Die Cortezen von Aon sind maximal nur eineinhalb Meter große, feingliedrige Wesen mit dichter Körperbehaarung. Ehemals ein Raumfahrervolk, kam es in den rund 12.000 Jahren Parrakhon-Eigenzeit seit der Einlagerung in den Hyperkokon zum kulturell-technischen Niedergang. Andere Mitglieder dieses zwergenhaft kleinen Volks blieben damals jedoch wie etliche Motana in der Milchstraße außerhalb und können somit auf eine Entwicklung von rund sieben Millionen Jahren zurückblicken.
Während sich in der Milchstraße über die Motana auf diese Weise mit großer Wahrscheinlichkeit eine direkte Verbindung zu den humanoiden Shuwashen ergibt, stellen die auf Aon gewonnenen Informationen für die Gurrads Faghan El Bar, Tary Gerrige und Gahd Konter eine »böse« Überraschung dar.
Gurrads haben annähernd humanoide Gestalt, sind im Mittel 1,70 Meter groß, stämmig und sehr kräftig. Die Gesichter wirken breit, die Stirnen niedrig, die Augen erinnern an die von Katzen. Charakteristisch ist eine Löwenmähne, die das Gesicht umhüllt, bis zu den Augenbrauen herabreicht, einen Teil der Wangen bedeckt und im Nacken einen langen Haarwulst bildet.
Auf den ersten Blick mag es erstaunen, aber die genetischen Untersuchungen lassen keine Zweifel aufkommen: Die auch als »Löwenmenschen« umschriebenen Gurrads sind Nachkommen von Cortezen, die seinerzeit nicht in den Hyperkokon verbannt wurden. Es bleibt abzuwarten, wie die Gurrads damit klarkommen, vor allem weil sie zunächst für die körperlich hinfälligen, in ihren Augen unfähigen Cortezen nur Verachtung übrig hatten.
Für uns von Bedeutung ist in diesem Zusammenhang die Frage, ob es nicht eine ganze Reihe weiterer Völker gibt, die vergleichbare Zusammenhänge aufzeigen. Längst sind nicht alle Völker bekannt, die vor sieben Millionen Jahren in die Hyperkokons eingeschlossen wurden. Für die von Stachelhäutern abstammenden Kybb lässt sich allerdings schon jetzt sagen, dass sie weder in den Magellanschen Wolken noch in der Milchstraße nachweisbare Spuren hinterlassen haben. Sofern es also außerhalb der Hyperkokons Überlebende gegeben hat, müssen sie in den Jahrmillionen ausgestorben sein.
Etwas anderes könnte allerdings für die Ozeanischen Orakel der Schota-Magathe gelten, deren an Seekühe erinnerndes Aussehen bereits mit den Solmothen verglichen wurde, obwohl deren Aussehen eher mit dem von irdischen See-Elefanten verglichen wurde. Körpergröße, zu einer einzelnen Schwanzflosse umgeformte Beine sowie die vierfingrigen Hände mit Schwimmhäuten weisen allerdings bei beiden Wasserbewohnern interessante Übereinstimmungen auf.
Die von den Terranern wegen der Farbe, in der sich der Planet aus dem All präsentierte, auf Zyan getaufte Heimatwelt der Solmothen ist der zweite von vier Planeten der gelben Sonne Gorkan, 25.500 Lichtjahre in Richtung galaktisches Zentrum vom Solsystem entfernt. Er wurde erst im Jahr 1157 NGZ entdeckt. Die Milchstraßenvölker genossen damals ihre wieder gewonnene Freiheit nach der Monos-Diktatur, schwärmten über die Galaxis aus, entdeckten verlorene Welten und auch neue.
Auf Zyan leben die intelligenten Bewohner im radioaktiv strahlenden Meer. Angeblich handelt es sich bei der Radioaktivität um eine natürliche Erscheinung, die durch heftige vulkanische Tätigkeit des Meeresbodens entstanden ist. Menschen und andere Galaktiker müssen bei längeren Aufenthalten Schutzanzüge tragen, um keinen gesundheitlichen Schaden zu nehmen. Für Solmothen dagegen ist die Strahlung völlig unschädlich.
Unter dem Blickwinkel der neuen Erkenntnisse stellt sich die Frage, ob die »natürliche« Radioaktivität letztlich nicht Ergebnis jener Kämpfe und Kriege ist, die vor sieben Millionen Jahren stattgefunden haben. Es ist also durchaus möglich, dass wir es bei den Solmothen mit Nachkommen von Schota-Magathe zu tun haben. Klarheit wird jedoch erst eine genetische Untersuchung bringen.
Auffallend ist allerdings schon jetzt die Ähnlichkeit der Mentalität: Die Ozeanischen Orakel waren zur Zeit der Schutzherren hilfreiche Schlichter, bedächtige Berater und vor allem Wissende, die per Teleportation von Planet zu Planet reisten und den jeweiligen Bevölkerungen zur Verfügung standen. Die Solmothen ihrerseits leben nach einer eigenen Philosophie, die auf dem Gedanken beruht, dass nur Liebe und Harmonie erstrebenswert ist und dass nur Bestand hat, was auf diese Weise geschaffen wird.
Zufall? Vermutlich nicht. Und es ist durchaus möglich, dass es weitere Überraschungen dieser Art geben wird, je mehr wir über die Hyperkokon-Sternhaufen erfahren.
Rainer Castor