Schon vor und während des Kampfes um den SPEICHER war den Beteiligten klar geworden, dass da etwas nicht »mit rechten Dingen« zuging. Insbesondere die mit dem Tod »des Maulwurfs« verbundenen Umstände sorgten für Verwirrung.
Zusammengefasst möchte ich die absolute Unmöglichkeit hervorheben, dass dem Intensivmedo und der damit vernetzten Biopositronik KHASURN derartig hochenergetische Vorgänge verborgen bleiben konnten, schrieb Filana Karonadse in ihrem Bericht über die Ereignisse des 21. Novembers 1331 NGZ. Es sei denn, Mayk »Mole« Molinas, genannt »der Maulwurf«, hätte für einen solchen Fall vorgesorgt. Und sowohl KHASURN präpariert als auch in seine/ihre Brille eine Vorrichtung implementiert, die einen Teil der verbrennenden Gehirnmasse in den bionischen Anteil KHASURNS transmittierte, somit eine Art Anker für die zeitgleich verwehende – erlöschende? – ÜBSEF-Konstante der Entität Molinas schuf.
Aus meiner Sicht kann jedenfalls nicht mit Bestimmtheit ausgeschlossen werden, dass irgendetwas, und sei es nur ein wie auch immer geartetes Bündel von geistigen, ideellen Komponenten, den auf herkömmliche Weise nicht erklärbaren »Unfall« in der Intensivstation überdauert hat. (PR 2224, 2225)
Vermutung einerseits und klarer Beweis anderseits sind aber zwei Paar Schuhe – und der Einzige, der sich in dieser Hinsicht sicher sein dürfte, ist Gucky. Was der Mausbiber nun über die bei seinem Besuch bei der SPEICHER-Biopositronik KHASURN am 27. November 1331 NGZ hinausgehende »Bestätigung« noch erfährt, schildert der Roman.
Dass in einem von der Hyperphysik geprägten Kosmos die rein materialistische Sichtweise bestenfalls einen Teilaspekt beschreibt, ist seit der ersten Begegnung mit den Arkoniden und dem Auftreten der terranischen Mutanten bekannt. Schon der 7. August 1940 geborene Teletemporarier Ernst Ellert zeigte eindrucksvoll, dass es dieses »Mehr« gibt.
Er starb kurz nach der Aufnahme ins Mutantenkorps am 21. Februar 1972. Sein Bewusstsein verließ den klinisch toten Körper im Augenblick des Sterbens und durchstreifte für viele Jahre Raum und Zeit, während der im Ellert-Mausoleum aufgebahrte Körper verwesungslos in einer Starre lag. Mit der Zeit lernte Ellert die Parapoling genannte Fähigkeit zu beherrschen, wechselte auf seinen Reisen »vom Anfang bis zum Ende der Zeit« oftmals seine »Trägerkörper« und schlüpfte in die verschiedensten Lebewesen.
2043 traf er im Körper des Druuf-Wissenschaftlers Onot wieder auf die Menschen und half maßgeblich mit, die Druuf-Gefahr zu bannen. Fortan war er in der Lage, seinen eigenen im Mausoleum ruhenden Körper beliebig aufzusuchen und zu beseelen, bis dieser nach einem Überwechseln Ellerts in das biopositronische Gehirn eines Posbi-Schiffes infolge zu großer geistiger Anstrengung zerfiel.
Der im Verwesungsstadium befindliche Körper wurde tiefgefroren und in der Grabkammer beigesetzt. Ellert aber ging auf geistige Wanderschaft, traf in den folgenden Jahrhunderten immer wieder auf Menschen, ging schließlich in ES auf und war zeitweise auch der Bote der Superintelligenz.
Ellerts Fähigkeit, sein Bewusstsein wandern zu lassen, war kein Präzedenzfall: Die Individualumformer – kurz IVs, von den Arkoniden in Ergänzung ihrer vokallosen Sprache auch VeCoRat XaKuZeFToNaCiZ genannt – konnten ihren Individualkörper verlassen und das eigene Bewusstsein gegen das anderer austauschen, während die Opfer für diese Zeit im IV-Leib gefangen und zur Handlungsunfähigkeit verdammt waren, und die Cappins waren als Pedotransferer ebenfalls zur Übernahme von anderen Wesen fähig.
Von den Cappins ist auch jene »ÜBSEF-Konstante« bekannt, von der das Zuckerman-Spektrum als Teil oder 5-D-Äquivalent betrachtet wird; ÜBSEF steht hier für »überlagernde Sextabezugs-Frequenz«, auch als »Hypersexta-Modulpar(a)strahlung« umschrieben.
Erforscht sind diese Dinge beileibe noch nicht. Fest scheint nur zu stehen, dass sich Bewusstsein, soll es nicht außerhalb der konventionellen Raum-Zeit-Struktur stehen, »Gestalten« und »Anker« bedient, die mehr oder weniger dauerhaft im Standarduniversum manifestiert werden. Nötig ist hierzu offenbar »positive energetische Substanz paranormaler Natur« oder »raumzeitliche Stabilisierungsenergie«, die ES Eiris nannte (PR 69).
Bewusstsein ist Bindeglied und Ausdruck des dahinter stehenden Wissens und Wesens, was den ausschließlich materialistischen Ansatz zum Scheitern verurteilt – aber sogar den »Geist in der Maschine« ermöglicht ...
Rainer Castor