond am 7. März 3460 in den Mahlstrom der Sterne versetzt wurden.

Mittlerweile hat die SOL nicht nur rein äußerlich nicht mehr viel mit jenem Raumschiff gemeinsam, das am 10. Juli 3540 die inzwischen von der Aphilie beherrschte Erde mit Perry Rhodan und etwa 10.000 immunen Menschen an Bord erließ. Die goldglänzende Außenhülle – zunächst Carit, nun Solonium – und das auf doppelte Länge vergrößerte Mittelteil sind schon markant und auffällig, die Veränderungen im Inneren nicht weniger umfassend.

Der wohl gravierendste Umbau erfolgte ab 826 NGZ, als das Hantelschiff in der Kosmischen Fabrik MATERIA für Shabazza umgerüstet wurde. Die Ersetzung der alten Außenhülle aus Ynkelonium-Terkonit-Verbundstahl gegen das golden glänzende Carit – ein Material, das winzige Beimengungen jenes mysteriösen »Ultimaten Stoffs« enthielt, den die Kosmokraten so beharrlich durch ihre Kosmischen Fabriken sammeln ließen – sowie der Einbau des Hypertakt-Triebwerks, das einen Überlichtfaktor von maximal 120 Millionen gestattete, gehörten hierzu wie das Anbringen der beiden zusätzlichen Flanschstücke von je 750 Metern Länge am SOL-Mittelteil, so dass seither die Gesamtlänge acht Kilometer beträgt.

Die eigentliche SOL ist hierbei das zylinderförmige Mittelteil, in dem die Hyperinpotronik SENECA untergebracht ist, während die angekoppelten 2500-Meter-Kugelraumer die Bezeichnungen SOL-Zelle-1 und -2 tragen, SZ-1 und SZ-2 abgekürzt. Bezogen auf die Flugorientierung, befindet sich hierbei die SZ-1 vorn – oder oben bei aufrechter Landung, die normalerweise im Schwebezustand erfolgt, da die SOL über keine Landestützen mehr verfügt.
Die Rückeroberung durch Rhodan und Alashaner geschah am 29. Juli 1290 NGZ. Nach dem Einflug in den Kessel von DaGlausch folgte am 2. Mai 1291 NGZ der Durchflug durch den Mega-Dom des PULSES, verbunden mit der Reise in die Vergangenheit von Segafrendo. Es war der Beginn einer Odyssee, die nicht nur die Entstehung von ES im INSHARAM beinhaltete – verbunden mit der Wandlung des Carits in Solonium –, sondern über Dommrath und Wassermal auch zum Mahlstrom der Sterne zurückführte und hier im Ersten Thoregon ein vorläufiges Ende fand.

Nach der Vernichtung der Brücke in die Unendlichkeit und dem Ende der Superintelligenz THOREGON begann für die SOL am 27. Mai 1312 NGZ der Heimflug zur Milchstraße, doch die Rückkehr zur Erde, eigentlich im Jahr 1322 NGZ erwartet, fand erst am 24. Juni 1325 NGZ statt.

An dieser Stelle ist nicht der Platz, um ausführlicher auf die bewegte Geschichte der SOL einzugehen – festzuhalten ist allerdings, dass sie einen beträchtlichen Teil dieser Zeit in unvollständigem oder beschädigtem Zustand zu überstehen hatte und bis zu einem gewissen Grad quasi eine ständige Baustelle war und ist. Dazu passte auch, dass das zur Erde zurückgekehrte goldene Hantelschiff im Luna-Orbit bis Ende 1329 NGZ gründlichst überholt und in Erwartung der Hyperimpedanz-Erhöhung mit redundanter Nottechnik ausgestattet wurde, die nun auf Ultrablau zum Einsatz kommt.

Hintergrund war, dass das Schiff auch nach dem Umbau der SOL in MATERIA die grundsätzliche Funktion des früheren weitgehend autarken Generationenschiffes der Solaner behalten hatte; diese Funktion wurde durch die »HI-Umrüstung« auch mit Blick auf die Mom’Serimer eher noch verstärkt. Es gab umfangreiche Fabriken und dergleichen, die, ausreichende Rohstoffzufuhr und genügend Zeit vorausgesetzt, eigentlich »alles« produzieren konnten – vom gelbgrün gestreiften Schnürsenkel bis zur LYRA-Transformbombe mit 6000 Gigatonnen Vergleichs-TNT ...

Beim Umbau und der Ausrüstung wurde das Areal der ehemaligen Trümmerzonen in den Flanschen des SOL-Mittelteils vollständig aufgeräumt. Nähere Untersuchungen der weiterhin zum größten Teil rätselhaften Reste fanden seither auf dem Mond an einem geheimen Ort statt, wenngleich es durch den Hyperimpedanz-Schock natürlich eine Unterbrechung gab und endgültige Ergebnisse ausstehen.

Die Scherbenstadt der Mom’Serimer, angrenzend zur SZ-2 am Rand des Mittelteils entstanden, wurde trotz Werftaufenthalt als deren eigenständiges kulturelles Erzeugnis an Bord der SOL erhalten und erweitert. Insgesamt wurde ein rund 1500 Meter durchmessender und 375 Meter hoher Schiffsbereich den wuseligen Wesen zugeordnet, deren Population Anfang 1330 NGZ bei rund 120.000 Personen lag und somit die menschliche Besatzung von knapp 5600 deutlich überstieg.

Rainer Castor