PERRY-RHODAN-Kommentar 2248


DER ORDEN DER SCHUTZHERREN (I)


Von vagen Überlieferungen und den Chorälen der Motana einmal abgesehen, hielten sich die bisherigen Erkenntnisse über die Schutzherren von Jamondi und ihre Schildwachen sehr in Grenzen. Namentlich bekannt waren beispielsweise nur Jopahaim und Efrahaim. Hinzu kamen – beispielsweise auf Shoz – die beeindruckenden, zum Teil bis zu fünfzig Meter hohen Statuen, die einen in eine weiße »Priesterkutte« gekleideten Humanoiden darstellten.

An vielen hat eindeutig der Zahn der Zeit genagt – Risse und Bruchstellen sind zu erkennen, an einigen Stellen scheinen ganze Brocken herausgebrochen zu sein. Das Besondere war, dass die Figuren in ihrer humanoiden Art nur durch die Kutte umrissen wurden, während die eigentliche Gestalt fehlte: Es gab am Ende der waagerecht zur Seite ausgestreckten Arme keine Hände, und auch das Innere der Kapuze war leer!

Durch den Bericht der Medialen Schildwache kommt nun endlich Licht in das Dunkel, wie im Roman nachzulesen ist. Mit diesem und den nachfolgenden PR-Kommentaren soll das Geschilderte in geraffter Form und mit genauen Zeitangaben zusammengefasst werden.

Im Jahr 7.036.443 vor Christus hatten die Kosmokraten in der damals Ammandul genannten Milchstraße eine neue Organisation gründen lassen, einen Orden, genannt die Schutzherren von Jamondi, die den Rittern der Tiefe vergleichbar waren. In jener Zeit hatten noch die Porleyter eine vergleichbare Funktion inne, ohne jedoch selbst Ritter der Tiefe im eigentlichen Sinne zu sein.

Für den Orden galten folgende Regeln und Zielsetzungen zur Schaffung und Bewahrung einer harmonischen, kosmischen Ordnung: Die Schutzherren und ihre Helfer kämpfen für das Positive und eine konstruktive Ordnung im Universum. Jedes heranwachsende Volk soll sich, ungehemmt durch die Einflüsse negativer Mächte, zur geistigen Reife entwickeln und in die umfassende Ordnung einfügen können. Die Verbreitung von Leben, von Stabilität und Frieden sind die tragenden Säulen ihrer Philosophie.

Ausgehend von dem Sternenozean von Jamondi und dessen Zentralplanet Tan-Jamondi II mit dem Dom Rogan wurde daraus schnell ein galaktischer Machtfaktor. In die Struktur des Doms war ein Geistwesen eingegangen, eine von den Kosmokraten gesandte Entität, die allein in der Lage war, den Schutzherren ihre so genannte Schutzherren-Aura zu verleihen. Der Dom Rogan erhob sich von der gleichnamigen Insel als eine elegante hellbraune zapfenförmige Gestalt – 230 Meter hoch, mit einem Maximaldurchmesser von 300 Metern –, aus der ein ästhetisch geschwungenes Viertel »herausgeschnitten« war und hier den Domhof bildete.

Der einzige Baum – 120 Meter hoch, mit einem Kronendurchmesser von rund 130 Metern – stand schon hier, als der Dom erbaut wurde. Der Name lautete Uralt Trummstam, und es ging die Legende, dass der Orden der Schutzherren von Jamondi prosperieren werde, solange der Baum lebe und im Frühjahr Blätter trage. Denn er war gewissermaßen ein »Gründungsmitglied« des Ordens, und die Helfer der Schutzherren glaubten, dass er auf rätselhafte Weise wahrnehmen könne, wie es um die Schutzherren und ihren Orden stehe.

7.026.451 vor Christus, 9992 Jahre nach der Ordensgründung, erklärten sich die Schutzherren für unabhängig: Sie wollten nicht länger im Dienst der Ordnung gegen das Chaos tätig sein, sondern allein für sich selbst und ihre moralischen Vorstellungen.

Doch erst nach 10.045 Jahren hatte der Schutzherrenorden seinen »Verstoß« aus dem Dienst der Hohen Mächte erreicht. Allerdings knüpfte sich eine wichtige Bedingung an diesen »Verstoß«: Jene Entität, die den Dom von Tan-Jamondi II beseelt hatte, verließ den Orden und verblieb im Dienst der Kosmokraten. Somit war dem Dom die Fähigkeit, neuen Schutzherren ihre Aura zu verleihen, entzogen! Die neuen Schutzherren besaßen allesamt keine Auren mehr; ohne »echte« Auren aber fehlte ihnen die charismatische Ausstrahlungskraft – was wiederum dazu führen musste, dass der Orden über kurz oder lang zum Zusammenbruch verurteilt sein würde.

7.006.529 vor Christus wurden sich auf Wanderer die künstlich geschaffenen Schildwachen ihrer Existenz bewusst und begannen eine 466 Jahre dauernde Ausbildung. Hintergrund war, dass die Superintelligenz ES mit Blick auf die bevorstehende Auseinandersetzung mit der negativen Superintelligenz STROWWAN einen stabilisierenden, autarken Machtfaktor in seiner Mächtigkeitsballung gut gebrauchen konnte und deshalb mit einer geheimen Aktion den Schutzherrenorden vor dem Erlöschen zu retten versuchte.

Rainer Castor