Im Organisationsgefüge der von den Kosmokraten beauftragten Einzelwesen und Völker spielen vor allem mit Blick auf die zu verschiedenen Zeiten entstandenen und untergegangenen Orden der Ritter der Tiefe als Weihestätten die Dome eine besondere Rolle.
Inzwischen ist bekannt, dass der mit dem Dom Kesdschan auf dem Planeten Khrat verbundene, vor 2,2 Millionen Jahren von dem Hathor Terak Terakdschan in der Galaxis Norgan-Tur gegründete Orden keineswegs der erste und einzige seiner Art gewesen ist. Wirklich verwunderlich ist das nicht, immerhin übernahm der Hathor der Überlieferung nach nicht nur von den Porleytern den uralten Grundgedanken des Wächterordens, sondern es gibt ja auch die Legende, dass nach dem Tode des letzten Ritters der Tiefe alle Sterne erlöschen sollen ...
Wir wissen nicht, wann die allerersten Ritter der Tiefe auf der Bühne erschienen. Die bislang ältesten Hinweise erhielten wir von den Algorrian, die etwa 21,2 Millionen Jahre vor Christus als begnadete Konstrukteure in die Dienste der Kosmokraten traten. In jener Zeit entstand in der 812 Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernten Galaxis Xantharaan der Dom Xanthar des Planeten Xanth als das Zentrum der dritten Vorläuferorganisation der späteren uns bekannten Ritter der Tiefe. Einzelheiten sind nicht bekannt, aber es wird nicht zu weit hergeholt sein, im Dom Xanthar ein dem Dom Kesdschan oder dem Dom Rogan vergleichbares Gebäude samt »integriertem Geistwesen« zu sehen.
Zweifellos haben sich auch die Regeln und Zielsetzungen zur Schaffung und Bewahrung einer harmonischen, kosmischen Ordnung sowie der Kampf gegen die Bestrebungen der negativen Mächte im Universum nicht sonderlich von dem uns Bekannten unterschieden.
Dass Ritter der Tiefe wiederholt in den Diensten der Kosmokraten standen, war für die auch Regenbogeningenieure genannten Porleyter, die vor allem im Sinne von »Technik-Lieferanten« arbeiteten, bekannt. Sehr wahrscheinlich waren sie sogar mehrfach am Aufbau solcher Orden beteiligt, nachdem irgendwann die Ritter der Tiefe von Xanthar besiegt oder aus sonstigen Gründen untergegangen und verschwunden waren.
Der Versuch, mit den Schutzherren von Jamondi vor rund sieben Millionen Jahren eine vergleichbare Nachfolgeorganisation aufzubauen, endete bekanntlich in einem Fehlschlag, während die Galaxis Kohagen-Pasmereix im Jahr 2.796.328 vor Christus Schauplatz einer gigantischen Schlacht war, in deren Verlauf der Dom Dommrath auf dem Planeten Dommrathi vernichtet wurde.
Erst rund 600.000 Jahre später entstand der Dom Kesdschan. Rein äußerlich gibt er nicht viel her: Es ist eine Kuppel, genau 156 Meter hoch, bei einem Grundflächendurchmesser von 51 Metern. Die leuchtende Außenhülle besteht aus einem stählern wirkenden Material, das ortungstechnisch nicht zu identifizieren ist. Von Eingeweihten wird jedoch vermutet, dass hier eine Kombination von Strukturon und Carit vorliegt. Trotz der äußeren Schlichtheit ist etwas an dieser Anlage, was jeden Besucher in eine besondere Hochstimmung versetzt. Khrat war und ist ein Ort, von dem es heißt, er atme kosmische Geschichte und stelle ein Schnittpunkt universeller Ereignisse dar.
Bei seinem Tod ging der Geist Terak Terakdschans als des ersten Ritters der Tiefe von Khrat in die materielle Substanz des Doms Kesdschan ein und verlieh ihm damit eine neue, höhere Qualität und Bedeutung. Seither empfing jeder Anwärter auf die Mitgliedschaft des Ordens während der Ritterweihe im Dom das psionische Vermächtnis Terakdschans, da paranormal-transpersonale Energie in ihn überfloss – verbunden mit der »Ausprägung« der charakteristischen Ritter-Aura. Diese Energie kehrte, sobald der Ritter starb, in den Dom zurück, so dass der Ritter zumindest bis zu einem gewissen Grad nach seinem körperlichen Tod im Dom aufging.
Den während der Weihe erklingende »hallende Glockenton« des Doms soll von darauf sensibilisierten Wesen sogar über große Entfernungen hinweg wahrzunehmen sein, im Extrem vielleicht im gesamten Standarduniversum. Ähnliches, wenngleich im kleineren Maßstab, wurde auch von der Schutzherrenweihe im Dom Rogan berichtet. Ob hier eine Verbindung oder gar Verbundenheit der Dome mit dem natürlichen psionischen Netz und den Kosmonukleotiden des Moralischen Kodes eine Rolle spielt, muss offen bleiben.
Fest steht allerdings, dass mit allen bislang bekannten Domen die über ihre konventionelle Substanz hinausgehenden »geistigen Komponenten« von nicht zu unterschätzender Natur sind. Durchaus möglich, dass sich damit noch weitere unbekannte Möglichkeiten und Funktionen verbinden.
Rainer Castor