Bereits zu Beginn des 25. Jahrhunderts erlangte der »Sektor Morgenrot«, 2183 Lichtjahre von Sol entfernt und 1579 Lichtjahre unterhalb der galaktischen Hauptebene gelegen, besondere Bedeutung für Erkundungsunternehmen zu den beiden Magellanschen Wolken. Weil dort zahlreiche terranische Forschungsschiffe verschollen waren, wurden im Sektor Morgenrot starke Verbände konzentriert – und hier erschien Ende August 2435 zum ersten Mal OLD MAN (siehe PR-Romane ab 300).
Viel Zeit ist seitdem verstrichen; nun stehen die Magellanschen Wolken abermals im Blickpunkt des Interesses, zumindest die Große Magellansche Wolke, in der Gon-Orbhon vermutet wird. Mit rund 170.000 Lichtjahren zwischen dem Solsystem und dem Zentrum der vorgelagerten Kleingalaxis befindet sich das Ziel allerdings in einer Entfernung, die die Anforderungen an Technik und Logistik unter den neuen Bedingungen nach dem Hyperimpedanz-Schock in bemerkenswerte Höhen treibt.
Dass vor diesem Hintergrund auch der Sektor Morgenrot wieder eine Rolle spielt, liegt in der Natur der Sache – immerhin befindet er sich exakt auf der Verbindungslinie von Terra in die Große Magellansche Wolke. MORGENROT wurden deshalb auch die aus PONTON-Tendern errichteten Bahnhöfe getauft, die der als »erste Welle« gedachten RICHARD BURTON als »Sprungbretter« bis rund 40.000 Lichtjahre in den Leerraum hinein dienen.
Schon am 1. August 1332 NGZ gingen fünfzehn der dreißig vorbereiteten und umgerüsteten PONTON-Tender mit ihren Begleit-LFT-BOXEN in Fracht- und Lastausführung von Hayok aus auf die Reise. Nach etwa 70 Tagen sollte dann die etwas später gestartete RICHARD BURTON die Position des Bahnhofs MORGENROT-5 erreicht haben – der Planung entsprechend also am 10. Oktober 1332 NGZ. Dass die Ankunft erst am 16. Oktober 1332 NGZ erfolgte und was ansonsten passiert, schildert der Roman.
Alle fünf als mobile Servicestationen gedachten MORGENROT-Weltraumbahnhöfe bestehen aus drei zusammengekoppelten PONTON-Tendern plus den beiden angekoppelten, jeweils 3000 Meter messenden LFT-BOXEN, die in erster Linie nichts anderes als Großlager für Ersatzteile aller Art darstellen.
Entwickelt wurden die Tender seinerzeit parallel zu den ersten ENTDECKERN, dafür konzipiert, bis zu vier der 1800-Meter-Raumer gleichzeitig versorgen und warten zu können – je zwei auf den Landefeldern der Ober- und Unterseite. Wie der Risszeichnung des PR-Romans 2075 zu entnehmen ist, erreicht der Plattform-Grundkörper einen Durchmesser von 5000 und eine Höhe von 1000 Metern. Die Länge einschließlich der Bug- und Heckgondeln beträgt rund 5700, die Höhe mit den Pylonen etwa 2170 Meter.
Vormals noch ausreichend per Hypertrop-Zapfung und Gravitraf-Speichern mit Energie versorgt und dank der Metagrav-Triebwerke von deutlich größerer Reichweite, hatten die Tender in ihrer ursprünglichen Konzeption den ENTDECKERN bei ausgesprochenen Fernexpeditionen im Bereich von vielen Millionen Lichtjahren zur Verfügung stehen sollen. Dass Letzterem durch den Hyperimpedanz-Schock ein Strich durch die Rechnung gemacht wurde, hat hinsichtlich der Richtigkeit des Grundkonzepts nichts zu bedeuten – denn dieses ist auch unter den neuen Bedingungen gültig, nun vermutlich sogar noch mehr als zuvor.
Unabhängig davon, ob sich in naher Zukunft die bislang noch bedauernswert geringe Reichweite der Hawk-I-Linearkonverter vergrößern lässt oder nicht, dürfte der Einsatz dieser Tender oder aus ihnen zusammengekoppelten Bahnhöfe auch auf anderen Flugrouten von besonderem Interesse sein, solange das Netz der entsprechend ausgestatteten Versorgungs- und Nachschubplaneten noch sehr dünn gesät ist.
Von Hayok bis MORGENROT-1 im Sektor Morgenrot jedenfalls beträgt die Distanz 10.236 Lichtjahre; eine Strecke, die mit einem aus Sicherheitsgründen und um die Materialbelastung niedrig zu haltenden Überlichtfaktor von 400.000 (= 45,7 Lichtjahre pro Stunde) in einer reinen Flugzeit von rund 9,5 Tagen, inklusive Wartung, Orientierung und dergleichen, in 15 Tagen zurückzulegen ist.
MORGENROT-2 ist 8138 weitere Lichtjahre entfernt und befindet sich 5430 Lichtjahre unterhalb der galaktischen Hauptebene. Die Distanzen zwischen den weiteren MORGENROT-Bahnhöfen betragen jeweils 10.000 Lichtjahre, ihre Positionen liegen hierbei dann 10.860, 16.290 und 21.720 Lichtjahre unterhalb der galaktischen Hauptebene, während es für das Ziel der RICHARD BURTON, die Große Magellansche Wolke, rund 92.000 Lichtjahre sind.
Rainer Castor