PERRY-RHODAN-Kommentar 2211


Der erhöhte Hyperwiderstand (I)


Geoffry Abel Waringer, anfänglich verkannt und ausgelacht, wurde in seiner wissenschaftlichen Arbeit vor allem geprägt durch die Konfrontation der terranischen Hyperphysik mit der Paratrontechnologie im Dolan-Krieg des 25. Jahrhunderts.
Auch mit Blick auf die späteren Forschungen und Ergebnisse eines Payne Hamiller muss hervorgehoben werden, dass von Waringer einige durchaus als bahnbrechend zu bezeichnende Veröffentlichungen stammten. Diese,fanden allerdings unter dem Pseudonym Schneider Eingang in die wissenschaftliche Literatur. Die BegründungfürWaringers Vorgehen warebenso ein¬fach wie verständlich: Er selbst war Ende der 20er und zu Beginn der 30er Jahre des 25. Jahrhunderts vom wissenschaftlichen Establishment weder in Person noch Reputation anerkannt. Er fiel stattdessen wegen einiger gewagter Theorien auf und »floh« Mitte 2429, weil ausgelacht, von der Erde, statt einen Gastvortrag an der Raumakademie Terrania zu halten (PR-Roman 333, PR-Taschenbuch 88).
Ein Einreichen und Prüfen von Arbeiten über die lunare Hyperinpotronik NATHAN bescherte also ein unverfängliches exomine-Siegel. Dass die Wahl des Namens Schneider mit Blick auf das Grimm-Märchen vom »Tapferen Schneiderlein« erfolgte, war später eine viel kolportierte Anekdote, wurde allerdings von Waringer niemals bestätigt oder gar überhaupt kommentiert. Tatsache war jedoch, dass schon nach der Veröffentlichung des ersten Beitrags am 18. Juli 2432 unter den Wissenschaftlern eine rege Diskussion begann, wie die Regeln der Schneider'schen Mechanik auszulegen seien. Diese Mechanik befasste sich vor allem mit höchstfrequenten, mehr oder minder »psionischen« Bereichen des hyperenergetischen Spektrums. Solche Signale gehorchten den Regeln der Schneider'schen Mechanik, wie die Gesamtheit der Phänomene des fünf-plus-dimensionalen Universums nach dem Theoretiker benannt wurde, der... erste, tastende Versuche unternommen hatte, sie formelmäßig zu erfassen ... Die fünfdimensionale Ausstrahlung von Hypersendern unterlag einer Beschränkung hinsichtlich der Reichweite ... Schneider'sche Strahlung war solchen Einschränkungen wahrscheinlich nicht unterworfen... (PR 368)
Wie zwischenzeitlich erkannt wurde, stieg die Reichweite hyperenergetischer Strahlung, die über weite Strecken des Spektrums konstant war, in der Tat im UHF-und oberhalb davon im SHF-Bereich dramatisch an. Begründet wurde dies mit einer Veränderung des Phänomens, das Hyperphysiker »Wellenwiderstand des Hypervakuums« nannten und als eine Funktion der Hyperfrequenz angesehen wurde (PR 1464, 1429). Ein zweiter Beitrag der Schneider'schen Mechanik war die so genannte Dimensionsgitterkonstonte (PR 368), von der Payne Hamiller später die Strangeness ableitete. Der Hyperwiderstand als solcher war seit langem bekannt. Es handelt sich hierbei nicht um eine Kon¬stante, sondern um einen von vielen hyperphysikalischen Randbedingungen abhängigen Wert. Lokal erhöhte oder stark schwankende Werte fanden sich stets in Gebieten hoher Sterndichte, verbunden mit den für diese Bereiche wie das Galaktische Zentrum typischen Hyperstürmen.
Hyperwiderstand ist die allgemeine Umschreibung; der Fachbegriff der Wissenschaftler lautet »hyperphysikalische Impedanz«, kurz »Hyperimpedanz« (Impedanz: »verstricken, hemmen«; in der konventionellen Technik der »frequenzabhängige Widerstand« eines Bauteils oder Systems, gemessen in Ohm, zum Beispiel als Angabe bei Lautsprechern). Die seit Jahren permanent vorgenommenen Messungen zeigten eine zunächst kaum merkliche Veränderung von Naturkonstanten des Hyperkontinuums, die allerorten gleich ausfiel und - wie die Nachrichten aus Tradom zeigten - in der Tat universumweit beobachtet werden konnte. Bestimmungen des Meganon-Faktors zeigten überdies, dass die Kalup-Hef-Korrelation offenbar immer weiter auseinander klaffte - verbunden mit noch nicht absehbaren Folgen.
Interessant könnte in diesem Zusammenhang aber unter Umständen zu sein, dass schon seit einigen Jahren sonderbare »Quintronen-Oszillationen« beobachtet werden, bei denen sich die Quanten der Hyperenergie in bislang so noch nicht angemessener Weise verändern und umwandeln. Hef- und Kalup-Werte wechseln hierbei ebenso spontan und willkürlich wie der Meganon-Faktor, und häufig verschwinden die Quintronen sogar komplett oder wechseln in »Bereiche«, die die Messgeräte nicht erfassen. Die Zusammenhänge, vor allem mit Blick auf die erhöhte Hyperimpedanz, sind leider noch völlig unklar

Rainer Castor