PERRY-RHODAN-Kommentar 2325


DIE AKONEN (II)


Vor Beginn der Neuen Galaktischen Zeitrechnung hatten wiederholt über lange Zeit hinweg diverse Interessengruppen machtvolle Positionen inne – unter anderem das Energiekommando, aber auch Geheimlogen unterschiedlichster Art und Zielsetzung wie beispielsweise die Überäugigen –, die neben dem Regierenden Rat häufig einen Staat im Staat bildeten.

Die Monos-Herrschaft der Dunklen Jahrhunderte traf die Akonen tief; je mehr aber die Erinnerungen an die Jahre der Tyrannei schwanden, desto stärker nutzten die akonischen Politiker die Gelegenheit – gefördert durch das Wiedererstarken Arkons im 12. und 13. Jahrhundert NGZ –, wieder verstärkt die Eigeninteressen Akons zu vertreten und zu deren Durchsetzung im Galaktikum zu agieren und zu intrigieren. Die aktivere Rolle zeigte sich zunächst in der Mitgründung des Forums Raglund, kehrte sich aber seit dem späten 13. Jahrhundert und beginnenden 14. Jahrhundert NGZ immer stärker um und führte zu einer Art »innerer Emigration«. Das träge Interesse der Akonen an der galaktischen Tagespolitik war in dieser Zeit mit der schläfrigen Wachsamkeit eines Wachhundes vergleichbar – scheinbar desinteressiert, aber jederzeit bereit einzugreifen. Gerade angesichts des militärischen Expansionsdrangs der Arkoniden hielten es die Akonen für angeraten, sich eher bedeckt zu halten, um keine unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Mit der isolationistischen Politik seit jeher verbunden war eine ständische Gesellschaft, in der die Macht fast ausschließlich in der Hand der Aristokratie lag, aber auch der Trend zu einer geringen Bevölkerungszahl, so dass die Akonen im Vergleich zu anderen bedeutenden Mächten der Milchstraße stets ein sehr kleines Volk blieben.
Die akonische Gesellschaft ist in fünf »Kasten« oder »Stände« unterteilt. Die jeweilige Zugehörigkeit ist hierbei nicht starr und für alle Zeit festgeschrieben, sondern es ist durchaus möglich, durch besondere Leistungen aufzusteigen oder bei Versagen degradiert zu werden. Als Hauptunterscheidungskriterium gilt die Einteilung in Adlige (Vakt’son), Nicht-Adlige (Tavakt’son) und alle Nicht-Akonen (Larvakt’son).

Zu den (Hoch-)Edlen zählen ab etwa 1150 NGZ die Angehörigen der 78 führenden Hochadelsfamilien, deren Oberhäupter den Regierenden Rat bilden (in der Vor-Monos-Zeit waren es 64), während Ehrwürdige die Angehörigen des mittleren und unteren Adels sind (Hochtechniker, Priesterschaft und Militär, Großbürgertum). Für das Adelsprädikat »von« als Verbindung zwischen Vor- und Nachname gilt, dass »tan« den Hochadel kennzeichnet (PR 508) – auch »th’« geschrieben (»Thay th’ Cassar« in PR 725) oder in der Bindestrich-Schreibweise »XX-Ton-YY« (ATLAN 161) –, während »ta« für die adlige Mittelschicht und »cer« für den unteren Adel steht.

Als Ansehnliche treten Gelehrte und die Mittelschicht mit mehr als die Hälfte der Bevölkerung auf, während die Unansehnlichen mit der akonischen Unterschicht zeitweise bis zu einem Viertel der Bevölkerung ausmachten; diese Akonen tragen gelbe Identitätsplaketten an der Gürtelschnalle, weil sie sich jederzeit ausweisen können müssen (ATLAN 253).

Unedle schließlich sind alle Nicht-Akonen, inklusive künstlicher Intelligenzen und vor allem Arkoniden. Der akonische Schimpfname »Ragnaars« für Arkoniden bezieht sich auf jene edle Familie der Ragnaar(i), zu deren Machtbereich die Ursprungswelt der Arkoniden zum Zeitpunkt das Ausbruchs des Aufstands gegen die Herrschaft der Akonen zählte und die später mehrere Imperatoren des Großen Imperiums stellte, während der Zweig der Familie Ragnaari, der sich nach dem Zentrumskrieg weigerte, das Blaue System zu verlassen, zu einem Leben als »Unansehnliche« verurteilt wurde (ATLAN 250).

Ähnliches betraf die als »arkonidisch« bekannte Trichterbauweise, die eigentlich akonischen Ursprungs ist, von den Akonen später jedoch in bewusster Abgrenzung aufgegeben wurde und 1344 NGZ kaum noch vorhanden ist. Im Gegensatz dazu hatten die Arkoniden diese Bauweise beibehalten und stellen sie bis heute als originär arkonidisch hin – abgeleitet von der Form des Khasurn-Riesenlotos (Khasurn – wörtlich »Kelch« – ist bekanntlich die Bezeichnung für den arkonidischen Adel insgesamt und wird im Sinne von »Haus, Geschlecht« verwendet).

Im Sinne eines »heiligen Kalenders« hat sich in vielen Sekten und Geheimlogen bis in die Gegenwart des Jahres 1344 NGZ die lemurische Zeitrechnung gehalten; der 1. November 1344 NGZ entspricht dem 31. Ty (Tag) des Torlon (Monats) Ezrach, 61.330 dT (dha-Tamar – »seit der (lemurischen) Reichsgründung«).

Rainer Castor