PERRY-RHODAN-Kommentar 2192


WEGE IN DEN PULS


Als Teil der Materiebrücke zwischen den Galaxien Tradom und Terelanya erreicht das Auge Anguelas einen Durchmesser von rund 5000 Lichtjahren. In der gewaltigen »Feuerzone« herrscht auch nach der Stabilisation des PULSES durch die Superintelligenz VAIA ein starkes energetisches Gefälle. Permanent fließt Energie ins Standarduniversum und erzeugt den gewaltigen Glutkessel.

Eine unbekannte Anzahl von so genannten PULS-Forts – jedes angeblich stärker als selbst eine Flotte AGLAZARE – dient wie die Guan a Var im Kessel von DaGlausch dazu, die Energie rings um den PULS zu kanalisieren. Auf diese Weise ist der PULS vor jeglichem unbefugten Einflug wirksam geschützt. Ein Vordringen ins Zentrum ist per Überlichtflug aufgrund der extremen energetischen Verhältnisse nicht möglich.

Selbst Raumfahrzeuge von allerhöchster Entwicklungsstufe haben extreme Schwierigkeiten, den Weg bis ins eigentliche Zentrum zurückzulegen. In Anguelas Auge zehrt der hyperphysikalische »Gegendruck« die Überlichtfahrt eines Raumschiffs permanent auf, dass es unweigerlich »seitwärts weggedrückt« wird – so als treffe ein Gegenstand auf eine massive Kugel und gleite an der glatten Oberfläche ab.

Wie schon die Untersuchung durch die Besatzung der KARRIBO bestätigte, wird nach einer Eindringtiefe von 0,436 Lichtjahren die Abbremsung derart extrem, dass die Überlichttriebwerke kein weiteres Vordringen mehr gestatten. Die in die Schutzschirme prallenden Materie- und Partikelströme wiederum sind im Allgemeinen so intensiv, dass ein sofortiger Wiederaufbau der Paradim-Nullsphäre oder einer Grigoroff-Schicht nicht mehr gelingt – und somit die unüberschreitbare Grenze erreicht ist.

Der Vorstoß in den Kessel von DaGlausch zeigte ebenfalls, wie extrem die Bedingungen sind. Zwar musste seinerzeit die Masse der Kunstwelt Wanderer befördert und überdies das »Tor« zum PULS an sich erstmals erreicht werden, aber selbst die Virtuellen Schiffe stießen an die Grenze ihres Leistungsvermögens, obwohl sie von den Baolin-Nda speziell für die Kessel- und PULS-Bedingungen konstruiert worden waren.

Dass es Wege in einen PULS gibt, bewies auch die Stromschnelle in Segafrendo; sie fungierte als Hyperdim-Tunnel von der NACHT ins Standarduniversum und umgekehrt. Beide Endpunkte waren lediglich als ein energetisches Kugelfeld sichtbar, das einen Durchmesser von 1220 Kilometern erreichte.

Der eigentliche Tunnel war unsichtbar in ein übergeordnetes Kontinuum eingelagert; drang ein Raumschiff ein, wurde von der Stromschnelle ein intensives orangefarbenes Leuchten emittiert. Der Transfer dauerte etwa eine halbe Stunde, Schiffe konnten beim Tunneldurchgang weder beschleunigen noch bremsen, und die Geschwindigkeit war mit den üblichen Messgeräten nicht zu beziffern.

Projekt KATAPULT ist der Versuch, spezielle Raumkapseln von nicht mehr als 45 Metern Durchmesser zu konstruieren, die die unüberschreitbare Grenze überwinden sollen und das wirkliche Innerste der Glutzone erreichen können – den eigentlichen PULS mit VAIAS Heimstatt!

Hierzu wurden sie mit miniaturisierten, ultrastarken Paradim-Triebwerken und speziellen, direkt an der Wandung anliegenden Schutzschirmen ausgestattet. Die Triebwerke sollen – unterstützt von einem massiven Katapulteffekt des Horts zur »Startbeschleunigung« – die unüberwindbare Grenze durchstoßen.

Bei der Kapsel-Konstruktion gingen die Dhyraba’Katabe davon aus, dass eine kleinere Oberfläche der Schutzschirme umso geringere auf sie einwirkende Kräfte bedeutet. Weiterhin wurde angenommen, dass eine geringere Masse, die beschleunigt werden muss, auch weniger Energie erforderlich macht und kleinere Energieerzeuger gestattet. Die Ehrwürdigen Wissenschaftler haben daher buchstäblich Jahrzehnte um jeden Meter Durchmesser gekämpft, der sich einsparen ließ.

Selbst der Passagierraum einer KATAPULT-Kapsel ist extrem eng konstruiert und für nicht mehr als drei Personen ausgelegt. Ein Versorgungsmodul und ein angegliederter Container enthalten die Lebenserhaltungssysteme sowie die technischen Ausrüstungsgegenstände, die ein Dhyraba’Katabe, ein Rudimentsoldat und eine Kreatur von Quintatha im Inneren des PULSES mutmaßlich benötigen, um ihren Auftrag zu erfüllen.

Bei der Paradim-Technik der Triebwerke Tradoms dient im Unterlichtbereich permanent aus dem übergeordneten Kontinuum angezapfte, frequenztransformierte, gebündelte und gleichgerichtete Hyperenergie dem gravomechanischen Paraschub. Die Abstrahlung erfolgt pulsierend mit einer Frequenz von 2345 Hertz. Die Maximalbeschleunigung erreicht beispielsweise beim CoJito-Planetenjäger 1075, bei den Valenter-Schiffen der Tradom-Standardtechnik 775 Kilometer pro Sekundenquadrat.

Für den Überlichtmodus wird die Paradim-Nullsphäre errichtet, eine der Grigoroff-Schicht gleichende Feldblase, die jedoch – anders als beim Metagrav-Triebwerk – in Verbindung mit dem Paraschub des Paradim-Pulsators einen dem Lineartriebwerk gleichenden, jederzeit unterbrechbaren und beliebige Kurswechsel ermöglichenden Direktflug gestattet. Kleinste Eintritts- oder Austrittsgeschwindigkeit sind fünfunddreißig Prozent der Lichtgeschwindigkeit. Beim CoJito wird ein Überlichtfaktor von bis zu 95 Millionen, bei den Valenter-Einheiten selten mehr als 25 Millionen erreicht.

Ohne die genauen Zahlen zu kennen, dürfte davon auszugehen sein, dass schon die Kapseln Werte im Bereich jener des CoJitos erreichen. Hinzu kommt die externe KATAPULT-Beschleunigung – nach dem Start vom Hort erhält die Kapsel den eigentlich maßgeblichen »hyperphysikalischen Anschub« Richtung PULS und geht mit der gleichzeitig aufgebauten Paradim-Nullsphäre auf Überlichtgeschwindigkeit.

So weit die Theorie. Im Roman wird geschildert, wie die Versuche mit den Kapseln und dem KATAPULT-Hort in der Praxis ausgehen ...

Rainer Castor