PERRY-RHODAN-Kommentar 2183


QUERVERWEISE (II)


In einem Kampf ektoplasmatischer Körper siegten an Bord der ARCHE unter den V’Aupertir die Philosophen des Geistes. Zuletzt vertrieben die Verfechter einer schrittweisen Vergeistigung ihre Gegner, die die Körperlichkeit beibehalten wollten. Im »Zeitalter der zweiten Stille« erlangten sie durch Trennung von Körper und Geist die Fähigkeit der geistigen Reise durch Raum und Zeit. Da alle Versuche scheiterten, in einer künstlich beschleunigten Evolution zu einer Superintelligenz zu werden, folgten Jahrzehntausende der Resignation.

Ein kurzer Kontakt mit einer Superintelligenz, deren Verwandlung zur Materiequelle bevorstand, gab einigen V’Aupertir die Fähigkeit des Zerotraums. Da sie sich selbst zur Superintelligenz berufen fühlten, lehnten sie die Absicht eines Kosmokraten ab, sie zum Wächtervolk eines Kosmonukleotids zu machen. Um die Bedeutung der Aufgabe zu verdeutlichen, berichtete der Kosmokrat von der Negasphäre, die durch das Verschwinden von TRIICLE-9 entstanden war, ein chaotischer Ort ohne Stabilität, Sicherheit, Logik und dauerhafte Naturgesetze, der zum Nichts zu werden drohte. Llyn’Vough riet daraufhin, diese Negasphäre aufzusuchen ...

Mit der Entdeckung der Negasphäre vor rund 80 Millionen Jahren begann jedoch das »letzte Zeitalter«, das »Zeitalter der Größe«. Mit der ARCHE drangen die V’Aupertir in die Negasphäre ein und begannen mit ihrer Erforschung. Der dortige Aufenthalt beschleunigte ihre Vergeistigung; die Einzelbewusstseine verschmolzen zu einem Kollektivbewusstsein, das sich endgültig von den organischen »Hüllen« der letzten Riesengehirne löste. Zwar lernte diese Entität die Kräfte der Negasphäre zu nutzen, wurde gleichzeitig jedoch völlig abhängig davon.

Sollten sich jemals die Verhältnisse in diesem Gebiet wieder normalisieren, der beschädigte Moralische Kode repariert werden, bedeutete das das Ende der Negasphäre und damit auch das Ende der V’Aupertir-Entität. Aus diesem Grund sagte sie den Kosmokraten den Kampf an, mit dem Ziel, die Negasphäre zu erhalten und, wenn möglich, weiter auszudehnen. Aus der Entität entstand der Herr der Elemente als eine Macht des Chaos.

Da die durch das Verschwinden von TRIICLE-9 entstandene Lücke nicht nur die Mächte des Chaos stärkte, sondern auch benachbarte Kosmonukleotide des Moralischen Kodes bedrohte, beauftragten die Kosmokraten das an der Schwelle der Entwicklung zur Superintelligenz stehende Volk der Raum-Zeit-Ingenieure als Ersatz für TRIICLE-9 eine Kopie zu konstruieren. Die Raum-Zeit-Ingenieure waren zwergenhafte Humanoide mit nur etwa metergroßen Körpern und voluminösem Kahlkopf, die wie alle Humanoiden ihre Herkunft auf die V’Aupertir der Galaxis K’aan zurückführen konnten. Sie waren in der Lage, »aus interstellarer Protomaterie und Energien des Hyperraumes ganze Milchstraßen zu erschaffen«.

Nach Jahrtausenden der Analyse und Vorplanung installierten die Raum-Zeit-Ingenieure an der Stelle, an der TRIICLE-9 vormals in Form einer hyperdimensionalen Verwerfung in das Standarduniversum ragte, die Grube und verbanden sie durch sechsdimensionale Tunnel mit den in vielen Galaxien installierten Tiefenbahnhöfen. Anschließend bauten sie in der Tiefe das Tiefenland, eine riesenhafte Scheibenwelt, deren zahllose Landschaften Lebensraum für die Milliarden von Wesen bieten sollten, die die Raum-Zeit-Ingenieure als Helfer benötigten.

150.000 Raum-Zeit-Ingenieure siedelten sich am anderen Ende des Tiefenlandes in der Lichtebene an, an deren Rand sich der golden erscheinende Berg der Schöpfung befand, das Fundament von TRIICLE-9. Während sich die RZI der langwierigen Rekonstruktion von TRIICLE-9 widmeten, kam es zu unerklärlichen Veränderungen der Grube und der Wächter, die zunehmend den Rückweg vom Tiefen- zum Hochland behinderten. Ehe die vollkommene Blockade einsetzte, verankerten die Kosmokraten in Ordobans Unterbewusstsein eine umfassende Vision des Tiefenlandes. Die im Standarduniversum zurückgebliebenen RZI vollzogen dagegen den Sprung zur Superintelligenz.

Als Streitmacht und negatives Pendant zu den Rittern der Tiefe wurde vom Herrn der Elemente ab etwa 50 Millionen Jahren vor Christus der Dekalog der Elemente mit seinen zwar wechselnden und wiederholt ausgetauschten, aber stets zehn »Elemente des Chaos« umfassenden »Instrumentarium« aufgebaut, nachdem er sich die Basen BRÜTER, LAGER und VERSTÄRKER in den Raumriesen geschaffen hatte.

Seit diesem Zeitpunkt hatte der Herr der Elemente – mit der ihm selbst gar nicht bewusst gewordenen Unterstützung des echten Chaotarchen Xpomul – den Höhepunkt seiner Entwicklung erreicht: Er konnte sowohl als reines Bewusstsein existieren als auch jede beliebige materielle Gestalt annehmen; er konnte gewaltige Entfernungen per Absoluter Bewegung in Nullzeit zurücklegen; er hatte hoch entwickelte paranormal-transpersonale Kräfte und im Dekalog ein gefährliches militärisches Machtmittel zur Verfügung – und seine Anbindung an die außergewöhnliche Umgebung der Negasphäre begründete seine absolute Sonderstellung, denn auch ohne die Entwicklung über eine Materiesenke wurde er als Chaotarch betrachtet und anerkannt.

Nachdem das Tiefenland entstanden und später der Zugang verschlossen war, erwies sich die aus den im Standarduniversum zurückgebliebenen Raum-Zeit-Ingenieuren entstandene Superintelligenz vor rund 30 Millionen Jahren als instabil. Es gelang ihr allerdings vor ihrem Tod, etliche der Einzelwesen, aus der sie einst entstand, wieder zu verstofflichen.

Ein Teil dieser zwergenhaften Wesen erreichte Mahagoul, wo sie sich nach einer Phase der Degeneration vor der abermaligen Vergeistigung in zwei Gruppen spalteten. Die eine wurde zu THOREGON. Die andere – als THOREGONS Väter umschrieben – behielt ein gewisses materielles Stadium. Das war um 21,832 Millionen Jahre vor Christus.

Rainer Castor