PERRY-RHODAN-Kommentar 2320


TERRANOVA (II)


Inzwischen ist bekannt, um was es sich bei der TERRANOVA-Flotte handelt: Die 96 LORETTA-Tender dienen, auf Sonnenzapfung gestützt, der Erstellung des sonnensystemumspannenden Kristallschirms auch unter den veränderten Bedingungen der erhöhten Hyperimpedanz. Vor allem der Einsatz des HS-Howalgoniums war mit großen Hoffnungen begleitet, doch wie der erste Versuch zeigte, ließ sich selbst damit der Kristallschirm nicht dauerhaft erzeugen (PR-Roman 2307).

In den LORETTA-Tendern, die auf den ersten Blick früheren Dino-Tendern gleichen, versehen neben der astronautischen Stammbesatzung je 1000 Personen ihren Dienst – vor allem Techniker, Ingenieure und Wissenschaftler. Bei den vorn angeflanschten Kugelzellen handelt es sich um modifizierte ENTDECKER II von 1800 Metern Durchmesser, die als Kommando-, Steuer- und Unterkunftsbereich fungieren. Mit ihnen werden die Tender manövriert, hier befinden sich die komplexen Überwachungs- und Regelkreise sowie die Steuer- und Leitpositroniken. Ein nicht unbeträchtlicher Teil des Volumens nehmen überdies Anlagen zur Abschirmung ein.

Die kreisrunden Plattformen erreichen bei 6000 Metern Durchmesser eine seitliche Außenkantenhöhe von 1360 Metern – zur Mitte hin sind Plattformober- und -unterseite leicht geneigt; umschlossen ist hierbei der grob diskusförmige Kernkörper der Sonnenzapfanlage. Der eigentliche Zapfpol ist eine Kuhle von 600 Metern Durchmesser, deren Boden von einem engmaschigen Gitternetz überzogen ist. Über ihr entsteht der überdimensionierte Hypertron-Zapfstrahl als eine hyperenergetische Kraftfeldröhre, die zeitverlustfrei die Distanz zur Sonne überbrückt. Optische Nebenwirkung ist ein nur lichtschnelles, grelles orangefarbenes Gleißen, das die »Röhre« von der Sonne her flutet.

Das Hauptvolumen der Plattform nehmen die Zapfanlagen mit ihrer Peripherie ein; es gibt riesige Reaktoren für die »Startzündung«, Zwischenpuffer, Sphäro- und Zyklotrafspeicher, die Projektoren der Hypertron-Zapfröhre, solche für die mächtigen energetischen Isolations-Röhrenfelder, die zu Hyperenergiewandlern und den eigentlichen Projektoren für die Erstellung des Kristallschirms führen, und dergleichen mehr.

Die Kristallschirm-Projektoren befinden sich in einer Nut entlang der Plattformaußenkante – insgesamt 38 kugelförmige Einheiten von 135 Metern Durchmesser. Von ihnen wird die gewandelte gewaltige Zapfenergie in Form multifrequenter hyperenergetischer Anregungsimpulse abgestrahlt, die mit der natürlichen Hyperstrahlung der Sonne überlagern und sie modifizieren, so dass diese mit der Heliopause in Resonanz tritt und hierbei ähnlich einer »Resonanz-Katastrophe« eine neue Qualität gewinnt: Ein Teil der Hyperstrahlung manifestiert sich in der Stoßfront-Übergangszone als instabile Hyperbarie.

In ständiger Fluktuation zwischen winzigen pseudomateriellen Hyperkristallen und dem übergeordneten Hyperbarie-Zustand sind diese Manifestationen nun ihrerseits multifrequente Hyperstrahler. Die hyperenergetische Emission der permanent entstehenden und wieder vergehenden Nano-Hyperkristalle von blauweißer Farbe überlagert nun wiederum mit der natürlichen Hyperstrahlung der Sonne und erzeugt dadurch die eigentliche Schutzwirkung in Form einer undurchdringlichen Grenzschicht dicht vor der Heliopause-Stoßfront: eine blauweiß-kristallin funkelnde abgeplattete Sphäre von 27,966 Lichtstunden Durchmesser – fortan auch als TERRANOVA-Schirm bezeichnet.

Bezogen auf den erzielten Abwehreffekt wird von einem pararealen Resonanz-Austausch gesprochen: Sämtliche von außen eindringenden Einflüsse energetischer und festmaterieller Natur werden durch die Kristallschirm-Grenzschicht in eine Pararealität umgeleitet und verschwinden somit unwiederbringlich aus dem Standarduniversum.

Rhodans Forderung, mit allen Mitteln eine permanente Laufzeit von mindestens zehn Tagen herauszuholen, scheint den bisherigen Erfahrungen nach eher illusorisch zu sein. Zwar gelang die Abwehr des Dunklen Obelisken, doch der Preis war beträchtlich: Die in den LORETTA-Tendern installierten provisorischen Wandler, welche die bisherigen mit HS-Howalgonium ersetzten, »verbrannten« in einer Betriebsdauer von nur etwa einer halben Stunde je Tender 19 Gramm des eigentlich unersetzlichen Salkrits. Anschließend wurden die 96 Tender mit 1920 der verbliebenen 3176 Gramm Salkrit bestückt, während die restlichen 1256 Gramm den Wissenschaftlern für Experimente zur Verfügung stehen.

Zu TERRANOVA als Gesamtprojekt gehört selbstverständlich die unter BACKDOOR laufende Transmitterverbindung nach außen, die nicht auf »Linie 1« beschränkt bleiben wird.

Rainer Castor