PERRY-RHODAN-Kommentar 2264


HELIX-TORPEDOS


Am 23. Januar 1332 NGZ materialisierte in den Ausläufern des Tarantelnebels – bei den Gurrads Arwitch-Nebel genannt – ein kompletter, vorher in keinem Sternkatalog verzeichneter Sternhaufen. Nur 1300 Lichtjahre von Roewis entfernt gab es plötzlich in einem Durchmesser von knapp 150 Lichtjahren etwa 300.000 »neue« Sterne; diese sind uns inzwischen als Parrakhon-Wolke bekannt.

Dass dieses Gebiet vor der Haustür des Imperims Roewis trotz oder gerade wegen der erhöhten Hyperimpedanz von den Gurrads erkundet wurde, braucht nicht zu verwundern. Leider führten die Vorstöße zu einem fürchterlichen Ergebnis: Jedes Raumschiff, das seither in den Sternhaufen einzufliegen versuchte, wurde vernichtet.

Das als »Ping« bezeichnete charakteristische Wellenmuster konnte an Bord der RICHARD BURTON durch die Auswertung der Daten als Anzeichnen einer aktiven Ortung im ultrahochfrequenten Hyperspektrum interpretiert werden – als Vorbote für die Ankunft von Ballungen aus reiner Energie, die von der Ultra-Giraffe als grell strahlende, bis zum Platzen mit Hyperenergie geladene Kugelfelder abgebildet werden.

In dem Moment, da das Torpedofeld einschlägt, winden sich zwei Energiespiralen um das Ziel, umschließen es schließlich vollständig, erhalten Kontakt und setzen dabei wie bei einem Kurzschluss ihre Energie frei. Malcolm S. Daellian prägte in Anlehnung an die zwei Spiralen den durchaus treffenden Ausdruck Helix-Sprengkopf.

Da die Helix-Sprengköpfe offenbar ausschließlich aus energetischen Feldern bestehen, ohne einen elektronischen oder positronischen Zusatz, wurde davon ausgegangen, dass die Möglichkeiten der Programmierung nicht allzu vielfältig sein können. Dass die Felder auf energetische Emissionen anspringen, war bereits klar. Wären die Sprengköpfe auch auf die Masse programmiert, würden sich Angriffe auf Planeten, Asteroiden und Sonnen nicht vermeiden lassen. Das wurde aber weder von der RICHARD BURTON noch von den Gurrads beobachtet.

Also drehte es sich um Energie. Aber nicht um jede Form – sonst hätten sich die Helix-Sprengköpfe längst auf die Sonnen des Sternhaufens gestürzt –, sondern die Torpedofelder spürten Energien in einem Spektrum auf, wie es für Raumschiffe typisch war. Das ließ die von ihnen ausgehende Gefahr keinesfalls geringer ausfallen, ganz im Gegenteil – denn sämtliche Restemissionen lassen sich nur schwer ausschalten.

Inzwischen kennen wir auch den Hintergrund dieses Waffensystems.

Nach 898 Jahren Krieg gegen die negative Superintelligenz STROWWAN kam es 6.999.268 vor Christus zur Entscheidungsschlacht um Wanderer, bei der die beiden Nocturnenstöcke Antallin und Satrugar auf ES’ Seite in den Kampf gegen die Strowwanischen Scharen eingriffen.

Kaum hundert Jahre später war die aus Satrugar und Gon-Orbhon entstandene Wesenheit ist zur bösartigen Entität mutiert, 6.999.133 vor Christus waren die Bastion Parrakh und das Imperium Orbhon entstanden. Neun Jahre später begann der Krieg gegen Gon-Orbhon, der erst nach 87 Jahren sein vorzeitiges Ende fand, als 6.999.037 vor Christus die Hyperkokons geschlossen wurden.

Zu diesem Zeitpunkt hatte Gon-Orbhon jedoch bereits seine Flotte gesammelt, gedacht zum Sturm auf die Schutzherren und deren Stützpunkte. Rund 450.000 Einheiten, die nun wie die ganze Parrakhon-Wolke in einer riesengroßen Gefängnisblase eingeschlossen waren, mit Besatzungen, die bis von ihrem »Gott« aufgehetzt und zum Töten konditioniert waren, mit einer programmierten Angriffslust, die nun allerdings (zunächst) kein Ventil fand.

In dem Machtvakuum, das Gon-Orbhons Schweigen hinterlassen hatten, versuchten mehrere Kriegsherren die Macht zu übernehmen. Durchzusetzen vermochte sich keiner; einstige Bundesgenossen, von Gon-Orbhon zusammengeschweißt, entzweiten sich – bis sich die aufgestaute, konditionierte Aggression Bahn brach.

Als eine der Kriegsparteien schließlich fast unterlag, wurde die »Ultimate Waffe« freigesetzt: Hunderttausende Psi-Torpedos, die selbsttätig ihr Ziel suchten – und seither über alles herfielen, was in der Parrakhon-Wolke die charakteristischen Streuemissionen abgab. Ein vollautomatisches, dezentrales Waffensystem, entwickelt, um ganze Machtzentren auszulöschen, ohne dass eine Armee sich darum kümmern musste. Einmal freigesetzt, gab es nichts mehr, was ihnen entgegengesetzt werden konnte – eine Gefahr somit auch für den »Gott Gon-Orbhon« im Parr-System.

Der Roman schildert, wie er darauf reagiert ...

Rainer Castor