Atlans Ritteraura ist es zu verdanken, dass er und die Besatzung des Weißen Kreuzers ELEBATO die Begegnung mit den Hyperdimos überlebt haben. Laut der Aussage Ischkeydas hatten die Taphero con Choth schon einmal mit »Kosmokratendienern« zu tun und das beinahe mit ihrer Auslöschung bezahlt. Seither seien solche Vertreter der Hohen Mächte für sie tabu.
Bis zu diesem Kontakt war nicht klar, um was es sich bei den Hyperdimos wirklich handelte. Fest stand nur, dass diese an Wale erinnernden, allerdings bis zu fünfzehn Kilometer langen Erscheinungen mit ihrer offenbar auf Mikrotransitionen beruhenden Fortbewegung unvermittelt auftauchten, Raumschiffe angriffen und in den Hyperraum abstrahlten. Niemand war vor ihnen sicher, nicht einmal die Erhöhung der Hyperimpedanz hatte daran etwas geändert.
Sofern keine Schutzmaßnahmen ergriffen werden – beispielsweise in Gestalt einer Grigoroffschicht, einem Halbraumfeld oder dergleichen –, ist für uns das Eindringen »in den Hyperraum« mit dem Verlust der raumzeitlich fixierten Struktur verbunden, vereinfachend »Entmaterialisation« genannt.
Modell hierzu kann ein Dia-Projektor sein, dessen Bild nur dann sichtbar ist, wenn die Projektionsebene einer Leinwand in den Strahlengang gehalten wird. Sowie diesem flächig projizierten Bild aber Gelegenheit gegeben wird, Tiefe und Körperlichkeit zu entwickeln – beispielsweise die Projektion in einen Glasbehälter erfolgt, der mit trüber Flüssigkeit gefüllt ist –, wird das ursprünglich klare und konturenscharfe Abbild undeutlich, fließt auseinander und verschwimmt.
Als Teilkontinua des Hyperraums werden neben dem Standarduniversum auch die parallelen, alternativen, komplementären und sonst wie verschiedenen Universen angesehen, deren Ganzheit aber mehr als nur die bloße Summe der Teile ist. Zur Beschreibung »des Hyperraums« dienen deshalb unter anderem Modelle auf holistischer Basis, die von einer mehr oder weniger potenziellen, akausalen, nicht-lokalen Verbundenheit von »allem mit allem« ausgehen.
Dass sich die Taphero con Choth als intelligente Hyperraumwesen herausgestellt haben, dürfte nur auf den ersten Blick überraschen. Immerhin war es nicht die erste Begegnung mit vergleichbaren Lebensformen. Von den Sonnenwürmern der Guan a Var bis hin zu Superintelligenzen reicht in dieser Hinsicht ja das Spektrum. Irritierend war da eher schon das unberechen- und unvorhersagbare Auftreten und die »aggressive« Vorgehensweise.
Die Information, dass sie allein zur Vermehrung den Normalraum aufsuchen müssen und dabei bis zu einem gewissen Grad und unter Mühen Stofflichkeit gewinnen, macht die Angelegenheit verständlicher. Vor allem, wenn man weiß, dass beispielsweise schnelle Bewegungen von Raumschiffen als »Angriff« interpretiert werden und die Vermehrung stören.
Auch das Auftreten im Arphonie-Haufen ist kein Rätsel. In den Hyperkokon eingebettet, ist diese Umgebung leichter zu erreichen als das Standarduniversum selbst, zumal es mit dem Schloss Kherzesch eine regelrechte Leuchtmarke gibt, die die Taphero mit Leichtigkeit auf weite Entfernungen wahrnehmen und finden können.
Von ihrer Grundstruktur her scheinen die Hyperdimos aus einem »Bündel Hyperenergie« zu bestehen, das sich in dem für uns recht lebensfeindlichen Medium namens Hyperraum frei bewegen kann. Möglich, dass Teilkomponenten in Form von Psi-Materie vorhanden sind, die bei den »Stoffwechselvorgängen« eine Rolle spielen und in Analogie von Atmung, Nahrungsaufnahme und Ausscheidung gesehen werden müssen.
Wie bei allen Hyperkristallen beinhaltet auch die »Howalgonium-Milch« der Hyperdimos hyperaktive und hyperstrahlungserzeugende Pseudomaterie. Es ist jedoch die ebenfalls vorhandene »vierdimensional stabile Materie«, die als von den Körpern produzierte Abfallprodukte beseitigt werden muss, damit die Taphero con Choth im Hyperraum weiterhin mobil bleiben.
Der Störfaktor »Normalmaterie« ist hierbei allerdings nur ein Teilaspekt, da mit ihr auch die Hyperbestandteile ausgeschieden wurden. Weil aber die erhöhte Hyperimpedanz unter Belastung Hyperkristalle wie Howalgonium auslaugt und extrem beschleunigt zerfallen lässt, hat das auch Auswirkungen auf die Hyperdimos. Ihre »Hyperkörper« scheiden deutlich mehr »Milch« aus und leiden deshalb unter einer Mangelkrankheit.
Einen Teil der gemolkenen Masse in einer modifizierten Form den Körpern der Taphero con Choth wieder zuzuführen mag für diese ekelhaft sein, ist für sie aber die Rettung.
Rainer Castor