PERRY-RHODAN-Kommentar 2154


VALENTER? VALENTER! (I)


Die erste Begegnung mit Valentern liegt nun schon eine Weile zurück. Am 25. Oktober 1311 NGZ begleitete eine Eskorte dieser Wesen Konquestor Trah Rogue, nachdem dieser mit seiner Jacht MARZOM auf dem Raumhafen von Terrania gelandet war. Wie wir inzwischen wissen, handelte es sich um so genannte E’Valenter, klobig gebaute Wesen in martialisch-bedrohlichen Rüstungen. Sie werden rund ein Meter achtzig groß, sind von humanoider Körperform und kräftig gebaut. Ihre Mundpartien stechen hervor wie die Schnauzen von Rotwild, die Zähne sind grob und dunkel. Da die Wesen allesamt dunkle Sonnenbrillen tragen, sind ihre Augen im Allgemeinen nicht zu sehen. Ihre Stimmen klingen abgehackt, erinnern an aggressiv bellende Laute.

Bekannt ist inzwischen auch, dass die »Valenter«-Formen sowohl eine Kaste im Herrschaftssystem von Tradom als auch jeweils ein »Teil-Volk« beschreiben. Die E’Valenter sind die »Fußtruppen«, ihre Intelligenz und Ausbildung hält sich meist in Grenzen. Sämtliche E’Valenter sind so konditioniert, dass Gehorsam und Reichstreue über Selbsterhaltungstrieb steht. Es gibt lediglich eine übergeordnete Rangstufe, nämlich die des E’Val.

Auf der nächst höheren Stufe finden wir die Di’Valenter, ebenfalls humanoid und kräftig gebaut, aber mit rund einem Meter sechzig Größe kleiner als die E’Valenter. Ihre Mundpartie sticht nicht ganz so sehr hervor, die Zähne präsentieren sich jedoch genauso grob und dunkel. Als Kopfbedeckung tragen sie zumeist weiße Kugelhelme, die nur das Gesicht frei lassen, während auch bei ihnen die Augen von Sonnenbrillen geschützt werden. Zwar klingt ihre Stimme ebenfalls abgehackt und aggressiv, die Aussprache des Anguela-Idioms jedoch ist eleganter und geschliffener als beim »Gebell« der E’Valenter.

Dritter »Typ« sind die Cy’Valenter: Einen Meter fünfzig groß und eher schwächlich gebaut, sticht bei ihnen die Mundpartie nicht ganz so sehr hervor, die Zähne sind ebenfalls grob und dunkel. Auch sie tragen die obligatorischen Sonnenbrillen, ihre Stimmen erscheinen im Vergleich zu den Untergebenen beinahe weich und geschliffen. Weiteres Unterscheidungsmerkmal ist eine schwache hypnotische Begabung – biologisches Merkmal aller Cy’Valenter, die sich selbst nicht als Polizist, sondern als Planer und Verwalter sehen.

Zunächst nur namentlich bekannt waren zwei weitere Valenterformen, die B’Valenter sowie die Arhan’Valenter, über die wir im vorliegenden Roman mehr erfahren – genau wie über einige weitere Zusammenhänge, die mit diesem Volk und seinen »Untergruppen« zusammenhängen. Benjameen da Jacinta findet im Zerotraum von Sogtan Kapellme eine ganze Reihe von bislang so nicht bekannten Dingen heraus. Dennoch stellen sich in mancher Hinsicht unter dem Strich kaum weniger Fragen ...

Wir wissen nun, dass die Valenter im Alter von vierzehn Jahren nicht größer als einen Meter vierzig sind und dass sich mit dem nächsten größeren Wachstums- und Hormonschub entscheidet, ob ihre Körper zu denen von E’-, Di’- oder Cy’Valentern ausdifferenzieren. Parallel zur körperlichen Entwicklung sorgen die verschiedenen Wachstumsschübe dafür, dass sich die Gehirne stark auseinander entwickeln. Sofern die »Überlieferung« der Valenter richtig ist und nicht verfälscht wurde – was zum jetzigen Informationsstand keineswegs gesichert ist –, hat es diese Wachstumsschübe schon immer gegeben. Die heutige Ausdifferenzierung jedoch wurde durch gezielte genetische Eingriffe in die Erbmasse der Valenter verstärkt, so dass sie inzwischen nicht mehr natürliche biologische Ursachen hat, sondern den »Zwecken der Zivilisation« dient.

Natürlich möchte jeder der Jugendlichen ein Cy’Valenter werden, die aufgrund der geistigen Fähigkeiten hoch geachtet sind. Aber auch die körperliche Leistungskraft der E’Valenter hat durchaus ihren Reiz. Im Alter von neunzehn Jahren kommt es zu dem Hormonschub, der die Körper und Gehirne zu erwachsenen Valentern ausdifferenziert. Praktisch alle jungen Valenter hoffen, dass sie sich zu Di’- oder Cy’Valentern entwickeln, denn diese sind gesellschaftlich am meisten anerkannt.

Es liegt nahe, als Verursacher oder Initiator der Manipulation die Inquisition der Vernunft zu sehen, wirklich sicher können wir derzeit aber noch nicht sein. Fest steht nur, dass sich das Reich Tradom der verschiedenen »Valenter-Kasten« bedient und sich aufgrund der genetischen Beeinflussung ihrer Loyalität sicher sein kann. Die Valenter sind als einziges Volk von Tradom davon befreit, Tribute in CE-Tradicos zu leisten. Statt dessen besteht ihr Tribut aus ihren Kindern! Diese werden zur Hälfte an das Reich Tradom »weitergegeben« und von diesem ausgebildet. An dieser Vorgehensweise wird nicht einen Augenblick gezweifelt, weil das Reich Tradom das Leben der Valenter bis in die letzte Sekunde durchdringt, Sinn stiftet und jeden Tag lenkt.

Es gibt absolut keine Anti-Haltung!

Unter dem Strich haben wir es bei den Valentern also mit einem massiv konditionierten und derart versklavten Volk zu tun, das sich dieser entsetzlichen Manipulation nicht einmal bewusst ist und vor diesem Hintergrund schwerlich in der Lage sein dürfte, dagegen aufzubegehren. Geht dieser Eingriff – wie so vieles andere – ebenfalls auf die Zeit des Aufstiegs des Reichs Tradom vor rund 160.000 Jahren zurück? Und wenn ja – wie kommt es dann zu der mehr als auffälligen »Typbezeichnung«, die exakt dem terranischen Alphabet entspricht: E, D, C, B, A ...?

Es scheint, als verdichte sich hier eine Spur zur Gewissheit, obwohl derzeit noch niemand sagen kann, wie genau sie zustande kommt: Es wurden terranische Skelette gefunden, Rudimentsoldaten wie Konquestor-»Schimpansen« weisen Terra-Gene auf, die Valenter-Bezeichnung ist überaus »verräterisch« – und schließlich gibt es das besondere Interesse an Terra selbst. Die Kernfrage lautet also: Was, zum Teufel, hat Terra mit dem Reich Tradom zu tun?

Rainer Castor