Gon-Orbhons Aktivitäten waren durch die Abriegelung der Hyperkokons noch nicht beendet. Zumindest zeigten sich »Nachwirkungen«, die mit großer Wahrscheinlichkeit auf die Beeinflussung des Schutzherrn Tagg Kharzani durch Gon-Orbhon zurückzuführen sind. Sofern nicht die »etwas zwielichtige« Rolle Kharzanis, vor allem in Bezug auf die Kybb und alles, was damit zusammenhängt, noch einer Neubewertung unterzogen werden muss, weil hier beispielsweise auch andere Aspekte hineingespielt haben könnten ...
Bereits acht Jahre – nach der in Jamondi herrschenden Eigenzeit – nachdem der Sternhaufen in den Hyperkokon eingekapselt worden war, hatte Tagg Kharzani das Tan-Jamondi-System im Handstreich in seine Gewalt gebracht. Die Entwicklung erfuhr einen weiteren Höhepunkt bei der Blutnacht von Barinx, mit der die Niederlage für die Schutzherren von Jamondi besiegelt wurde.
Während im Inneren der Hyperkokons deutlich weniger Zeit verstrich, vergingen außerhalb im Standarduniversum rund sieben Millionen Jahre. Die Erhöhung der Hyperimpedanz bedingte nun, dass die Kokoneinlagerung nicht länger aufrechterhalten werden kann – und wie zuvor greift Gon-Orbhon abermals nach dem »6-D-Juwel« des Solsystems, zweifellos um sich zu stärken und die weitere Entwicklung voranzutreiben.
Durch die im Sternenozean von Jamondi gewonnenen Information wissen wir nun, wer sich letztlich hinter dem makellosen humanoiden Hünen verbirgt, den die auf Terra Beeinflussten in ihren Träumen sehen. Dass er in diesen Visionen über der Oberfläche eines ovalen, spiegelglatten Sees schwebt, während neben ihm aus dem Wasser der Knauf und die halbe Klinge eines riesigen Schwertes ragen, ergibt angesichts der Beschreibungen der Schildwache Lyressea von Parrakh durchaus Sinn – verwandelte sich die Umgebung des Doms Parrakh nach dem Absturz des Satrugar-Nocturnenstocks doch in einen See. Dieser dürfte wohl auch identisch sein mit dem flach liegenden grauen Oval, das gemeinsam mit dem Schwert von den Jüngern als Symbol des »Gottes Gon-Orbhon« interpretiert wird.
Die Verschmelzung des Schutzherrn Gon-Orbhon mit dem Nocturnenstock sowie das Anzapfen des »6-D-Juwels« und des sich dahinter verbergenden Psi-Korpus der verstorbenen Superintelligenz ARCHETIM haben die ursprüngliche Mutantenfähigkeit des Schutzherrn ganz offensichtlich extrem verstärkt. Die verbrämten Visionen eines »Gottes Gon-Orbhon« als ein »furchtbares, gewaltiges, vor allem aber allmächtiges Wesen« sind vermutlich berechtigter als angenommen.
Problematisch ist, dass sich derzeit seine Möglichkeiten keineswegs eindeutig einschätzen lassen. Die Ereignisse im Solsystem zeigen, dass die heutigen Beeinflussungsmöglichkeiten deutlich über die der früheren Mental-Dislokation des Schutzherrn hinausgehen. Hinzu kommt, dass diesmal die bei SEELENQUELL noch so wirkungsvollen PsIso-Netze leider keinen Schutz und keine Hilfe bieten.
Ihr Kernbestandteil ist das CV-Embinium, das einen hohen Prozentsatz permanent fluktuierender Hyperbarie-Anteile aufweist und somit fast einem Hyperkristall gleicht. Im Gegensatz zu einem solchen wird jedoch keine Hyperstrahlung emittiert, sondern diese vor allem im unteren UHF-Bereich zunächst absorbiert und bei Sättigung nebenwirkungsfrei in den Hyperraum ableitet. Daran hat nach allen bisherigen Erkenntnissen auch die Hyperimpedanz-Erhöhung nichts geändert. Intensive Untersuchungen zeigten überdies, dass CV-Embinium vermutlich ähnlich wie PEW-Metall eine Art »Zwitter« darstellt und noch nicht genauer klassifizierte Wirkungen im Sextadim-Bereich aufweisen könnte.
Bei SEELENQUELL konnten Mentalstabilisierte übernommen werden; nicht einmal übergeordnete Schutzschirme stellten ein Hindernis dar. Weil er sogar durch Paratronschirme hindurch Wirkung entfalten konnte, bedeutete das, dass hier Kräfte zum Einsatz kamen, die über dem Paratron-Grenzwert von 1,1 Petakalup hinaus angesiedelt waren und in den ultrahochfrequenten Bereich oder gar dessen sechsdimensionales Äquivalent hineinreichten.
Durch die PsIso-Netze können zwar die meisten Para-Einflüsse ausgeschaltet werden, aber schon der Dryhanensinn ist und bleibt unbeeinträchtigt. Deshalb wird vermutet, das genau wegen dieser »Lücke« die Netze für eine Abwehr Gon-Orbhons ungeeignet sind. Inwieweit sich gegen ihn überhaupt vorgehen lässt, muss sich noch herausstellen, weil selbst eine Kappung des Jetstrahls zu ARCHETIM noch kein Sieg bedeutet. Und ob die rätselhafte Herkunft Gon-Orbhons einen Ansatz bietet, ist fraglich ...
Rainer Castor