PERRY-RHODAN-Kommentar 2207


DIE MOTANA


Bislang sind die Informationen, die unter anderem auf den wenigen Aussagen Lotho Keraetes beruhen, ziemlich dürftig. Fest scheint allerdings zu stehen, dass der Kugelsternhaufen des Sternenozeans von Jamondi für eine unbestimmte Dauer in einem Hyperkokon in der Art eines eigenständigen Miniaturuniversums isoliert war.

Inwieweit die vom ES-Boten verwendete Silberkugel der Querionen – oder Oldtimer – einen Hinweis auf die Zeitspanne liefern kann, bleibt vorerst offen. Sollte es der Fall sein, müssten wir von mehr als einer Million Jahre ausgehen.

Ob Vergleichbares auch für die anderen Bebengebiete in der Milchstraße gilt, ob dort ebenfalls die Inhalte von Hyperkokons materialisieren werden, muss sich erst noch herausstellen. In dieser Hinsicht sind Perry Rhodan und Atlan auf pures Spekulieren angewiesen.

Angesichts der möglicherweise im Raum stehenden Zeitspanne der »Verbannung« verwundert es schon ein bisschen, dass die beiden Unsterblichen hier auf Humanoide treffen, die Terranern sehr ähnlich sehen.

Die Kenntnis über die ferne Vergangenheit der Milchstraße ist alles andere als berauschend und beschränkt sich genau genommen auf die wenigen Stichworte, die im Kontext der ES-Geschichte vermittelt wurden (siehe PR-Roman 2000). Aus anderer Quelle wissen wir, dass als Urvolk der Humanoiden des Standarduniversum die V’Aupertir gelten. Ob das aber die Herkunft der Motana erklären kann, bleibt abzuwarten.

Ihrer Überlieferung nach waren die Motana in der lange zurückliegenden, glücklicheren Zeit das zahlenmäßig dominierende Volk im Sternenozean von Jamondi. Sie galten als die anpassungsfähigste Spezies und lebten auf vielen Planeten, während sie heute den Kybb-Cranar und anderen Günstlingen der Kybb-Roben Platz machen mussten.

Die frei lebenden Motana von Baikhal Cain wohnen zu einem großen Teil in einem riesigen zusammenhängenden Wald südlich der Hauptstadt Baikhalis, in der die Kybb-Cranar das Sagen haben. In diesem Gebiet leben eine Viertelmillion Motana in Einklang mit der Natur, die Residenz von Pardahn befindet sich etwa 300 Kilometer südöstlich der Hauptstadt.

Die Motana sind ein Volk von naturverbundenen Amazonen und Waldläufern, einige mit Pfeil und Bogen ausstaffiert, die mit ihrer Umgebung derart »verschmelzen« können, dass sie quasi unsichtbar sind. Großfamilien ziehen die Kinder auf, Entscheidungsträger in der matriarchalisch organisierten Gesellschaft sind in der Regel die Frauen.

Sofern die Informationen der Planetaren Majestät richtig sind, gibt es mehrere Siedlungsgebiete. Der Wald von Pardahn ist matriarchalisch organisiert. Er ist seit langer Zeit von jenen Übrigen separiert, die sich auf den anderen Kontinenten befinden: Namentlich bekannt sind neben Fairan noch Ceraimon und Eyari im Khalischen Ozean. Rhodans und Atlans Notlandung fand im Norden des Kontinents Fairan statt, dessen Ausläufer sich bis südlich des Äquators erstrecken.

Die Motana lieben Geschichten und kennen Tausende verschiedene Choräle, die zu allen denkbaren Anlässen gesungen werden; bei Beteiligung sehr vieler Sänger mit beeindruckender sängerischer Fertigkeit. Aber auch jeder Motana vermag für sich allein einen traditionellen Choral zu intonieren.

Der berühmte Choral Dank an den Schutzherrn ist einer der wichtigsten, ihn lernen die Motana meist als Erstes, selbst wenn sie nicht mehr den Inhalt verstehen oder dieser zu ihrer aktuellen Lebenssituation nicht mehr in Beziehung steht.

Mitunter entgleitet ein Choral der Kontrolle und gewinnt dann eine paranormale Intensität – eine spezielle Form von Gesang, die allerdings als »verfemte Kunst« angesehen wird. Es heißt, dass den Motana nicht erlaubt sei, auf diese Art zu singen, weil sie so nur Schaden anrichten.

Dass die Motana auch in anderer Hinsicht zumindest empfänglich für Paranormales sind, zeigte sich bereits im kegelförmigen Heiligen Berg beim Auffinden des Schaumopals und den Mutierten, den Veronis genannten »Geistern«. Sie saugen die entweichende Lebenskraft des sterbenden Motana auf, die die Veronis am Leben hält.

An die Bedingungen im Heiligen Berg anpasst, können sie weiterhin den Schaumopal aufspüren, sind gleichzeitig aber auch in der Lage, ihn zu manipulieren und seine außergewöhnlichen Fähigkeiten für ihre Zwecke zu nutzen.

Nehmen wir die »verfemte Kunst« und die lange Zeit der Isolation hinzu, könnte es durchaus sein, dass deutlich mehr hinter der Angelegenheit steckt.

Rainer Castor