Auch mein Bruder hat Grund, mir zu zürnen. Ich hinterlasse ihm ein übles Vermächtnis: eine riesige Galaxis mit Zehntausenden von fremden Völkern und einem Feind, der uns alle in den Strudel des Untergangs zerren will. Mein Brüder möge mir verzeihen ... (PR 1399)
Diese Sätze sprach die Superintelligenz ESTARTU nach ihrer Wiedervereinigung am 8. März 448 NGZ auf dem Planeten Narna, wo sie sich in Gestalt der riesigen Frau Hirdal manifestiert hatte. In der Sprache der Benguel bedeutete Narna »Zusammensein«, »Konzentration«, während der ursprüngliche Name des einzigen Planeten der gelben G0V-Sonne Mystikon Ushindi lautete.
Hier hatten sich im Februar 448 NGZ riesige Flotten der Benguel eingefunden. Nachdem bereits am 31. Januar 447 NGZ das erste, am 2. April 447 NGZ das zweite und am 30. November 447 NGZ das dritte Viertel von Hangay im Standarduniversum materialisiert waren, folgte nach der Materialisation des vierten Viertels am 28. Februar 448 NGZ und der großmaßstäblichen Dualfusion der Benguel mit den Juatufu-Robotern die Wiedererstehung der Superintelligenz: Mit Vennok als Katalysatoren der Dualfusion verschmolzen die 8,5 Milliarden Bewusstseinsfragmente und lösten einen psionischen Sturm aus.
Damit war das vorläufige Ende einer Entwicklung erreicht, deren »Beginn« weit in die Vergangenheit zurückreichte und in ihren Auswirkungen in der Gegenwart mit der Entstehung der Negasphäre zweifellos einem neuen Höhepunkt entgegenstrebt.
Bereits vor etwa zwölf Millionen Jahren waren Arufur, Sinveghal, Nairmivan, Aqossu, Kashirishgal, Oveltan und Sirixim von den Kosmokraten zu neuen Mächtigen ernannt worden, die die Entwicklung des Lebens im Universum Tarkan hatten fördern sollen. Doch angesichts des absehbaren Endes dieses Universums wuchsen in ihnen Unzufriedenheit und Zweifel, so dass ein »Angebot« des Chaotarchen Xpomul in dem ehemaligen Herrscher Sirixim neues Verlangen nach Macht weckte.
Xpomul gab ihm die Fähigkeit, sich an jeden Ort des Universums zu versetzen, und machte ihn zum Herrn Heptamer, den Herrn des Siebten Tages und Oberhaupt des Hexameron, das von den anderen sechs Mächtigen Tarkans gebildet werden sollte. Sirixim, der den Namen Siquim Malkar annahm, machte die übrigen Mächtigen zu Fürsten der Stärke und Fürsten des Glaubens; Geistwesen, die beliebige Körper projizieren konnten.
Vor rund zehn Millionen Jahren gab der Herr Heptamer dann beim »Konzil in Amringhar« erstmals die Absicht bekannt, den Ablauf der Sechs Tage, wie das Ende Tarkans symbolhaft genannt wurde, zu beschleunigen – Ziel war die Schaffung eines neuen Universums, zu dessen Beherrscher Sirixim bestimmt war. Hierzu mobilisierte das Hexameron durch den Glauben an die Lehre der Sechs Tage alle Kräfte seines Universums – so zumindest lautete die im Auftrag des Kosmokraten Taurec an Perry Rhodan übermittelte Information Voltagos (PR 1593).
Wie wir inzwischen wissen, ist Amringhar identisch mit der Großen Magellanschen Wolke, wo später mit dem Paura-Black-Hole der Standort der (falschen) »Zeittafeln von Amringhar« der Superintelligenz ES verbunden wurde. Die echten Zeittafeln sollen die Geschichte von ES, seiner Entstehung und Informationen über die Mächtigkeitsballung sowie solche zukünftiger Aspekte und Spekulationen über mögliche Zukünfte enthalten, die sich aus dem Ablauf der Gegenwart immer wieder neu ergeben und daher stets neu extrapoliert werden müssen. Weiterhin heißt es, dass sie vom »Chronisten von ES« angelegt wurden, der, wie wir inzwischen ebenfalls wissen, identisch ist mit Rhodans Sohn Delorian.
Bis heute ist die Frage unbeantwortet, ob die Verbindung des Herrn Heptamer und des Hexamerons mit dem Standarduniversum in Form des Konzils von Amringhar ausschließlich mit dem Einsatz der »Materiewippen« erklärt werden kann, mit denen große Materiemengen aus anderen Universen nach Tarkan befördert werden sollten, um – neben der Manipulation der Gravitationskonstanten – den Prozess des Trakan-Kollaps zu beschleunigen.
Wenn wir jedoch neben ESTARTUS eingangs zitierter Aussage die Zugehörigkeit des Hexameron zu den Mächten des Chaos sowie den Einfluss des Chaotarchen Xpomul ebenso berücksichtigen wie die nun in Hangay entstehende Negasphäre, lässt sich trefflich darüber spekulieren, ob wir es in Wirklichkeit nicht mit einem Langzeitplan der Chaosmächte zu tun haben, der bereits mit dem Konzil von Amringhar seinen Anfang genommen und von Anfang an eben diese Negasphäre zum Ziel gehabt hat ...
Rainer Castor