PERRY-RHODAN-Kommentar 2316


AUFMARSCH DER CHAOSMÄCHTE (I)


Völlig unbeeindruckt schreitet der Aufmarsch der Terminalen Kolonne TRAITOR voran. Zwar steht mit dem Kantorschen Ultra-Messwerk inzwischen ein Instrument zur Verfügung, mit dem die unter ihren Dunkelfeldern verborgenen Truppen der Chaosmächte zumindest geortet werden können, aber das hat auf das Vorgehen des Gegners absolut keinen Einfluss.

Zug um Zug werden die Kolonnen-Forts stationiert, aufgebaut und in Betrieb genommen, Kolonnen-Fähren liefern quasi »nach Fahrplan« die Chaos-Geschwader der Traitank-Kampfraumer an – und mit den riesigen TRAICAH-Fabriken ist ein weiterer Faktor auf der Bühne erschienen, der mehr als deutlich macht, dass mit und durch TRAITOR tüchtig geklotzt und keineswegs nur gekleckert wird. Vor allem ist zu berücksichtigen, dass die Terminale Kolonne im intergalaktischen Rahmen agiert. Die für die Galaktiker so fatalen Auswirkungen der Hyperimpedanz-Erhöhung haben auf die »supratronisch« arbeitenden Aggregate der TRAITOR-Truppen wenig bis gar keine Wirkung, sondern gestatten weiterhin Leistungswerte, die jenen der Zeit vor dem Hyperimpedanz-Schock entsprechen oder gar übersteigen.

Noch ist dieser Aufmarsch nicht abgeschlossen, noch sind die geheimnisvollen Progress-Wahrer nicht eingetroffen – weitere unangenehme Überraschungen sind folglich zu erwarten. Doch schon jetzt zeichnet sich mit jedem verstreichenden Tag ab, dass die Chancen auf eine wie auch immer geartete Gegenwehr ziemlich illusorisch sein dürften. Die Vernichtung des Kolonnen-Forts TRAICOON 0098 war vor diesem Hintergrund nichts anderes als ein ausgesprochener Glücksfall – dank der Warnung durch die Botin des Nukleus der Monochrom-Mutanten und durch eigenes Können und Tüchtigkeit wie auch Risikobereitschaft zwar im Rahmen der Möglichkeiten bestens angegangen, aber letztlich dennoch von einem tüchtigen Batzen Glück abhängig.

Ein solcher Schlag lässt sich nicht wiederholen – erst recht nicht, sobald die übrigen Kolonnen-Forts der Zweiten Welle eingetroffen und es dann rund 2000 allein in der Milchstraße sind. Nachrichten aus den übrigen Bereichen der Lokalen Gruppe – den vorgelagerten Kleingalaxien, aus Andromeda, Pinwheel oder Hangay selbst – liegen wegen den mit der Hyperimpedanz-Erhöhung verbundenen Einschränkungen zwar nicht vor, aber nach den bisherigen Erkenntnissen müssen wir davon ausgehen, dass es überall dort keineswegs anders als in der Milchstraße zugeht. Die Mächte des Chaos sichern rings um die entstehende Negasphäre von Hangay nicht halbherzig, sondern konsequent und mit aller Macht ihr Terrain.

Dass die Milchstraße – und zweifellos auch die übrigen Mitglieder der Lokalen Gruppe – hierbei unter dem Oberbegriff »Ressourcen-Galaxis« rangiert und (bislang) vergleichsweise rücksichtsvoll behandelt wurde, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Chaos-Truppen selbstverständlich anders können und bei Bedarf auch knallhart zuschlagen werden. Der rabiate Einsatz der TRAICAH-Fabriken beim Planeten Caiwan, der im Roman geschildert wird, liefert in dieser Hinsicht einen ersten Vorgeschmack ...

Aber: was bedeutet »Ressource« für die Chaosmächte wirklich? Wer denkt, damit seien nur Rohstoffe und nutzbare Infrastruktur gemeint, dürfte wohl einem fatalen Irrtum unterliegen. Der Einsatz von Beeinflussungsmitteln wie der »Kralle des Laboranten« unter anderem bei den Mikro-Bestien zeigt überdeutlich, dass ganze Völker für die Terminale Kolonne »zwangsverpflichtet« werden – neben jenen, die zweifellos auch aus freien Stücken und tiefer Überzeugung dabei sind. Die Vermutung dürfte also nicht weit hergeholt sein, dass die Verantwortlichen von TRAITOR oder an »noch höherer Stelle« in den Völkern der Milchstraße ebenfalls nichts anders als »Ressourcen« sieht, die auf die eine oder andere Weise genutzt werden sollen – unabhängig davon, ob dieses nun durch eine wie auch immer geartete Beeinflussung, massiven Zwang oder durch »Überzeugung« geschieht.

Bis zu einem gewissen Grad wird diese Ressourcennutzung im Sinne von Selbstversorgung der Terminalen Kolonne zur Anwendung kommen – auch hier kann Caiwan bereits als abschreckendes Beispiel dienen. Es darf allerdings stark bezweifelt werden, dass es damit bereits getan sein wird. Eigentliches Ziel des ganzen Aufmarschs der Chaosmächte, das darf nicht vergessen werden, ist schließlich die Negasphäre – und es wird nicht nur ihre militärische und sonstige Sicherung dazugehören, sondern vielleicht auch eine Unterstützung des noch nicht abgeschlossenen Entstehungsprozesses sowie natürlich letztlich die eigentliche Nutzung ...

Rainer Castor