PERRY-RHODAN-Kommentar 2245


ALTE NEUE TECHNIK: SONNENZAPFUNG


Seit dem Hyperimpedanz-Schock wird für die Erzeugung und Kontrolle hyperphysikalischer Effekte für alle »unteren Bereiche« des hyperenergetischen Spektrums deutlich mehr Energie benötigt, während gleichzeitig die erzielbare Wirkungen reduziert sind. Verbunden damit sind eine allgemein hohe Materialbelastung sowie eine beschleunigte Auslaugung bis hin zum Zerfall der Hyperkristalle als maßgeblicher »Schnittstelle«.

Ein größerer Energieverbrauch an sich wäre nicht so gravierend, käme nicht ein weiterer Aspekt hinzu, der sich nun umso schwerwiegender auswirkt: Den Hypertrop-Aggregaten gelingt – unabhängig davon, ob es sich um Geräte der Standard-Hyperzapfung oder solche nach dem Lieberman-Permanentprinzip handelt – kaum noch der »Durchstich« zu einem energiereicheren (entropieärmeren) Kontinuum des Hyperraums.

Wird ein Ableitkanal erstellt, durch den Energie an den Standort des Zapfers fließt, erweist er sich als höchst instabil und bricht schon nach wenigen Augenblicken wieder zusammen. Dass überdies die vormals so wirkungsvollen Gravitraf-Speicher ebenfalls versagen, macht die Angelegenheit nicht einfacher.

Somit ist es nur nahe liegend, dass versucht wird, auf das bewährte Prinzip der Sonnenzapfung auszuweichen. Wie es aussieht, hat auf diesem Gebiet Ka’Marentis Aktakul insofern die Nase vorn gehabt, weil er sich zunächst auf die Direktversorgung permanent arbeitender Abnehmer konzentrierte – nämlich die eines Stoßimpuls-Generators auf Halbraumbasis – und weniger auf die Speicherung.

Im Gegensatz dazu arbeiten die Terraner an Verfahren, die die Hypertron-Sonnenzapfung für Raumschiffe in Verbindung mit speziell angepassten Zyklotraf-Ringspeichern erlauben, sowie an solchen, die sie in größerem Rahmen ermöglichen soll, um auf diese Weise beispielsweise den Kristallschirm des Solsystems wieder in Betrieb zu nehmen.

Wie die terranischen Versuche ausgehen, schildert der Roman. Wir wollen an dieser Stelle auf die Hintergründe eingehen, denn Sonnenzapfung an sich ist ja alles andere als eine neue Methode. Sie war vielmehr bereits den alten Arkoniden bekannt und kam beispielsweise beim vom Haemon da Tereomir vorangetriebenen Projekt Tiga Ranton (Drei Welten) im System von Haemons Stern zum Einsatz, wo auf dem sechsten Mond des ersten Planeten die Zapfanlagen in Betrieb gingen.

Haemon hatte Imperator Reomir I. im Jahr 6052 vor Christus den Vorschlag zur Herstellung eines zweiten Synchronplaneten-Dreiecks unterbreitet; die Position im Bereich des späteren »Simban-Sektors« war hierbei als markantes Symbol bewusst gewählt worden: »Unterhalb« der Milchstraßenhauptebene gelegen, ergab die Verbindung über das Galaktisches Zentrum bis nach Arkon eine Machtachse, die die Galaxis quer durchzog und grob dem Verlauf der x-Achse des arkonidischen Koordinatensystems entsprach. Das Projekt endete jedoch in einer Katastrophe, die zweite Dreiplanetenkonstellation entstand nicht, sondern hatte einen Riss des Raum-Zeit-Kontinuums zur Folge, durch den aus Arkoniden und Tefrodern die Linguiden entstanden (PR-Romane 1555 und 1588).

Hyperenergetische permanente Sonnenzapfung im großen Maßstab wurde von den Meistern der Insel zur Versorgung ihrer Situations- und Zeittransmitter eingesetzt. Auch die Terraner griffen auf dieses Prinzip beim Solaren ATG-Feld und dem systemumspannenden Paratronschirm sowie bei der Containtrans-Anlage auf Olymp zurück.

Weil alle Sonnen Hyperstrahler sind, lassen sich diese Emissionen natürlich mit geeigneten Mitteln nutzen. Hintergrund ist, dass sämtliche Materie einen gewissen »hyperphysikalischen Anteil« hat (PR-Kommentar 2236). Je größer nun die Masse eines Körpers ist, desto größer ist natürlich auch der »exotische Teil«, selbst wenn er prozentual gesehen kaum nachweisbar sein sollte. Kommen nun bei massereichen Körpern wie Sonnen noch die ohnehin stattfindenden Fusionsprozesse inklusive des damit verbundenen Massendefekts hinzu, braucht die Hyperaktivität nicht zu verwundern.

Weil die Hyperstrahlung einer Sonne genau wie ihre elektromagnetischen und sonstigen Emissionen divergent in alle Richtungen weist, ist für die Nutzung eine Bündelung notwendig. Der entsprechende »Zapfstrahl« von mitunter beachtlicher Ausdehnung bis in den Kilometerbereich hinein gleicht hierbei einer Röhre, dessen Wandungen ebenfalls hyperphysikalischer Natur sind und die Hyperenergie zu einem Wandler oder Speicher ableiten.

Aufbau und Aufrechterhaltung der Zapfröhre verschlingen zwar ebenfalls Energie, doch unter dem Strich überwiegt die abgezapfte Menge. Diese kann nun zwischengespeichert oder direkt genutzt werden.

Rainer Castor