Ausgehend von den Erkenntnissen, die bei der Aura-Zange der SOL sowie den ironisch als Ultra-Giraffen umschriebenen Instrumenten mit der sperrigen Bezeichnung UHF-N-2 gewonnen wurden, beschäftigte sich Myles Kantor in den letzten Monaten vor seinem Tod intensiv mit einer Weiterentwicklung. Was inzwischen als Kantorsches Ultra-Messwerk Wirklichkeit geworden ist, war sein Vermächtnis an die Menschheit, seine letzte wissenschaftlich-technologische Großtat – damals allerdings nur auf »Notizpapier« festgehalten, was durchaus wörtlich gemeint ist.
Mit seiner unglaublichen Klaue hat er da und dort kleine Notizen hinterlassen. Wir können von Glück sagen, dass er das ganze Zeug danach noch auf mehreren Datenspeichern etwas aufbereitet hat – nicht, dass etwa schon eine endgültige Lösung vorgelegen hätte, aber so ergab das Ganze wenigstens eine Struktur. Zugegeben: Die Datenspeicher fanden wir erst, nachdem wir die Notizfolien bereits gesichtet hatten und daran beinahe verzweifelt waren ... Um es kürzer zu machen: Trotzdem dauerte es Monate und Jahre, um seine sehr sprunghaften Aufzeichnungen miteinander zu kombinieren. Ich war dabei, als die Puzzleteilchen zusammengesetzt wurden – und hätte ich noch einen Körper, wäre ich in Ohnmacht gefallen, als ich erkannte, woran Myles gearbeitet hat ... Er bewies uns nicht nur, dass die Bauweise der Ultra-Giraffe wesentlich kompakter gelingen könnte; nein – er erweiterte das Mess-Spektrum in den UHF- und SHF-Bereich hinein, verband seine Wirkungsweise mit dem camelotschen Hyperraum-Resonator, berücksichtige den Meganon-Faktor, die Kalup- und Hef-Bestimmung ... (Malcolm S. Daellian im PR-Roman 2304)
Konstruiert wurden die Messwerke in Zusammenarbeit von Wissenschaftlern der Waringer-Akademie mit QuinTechs der USO, wobei – nicht zuletzt aus Geheimhaltungsgründen – manche Daten und Erkenntnisse beispielsweise bei der genauen Materialzusammensetzung, der Herstellungsprozedur und dergleichen jeweils nur einer Seite bekannt sind. Weder der LFT noch der USO wird es auf absehbare Zeit also gelingen, ein Messwerk allein herzustellen – was jeder wie auch immer gearteter »Industriespionage« einen wirkungsvollen Riegel vorschiebt.
Weil die korrekte Bezeichnung Kantorsches Ultra-Messwerk nicht unbedingt für den alltäglichen Gebrauch geeignet ist, sprechen die Wissenschaftler meist ironisch vom »Kantor-Sextanten« oder kurz vom »Sextanten« – angelehnt an die ebenfalls ironische Umschreibung »Ultra-Giraffe«. Zweitens wird auf die anachronistische Angewohnheit von Kantors handschriftlichen Notizen angespielt, und drittens ist es ein Hinweis darauf, dass die im UHF- und SHF-Bereich maßgeblich werdenden Sextadim-Komponenten in die Messung einfließen. Mit dem Gerät zur Messung von Winkeln für Navigation und Geodäsie hat es dagegen natürlich nichts zu tun.
Der Hauptblock des Kantor-Sextanten ist ohne Verkleidung ein Zylinder von 1,6 Metern Durchmesser und 2,75 Metern Länge. Mit Verkleidung und Peripherie ergibt sich ein Aggregatquader von 3,5 mal 2,5 mal 2,5 Metern Größe.
Die Auswertung der Messergebnisse übernimmt die aggregateigene Hochleistungspositronik, die die entsprechenden Analysealgorithmen zur Verfügung stellt; die »manuelle« Bedingung erfolgt über eine verschließbare rund einen halben Meter tiefe Terminalnische von zwei mal zwei Metern Außenmaß. Im Normalfall werden die Ergebnisse jedoch in die Bordsysteme eines Gleiters oder Raumschiffes eingespeist und entsprechend optisch und akustisch dargestellt.
Kernstücke der eigentlichen Detektoren sind unter anderem Elemente mit Anteilen von Eclisse und CV-Embinium sowie in geringen Mengen auch HS-Howalgonium, das in der Experimentalfabrik HWG-01 hergestellte »hyperladungsstabilisierte Howalgonium« (siehe PR 2307). Die total verschiedenen Stoffe müssen hierzu im exakt berechneten Verhältnis und überdies in einer bestimmten strukturellen Anordnung mit höchster Präzision im Nanometerbereich – vergleichbar den diversen Halbleiterschichten eines Mikrochips – kombiniert werden.
Die Orterbandbreite reicht bis zu einem SHF-Wert von etwa 8,45 mal E+15 Kalup des hyperenergetischen Spektrums, bei der auch die damit verbundenen sechsdimensionalen Komponenten eindeutig erfasst werden können. Das Ultra-Messwerk arbeitet hierbei allerdings rein passiv – ausgewertet werden können deshalb nur empfangene Emissionen und Signale von entsprechenden Strahlungsquellen. Es findet keine Reflexauswertung vergleichbar einem aktiven Taster statt (wie zum Beispiel beim Radar)!
Rainer Castor