Bereits vor der Erhöhung der Hyperimpedanz zeigte sich wiederholt, dass selbst eine weit fortgeschrittene Technik einschließlich ihrer hyperphysikalischen Anwendungen alles andere als perfekt ist. Ob die Hyperraum-Parese anno 1200 NGZ, die immensen Hyperstürme der Archaischen Perioden oder nun die Auswirkungen nach dem Hyperimpedanz-Schock – es gab und gibt Einflüsse, die Grenzen aufzeigen.
Einflüsse künstlicher Art lassen sich mit entsprechenden Kenntnissen unter Umständen überwinden, die gewaltigen Kräfte der Natur erweisen sich in vielen Fällen letztlich doch als stärker. Und da brauchen wir nicht einmal an Extreme wie Novae oder Supernovae, das überdimensionierte Schwarze Loch des Dengejaa Uveso im galaktischen Zentrum oder dergleichen zu denken. Schon eine normale Sonne oder die Naturkräfte eines Planeten wie die Erde haben es in sich.
Dabei fing mit der Übernahme der arkonidischen Technologie doch scheinbar alles »so gut an«. Plötzlich standen Kraftfelder zur Verfügung, die gravomechanisch Objekte in gleicher Weise manipulieren konnten wie Magnetfelder Eisenspäne; es gab Roboter und positronische Rechner mit einem bis dato nicht gekannten Leistungsvermögen; Fusionsreaktoren schienen alle Energieprobleme zu überwinden, und gewaltige Raumschiffe stießen in die Tiefen des Alls vor.
Kein Wunder, dass bald auch versucht wurde, die Naturkräfte der Heimatwelt unter Kontrolle zu bekommen. Einige der damaligen Zeitgenossen mögen angesichts der Vorhaben durchaus an Hybris gedacht haben – andere folgten eher dem »biblischen Auftrag«, sich die »Erde untertan zu machen«. Dass es mit der »Kontrolle« letztlich doch nicht so einfach war und es vor allem nicht so schnell ging, zeigte sich bei den ersten Umsetzungen Ende des 20. und Anfang des 21. Jahrhunderts.
Wenn beispielsweise von einer Wetter- und Klimakontrolle gesprochen wurde, bedeutete dies keineswegs – so die eher ernüchternde Beobachtung –, dass Lieschen Müller aus Hintertupfingen für 10.30 Uhr einen Regenguss bestellen konnte, damit ihr leicht gelblicher Rasen nicht in der Mittagshitze weiter geschädigt wurde. Die diversen Mittel zur Kontrolle und Manipulation dienten vielmehr dazu, großräumige Extreme in den Griff zu bekommen und auf ein ungefährliches Mittel zu drücken.
Auf diese Weise gelang es im Verlauf der Jahrzehnte und Jahrhunderte, die Gewalt von Naturkatastrophen zumindest einzuschränken – einerseits durch verbesserte Sensoren einschließlich jener aus dem Bereich der Hyperortung und -tastung samt den Möglichkeiten der positronischen Analyse, Auswertung und Simulationsrechnung, andererseits durch Einsatz der unterschiedlichsten Kraftfelder und Hyperwirkungen.
Zwar gab es weiterhin Hurrikane, Taifune und Tornados, doch diese überschritten fortan bestimmte Grenzwerte nicht oder wurden so umgelenkt, dass sie sich über Gebiete austobten, wo dies weitgehend gefahrlos möglich war. Vergleichbares galt für andere Wetter- und Klimaextreme wie Sintflutregen, Dürreperioden und was der Dinge mehr waren.
Und auch in anderer Hinsicht wurde damit begonnen, die Naturkräfte »zu kanalisieren« – sei es auf dem Gebiet der detaillierten Überwachung und gezielten Entlastung beim Spannungsaufbau der Plattentektonik, um zu starke Erdbeben und Folgereaktionen wie Tsunamis wenn nicht zu verhindern, so doch zumindest abzuschwächen, sei es bei der Einwirkung auf erloschene und aktive Vulkane oder bergsturzgefährdete Gebiete, die vielleicht Mega-Tsunamis von mehreren hundert Metern Höhe erzeugen konnten.
Neben diesen terrestrischen Kontrollen und Einflussnahmen kamen bald auch die nicht auf die Erde beschränkten Dinge hinzu, die von abschirmenden Feldern bei verstärkten Sonnenaktivitäten bis hin zur gezielten Meteoritenabwehr mit unbemannten Patrouillenschiffen reichten. Selbst interstellare Einflüsse wie das Passieren von galaktischen Staubwolken durch das Sonnensystem oder die Abwehr schädigender Strahlung bei einem etwaigen nahen Supernova-Ausbruch schienen spätestens mit der Errichtung des systemumspannenden Paratronschirms beherrschbar geworden zu sein.
Doch dann kam zum Beispiel der Schwarm mit seiner Verdummung und zeigte die Grenzen auf. Auch die Versetzung der Erde in den Mahlstrom wurde nicht so einfach weggesteckt, als die Wetter- und Klimakontrolle ausfiel. Und der Ausfall der Hypertechnik in der Toten Zone zeigte abermals die Gefahren auf. Genauer gesagt: Sie verdeutlichte die Grenzen und führte vor Augen, dass es hundertprozentige Sicherheit niemals geben wird.
Rainer Castor