3.604.836 vor Christus kehrten Hunderttausende Helioten in den Sternhaufen des Ersten Thoregons zurück. Mit sich führten sie ein unsichtbares, hyperphysikalisch stark strahlendes Hyperpotenzial, das in 1,8 Lichtjahren Entfernung vom Doppelstern Thoregon-Cencha platziert wurde – und identisch war mit der sterbenden Superintelligenz namens KABBA.
Auf eine solche Gelegenheit hatte THOREGON lange gewartet: KABBAS sterbliche »Substanz« sollte nach dem endgültig eingetretenen Tod für THOREGONS Zwecke umstrukturiert werden; aus KABBAS Leiche wurde ein sechsdimensional aktives, einem Kosmonukleotid ähnelndes, als Analog-Nukleotid bezeichnetes Objekt erschaffen.
THOREGON wollte sein eigenes Nukleotid beherrschen und sein wie die Kosmokraten. Damit war das Klima zwischen den Algorrian und THOREGON vergiftet. Die Algorrian wollten nicht länger für die Ziele der Wesenheit arbeiten und beschlossen, STASIS 01 in Betrieb zu setzen und mit dem Planeten Tulacame 2 erneut in Stasis gehen. THOREGON schien die Entscheidung der Algorrian ohne einen Kommentar hinzunehmen. Eine Strafexpedition, wie die Kosmokraten sie zweifellos ausgeschickt hätten, fand nicht statt; die Station wurde von THOREGON nicht angetastet.
Im Jahr 3.497.552 vor Christus hatte sich eine seltsame Formation gebildet – ein 1,8 Lichtminuten durchmessendes psionisches Feld, als vierdimensionaler Abdruck vergleichbar dem eines Kosmonukleotids. THOREGON hatte den ersten Schritt geschafft und KABBAS Überreste umgeformt. Im Inneren des Sternhaufens wurde eine Sperrzone eingerichtet, die das Analog-Nukleotid und die Doppelsonne Thoregon-Cencha dem allgemeinen Zugang entzog.
3.308.757 Jahre vor Christus tobte in direkter Nachbarschaft der Galaxis Erranternohre ein Krieg, eine Auseinandersetzung in Zusammenhang mit der Materiequelle GOURDEL. Vordergründiger Anlass der Entwicklung war, dass die Kosmokraten GOURDEL veranlasst hatten, als weiterer »Machtfaktor« in die für sie ohnehin schon wichtige Sterneninsel »überzusiedeln« – denn entstanden war GOURDEL aus ihrer Mächtigkeitsballung, die weit von Erranternohre entfernt lag.
Als Reaktion setzten die Chaotarchen die Materiesenke JARMITHARA »in Marsch«, die, ebenfalls nicht in Erranternohre entstanden, ein Gegengewicht zur Materiequelle bilden sollte. In dem parallel hierzu stattfindendem Krieg trafen Chaotender und Kosmische Fabriken aufeinander, die Auseinandersetzung endete mit einem Patt: Zwei Chaotender – darunter der 36. ZENTAPHER – und zwei Fabriken wurden vernichtet. Seither zeichnete sich Erranternohre durch die besondere Situation aus, dass in einer intakten Galaxis gleichzeitig eine Materiequelle und eine Materiesenke vorzufinden waren.
Der Hintergrund war, dass THOREGONS Aktivitäten den Grund lieferten, darauf zu reagieren – genau das war nämlich der Anlass, weshalb GOURDEL überhaupt in Erranternohre »in Position« gebracht wurde. Sieben der neun »Auslässe« der Materiequelle wurden auf den Mahlstrom ausgerichtet und die Materiequelle selbst »aufgedreht«. Allerdings blieb die Wirkung gleich null – einmal davon abgesehen, dass sich im Bereich der nicht auf das Erste Thoregon ausgerichteten Auslässe als Nebenwirkung eine Art »toter Winkel« bildete. Diesen nutzte später Bardioc zum Verstecken der PAN-THAU-RA aus, da sich die Galaxis Tschuschik exakt auf der Verlängerung Mahlstrom-Erranternohre-Milchstraße befand.
Um 3.064.000 vor Christus erlitt das Volk der Crozeiren beim Kampf gegen später nur unter der Bezeichnung »die Streiter gegen das GESETZ« bekannte Feinde furchtbare Verluste; es war der Versuch einer Thoregon-Gründung in Pooryga, dem späteren Dommrath. Als nur noch etwa 10.000 Crozeiren übrig waren, die meisten in Crozeirenstadt, wuchs die Menta-Quote über die kritische Grenze hinaus. Sie verwandelten sich in machtvolle, paranormal begabte Monstren, deren Fähigkeiten nicht mehr kontrollierbar waren. Der entfesselte Parasturm ließ keinen der Feinde übrig, dennoch wüteten die Crozeiren weiter – tausend besiedelte Planeten mit je einer Milliarde Bewohner fielen dem Amoklauf zum Opfer.
Erst als die Bevölkerungszahl auf über 10.000 Individuen angewachsen war, nach einem Jahrhundert ohne Freude und ohne Barmherzigkeit, sank die Menta-Quote auf einen unkritischen Wert zurück. Die 24 Anführer des Krieges, die Torr genannten Mörder, zogen sich mit dem Crozeirenzwilling, dem späteren doppelköpfigen »Orakel«, ins Kloster von Druu zurück und verwandelten sich in steinerne, im Kern lebendige Statuen, dazu verurteilt, bis zum Zerfall des Klosters als lebendige Leichen Buße zu tun.
Mit Ende des dritten Regentschaftsjahrzehnts von Prinzregent Samaho, im Jahr 2.796.328 vor Christus, brach in Kohagen-Pasmereix der vorhergesehene Krieg aus; die Galaxis wurde zum Schauplatz einer gigantischen, in ihrer Natur undurchschaubaren Schlacht.
Nach Monaten wurde eine Störung im Schwerkraftgefüge der Nachbargalaxis erkannt. Die über die beiden Cro-Schwestermonde verteilte Groß-Zentronik sagte das Ende von Kohagen-Pasmereix in den nächsten 100.000 Jahren voraus. Samaho flog nach Kohagen-Pasmereix, rettete mit Hrhhochhatt den letzten überlebenden Chhatt, erfuhr von der Errichtung des Doms Dommrath auf dem von einem Chaotender vernichteten Planeten Dommrathi, entging dem Angriff eines Chaotenders nur knapp und floh, ohne den genauen Ausgang der Auseinandersetzung der nun aufeinander treffenden neun Chaotender und neun Kosmischen Fabriken zu verfolgen.
Nach der Rückkehr wurde festgestellt, dass Kohagen-Pasmereix als galaktische Struktur zu existieren aufhörte: Das System der Schwerkraftlinien wurde zerschlagen und die Materie des galaktischen Zentrums durch einen unbekannten Prozess zu mehr als 90 Prozent in einen energetischen Plasmazustand umgewandelt. Kurz darauf begegnete Prinzregent Samaho Cairol ...
Rainer Castor