PERRY-RHODAN-Kommentar 2157


ALASKA SAEDELAERE UND MONKEY (I)


Unterschiedlicher könnten die beiden Männer nicht sein, die sich zum gemeinsamen Schritt durch den Zeitbrunnen entschlossen haben. Beide sind zwar Zellaktivatorträger und auf ihre jeweilige Art und Weise Einzelgänger, aber von ihrer grundsätzlichen Charakterisierung dennoch von ganz anderem Kaliber. Dass Monkey als umweltangepasster Oxtorner ohnehin ganz anders an Probleme und Aufgaben heranzugehen versteht, kommt in diesem Fall eher »erschwerend« hinzu.

Er wurde am 29. Januar 1243 NGZ auf Oxtorne geboren und ist als an 4,8 Gravos gewöhnter Umweltangepasster bei einer Schulterbreite von rund 1,20 Metern 1,99 Meter groß. Das Körpergewicht beträgt unter Standardgravitation rund 750 Kilogramm. Die Diskrepanz zwischen ihrer hohen Körpermasse und ihrer Körpergröße verdanken die Oxtorner ihrer so genannten Kompaktkonstitution. Knochen und Muskeln erreichen die Stabilität von Stahlplastik, so dass die Körpergröße über die titanischen Kräfte der Oxtorner hinwegtäuscht. Der Grund- und Leistungsumsatz des Stoffwechsels und damit der Nährstoff- und Sauerstoffbedarf sind gegenüber einem Terraner deutlich erhöht. Wegen der extrem großen inneren Oberfläche der Lunge und einer erhöhten Sauerstoffbindekapazität des Blutes ist die Atemfrequenz dennoch im Regelfall niedriger als bei Normalterranern.

Monkey verlor bei einem Unfall, der andere Wesen vermutlich in Atome zerblasen hätte, sein Augenlicht. Aufgrund des besonderen Metabolismus der Oxtorner und der Schwere der Verletzung konnten die Augen nicht durch eine Klonreplik ersetzt werden. Statt dessen trägt Monkey anthrazitfarbene Implantate aus SAC-Stahl. Sie sind kreisrund, durchmessen vier Zentimeter und gleichen Kameraobjektiven. Die künstlichen Augen sind ebenso widerstandsfähig wie der Körper eines Oxtorners und mit Mikroskop-, Teleskop-, Infrarot- sowie Speicherfunktion ausgestattet. Monkey kann sich selbst also die Szenen, die er gesehen hat, jederzeit noch einmal vorspielen.

Er war ein Mitglied der streng geheimen, dann aufgelösten Abteilung Null. Die Entwicklung in der LFT ging ja eine Weile dahin, dass wieder nach galaktischer Macht gestrebt wurde. Aus diesem dunklen Kapitel stammt die (stets geleugnete) Abteilung Null des Terranischen Liga-Dienstes, deren Mitglieder zum Töten ausgebildet wurden. Sie waren damals nichts anderes als TLD-Killer. Monkey weigert sich in der Regel, über das Thema zu sprechen; den wenigen Äußerungen lässt sich jedoch entnehmen, dass die Abteilung Null niemals einen Mord ausgeführt hat, er andererseits aber bei der entsprechenden »Notwendigkeit« nicht gezögert hätte, einen solche Tat zu begehen.

Alle begegnen Monkey mit gehörigem Respekt, denn niemand kann ihn wirklich einschätzen. Jedem ist jedoch klar, dass ein ausgebildeter oxtornischer Killer tödlicher ist als ein selbst ein Haluter in Drangwäsche. Ein losgelassener Monkey wäre das ultimative Mordinstrument. Aber auch im normalen Leben gibt es mit Monkey keine Scherze und keinen Humor. Der Mann ist und bleibt ein Eisblock.

Am 9. Juni 1291 NGZ übertrug Lotho Keraete ihm im Auftrag von ES auf dem Planeten Camelot den Zellaktivatorchip Mila Vandemars. Seit Januar 1292 NGZ ist er Chef der USO. Vor dem Aufbruch durch den Zeitbrunnen befand sich der Oxtorner auf Mimas in Behandlung, die Rekonvaleszenz dauerte an, denn Verwundungen von Quintatha-Dolchen sind keine normale Angelegenheit; dies hat auch Gucky schmerzlich erfahren müssen ...

Der Terraner Alaska Saedelaere wurde in der Nacht vom 2. auf den 3. Dezember 3400 genau um Mitternacht geboren. Zwei Meter groß, hager, dunkelhaarig, strahlt der eigentlich schwach wirkende Körper eine geheimnisvolle Kraft aus.

Im Februar 3428 benutzte Saedelaere eine Transmitterverbindung zwischen den Planeten Bontong und Peruwall. Der Vorgang sollte ohne Zeitverlust verlaufen, Saedelaere kam aber erst vier Stunden später an. Während des Hyperraumdurchgangs stieß er mit einem anderen Wesen zusammen – einem Cappin, wie sich später herausstellte. Von diesem Zeitpunkt an war Saedelaere gezwungen, ständig eine Plastikmaske zu tragen. Das Fragment des Cappins hatte sich in seinem Gesicht festgesetzt, und jeder, der es sah, verfiel augenblicklich dem Wahnsinn. Alaska selbst schilderte dieses Gesicht als »sehr farbig und voll seltsamer Bewegungen«. (Nachzulesen sind all diese Geschehnisse im Band zwei der »Kosmos-Chroniken«.)

In den Jahren nach dem Transmitterunfall entwickelte er sich zu einem der besten Logiker der Menschheit; kaum ein anderer konnte eine Gedankenkette so schnell zu Ende bringen wie er, so dass er Galbraith Deighton auffiel und SolAb-Mitglied wurde. Mit Hilfe des Cappinfragments, das heftig auf manche hyperenergetischen Vorgänge ansprach, zu leuchten begann und im Extremfall blitzartige Entladungen zeigte, wurde Alaska zu einem so genannten Cappinspürer.

Auf Gevonia begegnete Alaska Saedelaere Ende 3433 in der uralten Báalol-Stadt Tapura erstmals Kytoma: Unweit einer psionisch aufgeladenen Säule, die keinen Schatten warf, trafen Atlan und Saedelaere das geheimnisvolle, magere und blinde Mädchen, das über großes Wissen zu verfügen schien und nicht unter dem Einfluss Ribald Corellos stand. Kytoma sagte Saedelaere voraus, dass er sie einst wieder sehen werde. In der Stadt Nimquo auf dem Schwarmplaneten GEPLA-II begegnete Alaska Saedelaere dann im Juli 3442 dem Mädchen erneut. Sie hatte die Säule vom Planeten Gevonia an ihren Platz im Schwarm zurückgebracht, der nach Aussage des Mädchens seine ehemalige Funktion verloren habe und von mächtigen und bösartigen Wesen beherrscht werde.

Am 14. April 3443 erhielt Alaska vom Cyno Schmitt den Anzug der Vernichtung, verbunden mit der Prophezeiung, dass er das Kleidungsstück eines Tages tragen und dann wissen werde, wozu es diene. 3531 erhielt er im Alter von 131 Jahren den jahrhundertelang ungenutzten Zellaktivator von Betty Toufry und wurde damit relativ unsterblich.

Rainer Castor