Beispielsweise wurde die Erde schon von den Lemurern hinsichtlich der ergiebigsten Hyperkristall-Fundstätten »abgegrast«. Inzwischen sind auf dem Heimatplaneten der Menschheit nur noch minimale Anteile in der normalen Materie vorhanden. Natürlich gibt es in den Weiten der Milchstraße noch ungezählte Welten, die vor Hyperkristallen und anderen »exotischen Materialien« förmlich bersten. Dass diese nun verstärkt ins Augenmerk rücken, braucht also nicht zu verwundern – je leichter der Abbau, desto begehrter, im Extrem vielleicht bis hin zum »Hyperkristall-Krieg« ...
Im Blickfeld von Verbesserungen stehen allerdings auch jene Methoden, die selbst bei Minimalanteilen der normalen Materie noch Hyperkristalle entziehen können. Mangels reichhaltiger Fundstätten war Terra insbesondere in der Frühzeit gezwungen gewesen, diesen Weg zu beschreiten – als man sich im galaktischen Dschungel eher mit Schleichfahrt bewegte, um die Position des Solsystems geheim zu halten.
So wurde beispielsweise bereits im 21. Jahrhundert die Technik zur Gewinnung von Hyperkristallen perfektioniert, sie durch Transitions-Strukturfelder auf Resonanzbasis von der sie umgebenden Normalmaterie zu trennen. Ein Verfahren, das unter den neuen Bedingungen der erhöhten Hyperimpedanz zwar deutlich mehr Energie erfordert, im Übrigen aber erstaunlich problemlos funktioniert: Transitions- und Transmitter-Transportstrecken im Minimalbereich bis zu wenigen hundert Metern unterliegen nicht der sonst beobachteten »Ausfallquote« von rund fünfzig Prozent.
Bei der Resonanz-Trennung kommt ein geometrisch in sich geschlossenes Strukturfeld zum Einsatz, welches Materie, die Hyperkristalle enthält, vollständig einhüllt und zum Bestandteil des höher geordneten Kontinuums macht. Der Unterschied zur Transition ist, dass der notwendige »Abstoßimpuls« von außen verliehen wird. Zum anderen bedarf es des Empfängers, um der – auch im Hyperraum weiterhin von dem Strukturfeld umschlossenen, wenngleich entmaterialisierten – Masse ihre Stofflichkeit zurückzugeben.
Weil es sich beim Transmitterdurchgang überdies um einen Prozess handelt, der quasi »von Null auf Überlicht« springt, sind der Vektor des Abstoßimpulses und die ihm immanente hypermotorische Kraft nur die halbe Miete. Um am angestrebten Ziel wieder stofflich stabil zu werden, bedarf es zur Rekonstitution des Eingriffes beim Empfangsgerät, das einem »Käscher« gleichkommt (siehe PR-Kommentare 2141 bis 2143 zu Transmittern).
... das Empfangsgerät nämlich hat weiter keine Aufgabe als die, dem Transportfeld eine Unstetigkeit aufzuzwingen und es dadurch an dem Ort, an dem sich das Empfangsgerät befindet, unwirksam zu machen. Das transportierte Objekt kommt dadurch im Gegentransmitter zum Vorschein. (PR-Roman 172)
Weil im Sinne der hyperphysikalischen Superposition die Materie unabhängig von ihrer Größe oder Feinstruktur Teil einer Überlagerung von potenziell unendlich vielen Zuständen ist, lässt sich analog zur Fourier-Überlagerung (nach der jede Welle als Summe von Sinuswellen dargestellt werden kann und es stets nur eine Möglichkeit gibt, eine bestimmte Welle in die »Sinuswellensprache« zu übersetzen) in die komplexe »objektinterne« Vernetzung des natürlichen Interferenzmusters eingreifen.
Während der normale Empfänger das Gros der transmittierten Materie »ausspuckt«, dient ein zweiter, dessen Strukturfeld auf die Emission der Hyperkristalle justiert ist, der Abtrennung und separaten Verstofflichung. Selbst minimalste Anteile lassen sich auf diese Weise extrahieren. Um nicht großräumig Abraum durch die Gegend zu befördern, ist der Sende-Transmitter direkt mit seinem normalen Empfänger gekoppelt, so dass es gar nicht zu einer räumlichen Versetzung der Materie, sondern zur Rematerialisierung an identischer Stelle kommt.
Interessant ist nun, dass gerade dieses eigentlich uralte Verfahren Ansätze bietet, die einer genaueren Untersuchung bedürfen. Hintergrund ist, dass die arcoanische Wissenschaftlerin Colounshaba bei den Experimenten mit den Spindeln und Segmenten der Sampler-Planeten auf das Phänomen der »Hyperdim-Rotation« hinwies – eine »Drehung im Hyperraum«, um sie durch Entmaterialisierung und Wiederverstofflichung im selben Transmitter zusammenzufügen (PR 1684, 1685).
Die damaligen Versuche mit normaler Materie ergaben trotz Drehung weder bei den Molekularstrukturen noch bei den Strangeness-Werten eine Veränderung. Noch laufen die Experimente, aber vielleicht lassen sich Hyperkristalle auf diese Weise stabilisieren? Oder gar synthetisch wie jene der Laren herstellen ...? (PR 812)
Rainer Castor