PERRY-RHODAN-Kommentar 2267


NOCTURNEN (II)


Je größer ein Nocturnenstock war, desto intelligenter wurde er; die intelligentesten lockten per Hyperfunksymbol Schwärme an, die in die Stockphase übertraten, und wuchsen so immer weiter, wurden immer intelligenter. Fortan waren sie abgeklärte, reife, philosophisch-versponnene Wesen, allein an Erkenntnis, an abstraktem Wissen und der Vergrößerung ihrer Intelligenz interessiert. Als der größte und älteste Stock galt der Weise von Fornax.

Die einzige Gefahr drohte ihnen von den Tauregionen; denn gelegentlich überschritt die Parataumenge eine kritische Grenze, die Psi-Materie fiel in ihre energetische Zustandsform zurück und entlud sich in heftigen Psi-Stürmen. Manche dauerten Tage, reichten über Dutzende von Lichtjahren, stürzten die Stöcke in geistige Verwirrung und konnten sie sogar für immer in den Wahnsinn treiben.

Um diese Gefahr auszuschalten, versuchten die Stöcke per Hyperfunksymbol die Schwärme so zu steuern, dass sie den Paratau gleichmäßig verteilten. »Kritische« Tauregionen ließen sie, wenn sich die Gelegenheit bot, von extragalaktischen Besuchern »entsorgen«.

Der etwa vier Millionen Jahre alte Nocturnenstock des Narren von Fornax wurde vom Weisen so bezeichnet, weil er offenbar vor rund 50.000 Jahren durch eine gewaltige Deflagration einer kritischen Paratauregion wahnsinnig geworden war. Seit damals war die »Persönlichkeit« des Nocturnenstockes fünffach gespalten, die über fünf Monde verteilten Stöcke hatten jeder ein eigenes Ich, gleichzeitig fühlten sich die Nocturnenstöcke aller fünf Monde als Einheit.

Der Narr von Fornax steckte Nocturnenschwärme mit seinem Wahnsinn an, so dass sie auf keinerlei Passagesymbole reagierten, aber vom Narren wie magisch angezogen wurden. Durch diese besonderen Umstände war eine Entsorgung des Parataus im Bereich der Sonne Zyklop nicht möglich, so dass er sich in großer Menge anhäufte, irgendwann in die kritische Phase trat und für gefährliche Psi-Phänomene sorgte.

Als nach der Großen Kosmischen Katastrophe des Jahres 448 NGZ eine Entsorgung des Parataus nicht mehr erforderlich war, machten die Nocturnen Fornax für Besucher aus anderen Galaxien »dicht«.

1218 NGZ wurden dann 8423 Türme des Weisen von Fornax, 5130 Türme des Narren von Fornax sowie 710 weitere Quarztürme junger Nocturnen ins Arresum gebracht. Am 7. April 1218 NGZ erschien über dem Planeten Nachtschatten II die Kunstwelt Wanderer, ES entließ einen Teil der aphilischen Bewusstseine in Form transparenter Schemen, und Ernst Ellert als Bote von ES erklärte, Nachtschatten II müsse erst umgeformt werden, bevor die Menschen ihre neue Heimat in ihrer endgültigen Gestalt besiedeln könnten.

In einer Vision demonstrierte Ellert, wie die weitere Entwicklung im Arresum ablaufen sollte: Der Kontakt mit den Ayindi wird die technologische Entwicklung der Menschen auf Sainor schnell vorantreiben. Ebenso wie die Bewohner der Lebensinsel, die Paunaro mit den Quarztürmen des Narren von Fornax auf dem Planeten Camplat im Nihhat-Nebel eingerichtet hat, werden die Sainorer Nachtschatten II besuchen. Beschleunigtes Planetenforming wandelt die ehemalige Eiswelt, um die sich eine Atmosphäre bilden wird, in eine bewohnbare Welt um, auf der die über sechseinhalb Milliarden terranischen Bewusstseine körperlich werden und, unterstützt durch die Sainorer und Camplater, eine Zivilisation aufbauen können.

Da weder neue Schneeflocken, noch Eiszapfen oder Kommandanten der Abruse entstehen können, werden die Menschen des Arresums in der Lage sein, sich ungehindert zu entfalten, durch ihre Lebensenergie die Kristallstrukturen aufzulösen und mit der Technik der Ayindi und mit ihren eigenen Entwicklungen die Welten der Abruse wieder zu beleben.

In fernster Zukunft werden schließlich die Tunnel, die so in das einstige Herrschaftsgebiet der Abruse vorgetrieben werden, miteinander verschmelzen, und das gesamte Arresum wird, von allen abrusischen Strukturen befreit, organischem Leben offen stehen. Zudem werden die Menschen im Arresum die Aufgabe erfüllen, die im Parresum von den Sporenschiffen erledigt wurde, da ES ihnen mikroskopisch kleine Lebenssamen angeheftet hat, aus denen auf den revitalisierten Planeten einst neues Leben hervorgehen wird. (»Zeitraffer« von Michael Thiesen gem. PR-Roman 1749)

Berücksichtigen wir diese Erkenntnisse, liegt die Vermutung nahe, dass die »Achillesferse« hinsichtlich ultrahochfrequent-psionischer Strahlung auch dem Nocturnenstock Satrugar zum Verhängnis wurde. Vom Wahnsinn befallen, konnte ihm nicht einmal Gon-Orbhon helfen ...

Rainer Castor