Im Kessel von DaGlausch konnten wir beobachten, wie ein PULS entsteht. Im Fall der NACHT der Superintelligenz ESTARTU erlebten wir mit, wie ein solcher unter Umständen endet. Vom PULS von Tradom kennen wir bislang nur die Schilderungen Anguelas: Dort war die Stabilisierung gelungen, und VAIA hatte ihren planetengroßen Körper zurückgelassen, während sich ihr Bewusstsein über das Thatrix-Thoregon ausgedehnt hatte. Es stellt sich also nun die Frage, wie sich die bisherigen Kenntnisse auf das ErsteThoregon übertragen lassen.
Übereinstimmendes Kennzeichen ist ganz ohne Zweifel die zum Standarduniversum gehörende »Glutzone« von etlichen tausend Lichtjahren Durchmesser. Die mit Galaxienkollisionen verbundenen Kräfte und freigesetzten Energien scheinen das Entstehen einer solchen Zone zu begünstigen. Hoch aktive Galaxienkerne mit übergroßen gefräßigen Schwarzen Löchern könnten unter Umständen ähnliche Voraussetzungen bieten.
»Nebenwirkungen« dieser Energiekonzentration auf engem Raum wurden in DaGlausch und Salmenghest in Gestalt der Kesselbeben beobachtet. Ob dies auch bei anderen Thoregons die Regel ist, konnte bislang ebenso wenig in Erfahrung gebracht werden wie möglicherweise andere auftretende Phänomene von vergleichbarer Zerstörungskraft. Fest steht dagegen offensichtlich, dass das zur Verfügung stehende Zeitfenster für die Entstehung des PULSES recht klein ausfällt.
In DaGlausch musste bis zum Erreichen des Galaxis auslöschenden Kesselbebens gewartet werden, ehe derVorstoß in den Kessel gelang und der Zugang zum eigentlichen PULS geöffnet wurde. Dass mit Erreichen der Enklave des «absoluten Vakuums« ohne Virtuelle Materie dort schon ein MegaDom vorgefunden wurde, darf bei genauerer Betrachtung nicht überbewertet werden. Weil vorher das »Prototor« nicht zu durchschreiten war, könnte es durchaus sein, dass der Mega-Dom genau wie die kleinen Pilzdome der Brücke in die Unendlichkeit zunächst in einem »potenziellen Zustand« existierte, bereit für den Übergang in den PULS. Alaska Saedelaere und Monkey haben im Ersten Thoregon den Bau von Mega-Dom-Pilzhüten beobachtet. Ob an anderer Stelle die Pilzstiele in gleicher Weise entstehen oder ob diese von den Hüten auf formenergetische oder materieprojektive Weise erstellt werden, lässt sich derzeit nicht sagen. Die SOL jedenfalls erreichte den Mahlstrom der Sterne nahe dem Schlund und konnte hier einen Mega-Dom beobachten. Nehmen wir die schon von den Ploohns her bekannte Erkenntnis hinzu, dass sich der Transmittereffekt des Schlunds bis zu einem gewissen Maß »justieren« lässt, könnte es durchaus sein, dass der Mega-Dom auf diese Weise an sein vorbestimmtesThoregon-Ziel befördert wurde. Die mit einem PULS verbundenen Zustände und Bedingungen waren und sind Anlass für durchaus berechtigtes Stirnrunzeln und Kopfzerbrechen. Ohne einen Zugriff von außen dürfte es sich um höchst instabile Gebilde handeln, deren Lebensdauer mehr als eingeschränkt ist. Erst das Eindringen
von Mega-Domen und Superintelligenzen bietet nach bisherigem Wissensstand die Möglichkeit, die weiterhin rätselhafte »Stabilisierung« einzuleiten, welche rund ein Jahrtausend beansprucht.
Solange diese Stabilisierung noch nicht stattgefunden hat, gilt das im Allgemeinen nicht einmal ein Lichtjahr durchmessende, für den Moralischen Kode und seine Kosmonukleotide unerreichbar im »Außen« befindliche Gebiet als eine Zone, in der einerseits zwar keinerlei Virtuelle Materie entsteht, andererseits aber offensichtlich hyperenergetisch eine extrem hohe UHF-Konzentration vorhanden ist. Erst im Zuge der Stabilisierung - genau genommen also beginnend mit dem' ersten Eindringen normaluniverseller Objekte-formen sich Raum und Zeit in der bekannten Weise, bilden jedoch weiterhin eine eigenständige Enklave im »Außerhalb« und können deshalb nicht von den Kosmokraten erreicht werden. Dass im Gegenzug die normaluniverselle Glutzone »entlastet« werden muss - beispielsweise durch die Guan a Var oder Sonnenwürmer im Kessel von DaGlausch -, zeigt deutlich, dass es mit der inneren «Stabilisierung« allein nicht getan ist. Nehmen wir die bislang gewonnenen Erkenntnisse, stellt sich die Frage, ob wir über das Phänomen der Thoregon-PULSE überhaupt schon genügend wissen, um es richtig einschätzen zu können. Die Beobachtungen im Ersten Thoregon zeigen, dass noch längst nicht alle Informationen zur Verfügung stehen. Hier haben wir es mit einem Gebiet von 450 Lichtjahren Durchmesser zu tun, in dem sich ähnlich einem Kugelsternhaufen rund 250.000 Sonnen befinden. Welche Größe könnte ein PULS wirklich annehmen? Vielleicht gar die eines »normalen« Universums, sofern ausreichend Zeit zur Verfügung steht? Wie ist das Fehlen von Virtueller Materie einzuschätzen? Da Raum und Zeit erst im Zuge des Eindringens normaluniverseller Objekte und der Stabilisierung durch die beteiligten Superintelligenzen Einzug halten, könnte im Umkehrschluss die zunächst gemessene Ausdehnung eine Illusion sein, weil die wahre Natur vielleicht eine ganz andere ist. Ohne Raum und Zeit in der vertrauten Weise aber kann es natürlich auch keine Virtuelle Materie geben ...
Das Problem ist, dass Menschen hinsichtlich Wahrnehmung und Verständnis eingeschränkt sind und bleiben und schon am »normalen« Hyperraum scheitern. Bis zu einem gewissen Grad wird das Ubergeordnete zwar genutzt, doch damit hat es sich. Vergleichbares dürfte auch von den ThoregonPULSEN gesagt werden - und es bleibt offen, ob irgendwann die mit ihnen verbundenen Rätsel und Fragen schlüssig erklärt werden können. Bis dahin müssen wir uns wohl notgedrungen damit abfinden, dass Merkwürdigkeiten und Widersprüche bleiben - beispielsweise, wie es sein kann, dass auch Zeitbrunnen den Zugang zum ErstenThoregon ermöglichen, obwohl das doch eigentlich eher der Brücke in die Unendlichkeit vorbehalten sein sollte …
Rainer Castor