Als Lotho Keraete in seiner Funktion des Boten von ES die Entstehungsgeschichte der Superintelligenz schilderte, hörten wir erstmals vom »sechsdimensional funkelnden Juwel«. Es umhüllte als kosmisches Kraftfeld unter anderem den dritten Planeten und lockte die damals noch geschwächte Wanderer-Entität an, so dass sie sich hier niederließ. Erst einige Jahrmillionen später, in denen das Juwel als Kraftquelle diente, entstand unter Mithilfe der Vojariden die Superintelligenz ES.
Mangels darauf geeichter Messinstrumente war den Terranern lange nicht klar, ob sich Umhüllung nur auf Terra, Sol oder das Sonnensystem insgesamt bezog. Die damit verbundene Irritation ist insofern verständlich, sagte die Umschreibung ja zunächst einmal noch nichts über den Ursprung oder die Quelle aus. Schon die ersten Messungen mit der Ultra-Giraffe zeigten, dass die Sonne im ultrahochfrequenten hyperenergetischen Bereich wie ein »Christbaum« strahlt. Myles Kantor ermittelte auch eine starke sechsdimensionale Komponente der Strahlung, wodurch natürlich der Gedanke an das 6-D-Juwel nahe lag.
Inzwischen wissen wir von den Algorrian, dass sich hinter dem »Kern« des Juwels der »Leichnam« der positiven Superintelligenz ARCHETIM verbirgt und dass die Schohaaken vor rund zwanzig Millionen Jahren ein wichtiges Helfervolk gewesen waren. Einzelheiten sind zwar noch nicht bekannt, doch es dürfte keine zu weit hergeholte Spekulation sein, in der Milchstraße und den Sterneninseln der Lokalen Gruppe die damalige Mächtigkeitsballung ARCHETIMS zu sehen. Aus welchem Grund die Superintelligenz starb, ist dagegen unbekannt – genau wie alles Weitere, was sich mit ihr verbindet, einschließlich des genauen Todeszeitpunkts.
Fest steht allerdings, dass sie eindeutig vor der Ankunft von ES im Solsystem im Jahr 17.756.360 vor Christus in Sol ihren Psi-Korpus hinterließ. Berücksichtigen wir überdies, dass dieser »Rest« über viele Jahrmillionen ES als Kraftquelle diente und er heute immer noch existiert, dürfte ARCHETIM keineswegs ein Leichtgewicht im Reigen der Höheren Entitäten gewesen sein. Eine Vermutung, sicher, aber sie verleiht dem Tod der Superintelligenz noch mehr Gewicht, da es schon einiges bedarf, um einer solch starken Wesenheit den Garaus zu machen.
Fest steht auch, das dieser Psi-Korpus per Jetstrahl seit dem 8. Februar 1333 NGZ noch intensiver vom »Gott Gon-O« angezapft wird – um einen Faktor von 100 bis 1000 stärkere 6-D-Energiepakete werden vermehrt über den Jetstrahl Richtung Große Magellansche Wolke transportiert. Im Gegensatz zu Myles Kantor und seine Mitstreiter wissen wir, dass an diesem Datum Gon-O erwacht ist.
Leider ist nach wie vor nichts über die eigentliche Natur des Psi-Korpus bekannt. Kantors Hoffnung ist deshalb aus verständlichen Gründen, bei noch sorgfältigerer Durchmusterung der Sonne vor allem unter Einsatz der Ultra-Giraffe etwas zu entdecken, was bei früheren Messungen entweder übersehen wurde oder aber mangels zur Verfügung stehender Messtechnik noch gar nicht entdeckt werden konnte. Dass er deshalb von seinen Kollegen etwas »schief« angesehen wird, nimmt der Wissenschaftler hierbei gern in Kauf.
Die normalen physikalischen Prozesse mögen ja ebenso bestens erforscht sein wie die im unteren Bereich des hyperenergetischen Spektrums angesiedelten Sonnenemissionen. Doch damit ist es ja, wie die Existenz des sechsdimensionalen Juwels an sich mehr als deutlich vor Augen geführt hat, keineswegs getan. Noch immer sind es vor allem die ultrahochfrequenten oder noch höheren Abschnitte des Hyperspektrums wie auch die damit verbundenen sechs- oder höherdimensionalen Komponenten, die sich dem Zugriff weitgehend entziehen.
Schon vor diesem Hintergrund sind also Überraschungen keineswegs auszuschließen. Berücksichtigen wir weiterhin, dass durch die Hyperimpedanz-Erhöhung viele als gesichert geltende Theorien vielleicht so nicht mehr gültig sind oder zumindest modifiziert werden müssen, ist eine genauere Untersuchung umso wichtiger – und sei es auch »nur«, um vielleicht neue Erkenntnisse allgemeiner Natur zu gewinnen.
Andererseits haben ja schon die Stationen in den Spendersonnen der Hyperkokons gezeigt, dass früher komplett Verborgenes seit dem Hyperimpedanz-Schock nicht länger dem Zugriff entzogen zu sein braucht. Im vorliegenden Roman wird geschildert, wie Kantor und seine Mistreiter dem Sonnenrätsel intensiver nachgehen – und dass dann tatsächlich eine zuvor so nicht beobachtete sonderbare »Fremdmassenkonzentration« entdeckt wird.
Rainer Castor