PERRY-RHODAN-Kommentar 2278


RÜCKSTURZ


Am 12. März 1333 NGZ, 22.49 Uhr Terrania-Standardzeit, materialisierten rund 120.000 Sonnenmassen in einem Gebiet von etwa 65 Lichtjahren Durchmesser. Der Arphonie-Haufen fiel bei der Paukenwolke mit ähnlichem »Donnergetöse« wie zuvor schon der Sternenozean von Jamondi endgültig im Standarduniversum. Wie bei den übrigen Hyperkokons war der Sternhaufen ortungstechnisch schon die ganze Zeit über anzumessen gewesen, wirkte doch die Schwerkraft der Hyperkokon-Sonnen ins Standarduniversum hinein, so dass Planeten und Monde, die vorab materialisierten, weiterhin ihren alten Umlaufbahnen folgten und nun wieder ihre Sonnen zurückerhielten. Nur optisch waren die Sonnen bislang nicht zu erkennen gewesen.


Das änderte sich nun schlagartig – ein prächtiger Kugelsternhaufen wurde sichtbar, wenngleich nur für jene Beobachter, die sich direkt vor Ort befanden. Alle weiter entfernten können dagegen auch weiterhin optisch nichts erkennen – schlicht und einfach aus dem Grund, weil sich nun erst das Licht mit Lichtgeschwindigkeit auszubreiten beginnt. Jahrhunderte werden also vergehen müssen, bis die Distanz zur Erde überbrückt ist. Immerhin befindet sich der nicht in den Hyperkokon eingelagerte Sternhaufenteil SXG-1317 – gemäß SOFSTAC (»Solar Fleet Star Catalogue«) aus 23 Sonnen in einem Quader von fünf mal sieben mal zehn Lichtjahren Größe bestehend – 517 Lichtjahre von Sol entfernt.


Die optische Sicht von der Erde aus auf diese Richtung galaktisches Zentrum liegende Sonnenballung war durch den »Pfeifenkopf« des so genannten Pfeifennebels (LDN 1773, »Pipe Nebula«, eine etwa 100 Lichtjahre lange Dunkelwolkenstruktur) vollständig verdeckt. Ein Schicksal, das zum Teil auch der hier nun materialisierte Arphonie-Haufen teilen wird.


Die mit der Materialisation verbundenen Begleiterscheinungen glichen jenen der auch beim Sternenozean von Jamondi beobachteten (PR-Roman 2255): Auch hier löste sich die hyperenergetische »Grenzschicht« des Hyperkokons unter heftigen »Gewittern« auf, so dass die gesamte Kugeloberfläche in eine Zone aus Raumbeben und Verzerrungen der Raum-Zeit-Struktur verwandelt wurde.


Verbunden war dies mit gravomechanischen Impulsen von beträchtlicher Stärke mit zum Teil weit über 80.000 Gravos, die sich jedoch nicht ausbreiteten, sondern schon in wenigen Lichtwochen Distanz ihre Kraft verloren. Parallel dazu kam es zu hyperphysikalischen »Entladungen«, die blitzähnliche Erscheinungen formten und sich als wahres Geflecht oder Netzwerk entlang der Kugeloberfläche erstreckten und insgesamt die Zone eines unglaublichen Hyperorkans mit bis zu 300 Meg Stärke entwickelten.


Verzerrungen in diesem Ausmaß führen zu surreal anmutenden Effekten, die einem Albtraum zu entstammen scheinen. Ganze Sonnen können Spontan-Transitionen unterworfen werden, miteinander kollidieren oder völlig instabil werden, so dass sie sich unter Umständen sogar spontan zu Novae oder gar Supernovae entwickeln.


Die »Nebenwirkungen« wurden noch verstärkt, weil das nahe Antares-Riff rings um den 172 Lichtjahre von Sol entfernten Doppelstern Antares mit dem stationären Hypersturm-Epizentrum von 100 Lichtjahren Durchmesser und ohnehin erhöhten Sturmstärken von 180 bis 220 Meg völlig in Aufruhr geriet. Das wiederum hatte auch Auswirkungen auf den großräumigen Hypersturm, der mit seinen Ausläufern weiterhin nahezu den gesamten LFT-Innensektor von rund 2000 Lichtjahren Durchmesser umfasst; Sturmstärken von in letzter Zeit rund 50 Meg schnellten auf lokale Spitzenwerte von 100 und mehr hinauf.


Beim Arphonie-Rücksturz klafften nun überdies Millionen Tryortan-Schlünde auf, Aufrisserscheinungen von der Größe eines Sonnensystems erschienen und vergingen im Sekundentakt. Raumschiffe, die sich nicht augenblicklich in Paratronschirme gehüllt hatten, wurden sofort vernichtet; aber selbst die Paratrons boten nicht viel Schutz, so dass für jene, die direkt an der »Grenzfläche« stationiert waren, wohl jede Rettung zu spät kam.


Zum Teil verwandelt sich die tobende Hyperenergie in instabile konventionelle Masse, die für Sekunden riesige Wolken, Filamente und nebelhafte Strukturen formt, dann wieder entstofflicht wird, an anderer Stelle abermals erscheint, weiterhin fluktuiert, sich nur zögernd verflüchtigt und schließlich offenbar in den Hyperraum abgestrahlt wird.


Das hyperenergetische Feuerwerk wird noch eine Weile fortbestehen, bis die Effekte irgendwann abebben. Bis dahin wird jedoch das »Knattern« der Strukturtaster und Hyperorter anhalten, und Hyperfunkverbindungen von außen ins Innere des Sternhaufens (und umgekehrt) stark gestört bleiben.

Rainer Castor