PERRY-RHODAN-Kommentar 2257


SCHAUPLATZ MAGELLAN (I)


Planmäßig hat die RICHARD BURTON im Januar 1333 NGZ die Große Magellansche Wolke erreicht. Erstes Ziel ist der Leuchtstern Navo-Nord, eine rote Riesensonne, die bereits im Jahr 2435 als Orientierungspunkt gedient hatte.

Genau wie in der Milchstraße haben sich in der GMW eine Reihe von ausgedehnten Hyperstürmen »festgesetzt«, die Stärken von 100 bis 150 Meg erreichen und somit auch die Gefahr von Tryortan-Schlünden mit sich bringen. Verbunden mit den Hyperstürmen sind – je nach vor Ort angetroffene Stärke – massive Beeinträchtigungen der auf Hyperbasis funktionierenden Aggregate wie auch solche, die auf die konventionelle Technik »durchschlagen«.

In früheren Zeiten galt die GMW als eine Art Armenhaus unter den Sterneninseln der Lokalen Gruppe. Die Gurrads als vorherrschende Zivilisation der Magellanschen Wolken hatten daher von vornherein beträchtliche Low-Level-Ressourcen zur Verfügung, die für den Aufbau nach dem Hyperimpedanz-Schock genutzt werden konnten.

Dennoch liegt die GMW, wie die Besatzung der RICHARD BURTON feststellen muss, in einem katastrophalen Maß danieder. Diverse Probleme wie beispielsweise das der Hyperkristalle, verringerte Wirkungsgrade für diverse hyperphysikalische Prozesse, der allgemein erhöhte Energiebedarf und dergleichen betreffen nun einmal alle.

Die als die Magellanschen Wolken bekannten Kleingalaxien sind auf der Erde nur auf der südlichen Halbkugel in den Sternbildern Dorado, Mensa und Tucana zu sehen. Die scheinbare Größe entspricht hierbei dreiundzwanzig Vollmondbreiten für die Große und neun für die Kleine Magellansche Wolke. Benannt wurden sie nach Fenão de Magalhães – spanisch Fernando de Magallanes – (um 1480 bis 27. April 1521), dem Kommandanten der ersten offiziellen Weltumsegelung.

Die Große Magellansche Wolke oder Amringhar (ESO 056-G115) ist hierbei 170.000 Lichtjahre von Sol entfernt, erreicht 25.000 Lichtjahre Durchmesser und umfasst zehn Milliarden Sonnenmassen. Sie besteht vorwiegend aus Objekten der Population I. Neben ausgedehnten Emissionsnebeln gibt es Gebiete mit dunkler interstellarer Materie, aber auch Novae, Supernovae und Kugelsternhaufen. Die GMW ist als »irregulär« eingestuft, obwohl es deutlich unterscheidbare Objekte der Scheiben- und Halopopulation gibt, eine leichte Balkenstruktur vorliegt und auch eine spiralförmige Anordnung zu erkennen ist, während jedoch ein Galaxienkern fehlt. Die Gezeitenkräfte der Milchstraße haben die GMW-Scheibe stark verwölbt und die gesamte innere Struktur beeinflusst.

Die Kleine Magellansche Wolke oder Kyranghar (NGC 292 oder ESO 029-G021) ist mit 200.000 Lichtjahren weiter entfernt und mit 10.000 Lichtjahren Durchmesser kaum halb so groß. Mit ihren zwei Milliarden Sonnenmassen gehört die KMW zu den unregelmäßigen Sternsystemen. Der Anteil der Sterne der Population II ist größer als bei der GMW, die Randgebiete sind weitgehend frei von Dunkelmaterie.

Die Sternenwolken, deren Zentren rund 76.000 Lichtjahre voneinander entfernt sind, bewegen sich mit einer Geschwindigkeit von etwa 55 Kilometern pro Sekunde aufeinander zu. Verbunden sind sie durch eine dünne Brücke kosmischer Feinmaterie, vereinzelten Sonnen und kleinere Sternenhaufen. Die Kleingalaxien sind in die gemeinsame Gashülle neutralen Wasserstoffs eingebettet; die Magellan-Strom genannte intergalaktische Wolke reicht weit über sie hinaus, da das Wasserstoffgas durch die Gezeitenwirkung der Milchstraße aus ihnen herausgelöst wird.

Der überaus markante Tarantelnebel entspricht mit seinen rund 1000 Lichtjahren Durchmesser etwa dem dreißigfachen des Orionnebels und ist damit das bei weitem größte »Objekt« in der GMW. Astronomisch als 30 Doradus oder NGC 2070 geführt, wird er in der Sprache der Gurrads Arwitch-Nebel genannt, während sein Name zur Zeit der Schutzherren von Jamondi vor sieben Millionen Jahren Amrin-Nebel lautete.

Als Emissionsnebel und H-II-Region umgibt das farbenprächtige Gebilde den offenen Sternhaufen R 136. Tausende heiße blaue Sonnen, die nur zwei bis drei Millionen Jahre alt sind und je etwa fünfzigfache Solmasse erreichen, ballen sich hier im Zentrum des Tarantelnebels in einem Gebiet von 50 Lichtjahren Durchmesser. Im nur zehn Lichtjahre durchmessenden Kernbereich erreichen die Sonnenabstände teilweise nur 25 Lichttage. Der Tarantelnebel insgesamt ist eine Brutstätte neuer Sonnen und 7866 Lichtjahre von Navo-Nord entfernt.

Rainer Castor