PERRY-RHODAN-Kommentar 2315


SALKRIT


Vorläufig dürften Dr. Gregorians Überlegungen – auch vor dem Hintergrund der von den Seecharan erhaltenen Informationen – ein überaus brauchbarer Ansatz sein, obwohl längst nicht alle damit verbundenen Fragen beantwortet sind und eine Bestätigung aussteht.

Gefunden wird das Salkrit stets in den versteinerten Körpern der mythischen Inyodur, wie die Schutzherren diese Wesen seinerzeit vor der Abriegelung der Hyperkokons kommentarlos genannt haben. Die Fossilien der Vogel-Geschöpfe sind rund dreißig Meter lang, wie ein altertümlicher Überschalljäger geformt und haben einen Kopf ähnlich dem eines irdischen Adlers. Erreicht werden die Fossilien allerdings nur äußerst mühsam, weil sich um sie ganze Asteroiden angelagert haben.

Wie die Charon-Wolke zeigt, können große Konzentrationen von Salkrit Verzerrungen der Raum-Zeit-Struktur verursachen, bei denen Zeit und Raum in einer Art Strömungs- und Streueffekt verschwimmen und zum Strukturgestöber werden. Laut Gregorian führen die SHF-Hotspots zu »Verdickungen der Stränge des Psionischen Netzes« im gesamten Goldenen System, besonders aber bei den eigentlichen Salkrit-Vorkommen.
Über Jahrmillionen hinweg haben sie Staubmassen angezogen oder gegebenenfalls sogar von weit entfernten Orten hier materialisieren lassen. Staub, der sich bei den Salkrit-Konzentrationen und damit rings um die toten Vogelwesen zu quasiorganischen Strukturen anlagerte. So erklären sich die Schwammform der Asteroiden und die Staubkonzentrationen in ihrer Bahn. Des Weiteren haben die Verdickungen die Entstehung von Leben begünstigt, so dass sich in vielen Asteroiden eine Lebensform entwickelt hat, die bei aller Primitivität das Psionische Netz selbst als Energiequelle nutzt und zum Wachstum einsetzt.

Das Salkrit befindet sich im Vogelkörper-Schwerpunkt, hat die Größe und Form eines menschlichen Herzens und rund 1,2 bis 1,5 Kilogramm Masse. Auf die zunächst angemessenen 26.544 SHF-Hotspots hochgerechnet, ergibt das zwischen 30.000 und 40.000 Kilogramm noch vorhandenes Salkrit. Wie viel seinerzeit im Auftrag der Schutzherren abgebaut wurde, lässt sich heute nicht mehr exakt feststellen. Berücksichtigen wir die Gesamtzahl der vielen tausend Asteroiden – die meisten mit einem Durchmesser von weniger als einem Kilometer, aber auch mehr als zweitausend mit der Größe von Monden –, kann abgeschätzt werden, dass es vielleicht 20 bis 25 Prozent der Ursprungsmenge waren.

Möglicherweise waren es also um die 50.000 Inyodur, die hier vor unbekannter Zeit strandeten und starben. Form, Größe und Position des Salkrits in den Fossilien lassen vermuten, das sich dort ein Organ befand, das durch einen »Zerfallsprozess« nach dem Tod des Vogelwesens das Salkrit entstehen ließ. Unbekannt ist vorläufig, was für ein Organ das gewesen sein könnte, das zu einem solch exotischen Material zerfällt. Immerhin entsteht bei einem Zerfall normalerweise aus einer höher organisierten Struktur eine niedrigere und nicht umgekehrt. Wahrscheinlich verfügten die Vogelwesen ursprünglich also über eine Art »Hyperorgan«, das komplett aus Psi-Materie bestand.

Die Salkrit-Grundsubstanz jedenfalls erinnert bei purem Augenschein grob an kleine Bergkristalle von golden-transparenter Färbung. Masse- und Energietastung weisen aus, dass es sich keineswegs um normale Materie handelt, sondern um etwas, das nur so aussieht und in der Art einer stabilen Materieprojektion rings um festmaterielle Ankerpunkte aus Goldatom-Clustern aufgebaut ist – mit einem Goldanteil von etwa 0,23 Prozent der jeweiligen Gesamtmasse. Eine Einordnung des eigentlichen Salkrit ins periodische System der Elemente oder vergleichbare Klassifikationen ist demnach wie bei Howalgonium und anderen Hyperkristallen nicht möglich. Dass es sich bei der Materieprojektion um eine kristallisierte Form von Psi-Materie handelt, erscheint zwar nahe liegend, dürfte aber erst durch genauere Untersuchungen herauszufinden sein.

Das Maximum der starken SHF-Strahlung liegt oberhalb der bei 8,45 mal E+15 Kalup liegenden Messgrenze des Kantorschen Ultra-Messwerks und beinhaltet sechsdimensionale Komponenten. Die Nutzbarkeit gleicht wohl – ungeachtet des Deflagrations-Problems – den »psimateriell angereicherten Ultrakristallen« wie Alpha-, Beta- bis zum n-Exagonium der Arcoana oder übertrifft sie sogar.
Bedingt durch die Strahlung ist der Transport auf fünf Kilogramm beschränkt. Aber schon Philippus Aureolus Theophrastus Bombastus von Hohenheim – besser bekannt unter dem Namen Paracelsus – wusste: dosis facit venenum – die Dosis macht das Gift. Wenig kann – richtig eingesetzt – wahre Wunder wirken. Zu viel dagegen ist tödlich ...

Rainer Castor