Als die JOURNEE den angeschlagenen Satelliten der Festung der Inquisition verfolgte und ihm durch den Einsatz des Hyperraumspürers auf der Spur bleiben konnte, wusste zunächst niemand, wohin die Reise geht. Sie endete 36.688 Lichtjahre vom Sternenfenster entfernt im Trapitz-System, einer von zehn Planeten umkreisten gelben Standardsonne, die nur 3,27 Lichtjahre von der ebenso legendären wie berüchtigten Folterwelt Sivkadam entfernt ist.
Schon diese geringe Distanz belegte, dass das System eigentlich alles andere als unbedeutend sein konnte. Dass der Festungs-Satellit hierher flog, ließ entsprechend große Werft- und Fabrikationsanlagen erwarten. Eine Erwartung, die dann auch bestätigt wurde. Dennoch gelang es den Tradom-Technikern nicht, das Riesengebilde vor der Vernichtung zu bewahren. Wichtig auch, dass nach den Ereignissen auf Linckx nun schon der zweite Inquisitor umgekommen ist und somit zweifellos ein keineswegs unbedeutender Schlag gegen das Reich Tradom gelang!
Die Erkundungen vor Ort haben inzwischen begonnen, und langsam ordnen sich die Einzelerkenntnisse mehr und mehr zu einem Gesamtbild. Die Welten des Trapitz-Systems, darunter zwei Gasriesen mit zum Teil erdgroßen Monden, sind allesamt industrialisiert, einige sogar ökogeformt. Sofern sich die Planeten oder Monde nicht in der Ökosphäre befinden, werden die Lebensbedingungen künstlich aufrechterhalten – ein weiterer Beleg, dass es sich in der Tat um eins der wichtigsten Systeme der Valenter handelt. Pro Tag fliegen einige tausend Raumschiffe ins Trapitz-System ein, darunter zahllose Privatschiffe, deren Besatzungen die unterschiedlichsten wirtschaftlichen Interessen verfolgen.
»Eigentlich« als ein geschütztes System eingestuft, das den Valentern vorbehalten bleiben sollte, wuchsen ganz ohne Zweifel im Lauf von Jahrzehntausenden und der stetig vorangetriebenen Industrialisierung die Warenströme, die damit verbundenen infrastrukturellen Notwendigkeiten und dergleichen so weit an, dass dieser Status heute bestenfalls noch pro forma gilt. Aus den Koordinaten wird kein Geheimnis gemacht, sie sind in den Schiffsrechnern gespeichert, weisen dem System allerdings offiziell weiterhin nur eine Handelswelt zu.
Frei zugänglich sind jedoch eine Reihe von Welten, wie zum Beispiel der Sklavenmarkt der Ito auf Tra-Ito, dem zweiten Mond des achten Planeten Keehr, einem der beiden Wasserstoff-Methan-Ammoniak-Gasriesen. Dass es darüber hinaus strikt »verbotene Welten« gibt, braucht nicht zu verwundern. Zu ihnen gehört der zweite Gasriese; die vier Monde von Trapitz-6, Eigenname Groner, sind Standort einer umfangreichen Raumfahrtindustrie.
Die meisten der rund zehntausend Orbitaldocks sind für Flugkörper bis zu 500 Metern ausgelegt, also die größten Valenter-Polizeischiffe. Etwa ein Drittel ist groß genug, sogar Raumflugkörper von den Ausmaßen eines Katamars aufzunehmen, und etwa zwei Dutzend sind mit einem Durchmesser von fünfzehn Kilometern sogar für einen Satelliten der Festung der Inquisition in voller Größe ausreichend dimensioniert. Rund 35.000 Valenter-Schiffe umgeben teils als Wachflotte den Planeten, teils sind sie in allen Stadien der Montage oder Demontage im freien Weltraum zwischen den Docks »geparkt«. Hinzu kommen Tausende spezieller Montageschiffe.
Trapitz-3 mit dem Eigenname Celona ist zwar eine Freihandelswelt, zugleich aber auch Wohnwelt der Valenter, Produktionsstätte mikropositronischer Bauteile und ein Zentrum der Wirtschaft von Tradom. Die Millionenstadt Celon-Kanta erstreckt sich als zehn Kilometer breiter Streifen am Rand eines Gebirges über fünfzig Kilometer von West nach Ost. Während ganz im Westen ein Raumhafen bis zum Horizont reicht, befindet sich an der Grenze zur Stadt ein von Transmitterkuppeln übersäter Platz – ein Verkehrsknotenpunkt zu den anderen Planeten und Monden des Systems.
Die westliche Hälfte der Hauptstadt ist öffentlich zugänglich. Die Hälfte der Bevölkerung scheint aus Valentern zu bestehen, die restliche Hälfte machen Händler, Industrielle und Reisende der unterschiedlichsten Tradomvölker aus. Die Valenter schirmen sich zwar auf ihrer Welt weitgehend ab, doch in der Celon-Kanta vermischt sich alles. Allerdings ist die östliche Stadthälfte durch einen Sperrstreifen gesichert; dieses Gebiet steht ausschließlich Valentern offen, es gibt einen eigenen Raumhafen für die Oststadt, auf dem ausschließlich Valenter-Raumschiffe landen und starten.
Beherrschendes Element der Stadtskyline ist ein berggroßes, muschelförmiges, wie aus Naturstein modelliertes Gebäude von sechs Kilometern Durchmesser und 2000 Metern Höhe, dessen Fassade von zahllosen Fenstern überzogen und das Tag und Nacht von einer Wolke aus Gleitern umgeben ist: der Zentrale Rechnungshof, die Tributschmiede – von hier aus werden die Tributkastelle des Reichs Tradom verwaltet! Im Roman ist nachzulesen, was es damit auf sich hat.
Ebenso wichtig dürfte sein, dass im Trapitz-System mehr über die Valenter wie auch über die AGLAZAR-Schlachtschiffe herausgefunden werden kann: Der vierte Planet Jontagu ist von allen Planeten am dichtesten industrialisiert; hier leben achtzehn Milliarden Individuen, die alle ihr Leben und ihre Arbeitskraft dem Reich Tradom geweiht haben. Jontagu ist offenbar ein zentraler Stützpunkt der AGLAZAR-Flotte(n) und Standort von Werften und Ausbildungszentren. Hinzu kommen zehntausend Orbitaldocks, in denen die Doppelrumpf-Schlachtschiffe wie auch die Polizeiraumer der Valenter gewartet und repariert werden.
Der Planet gilt als Sitz des Konquestors Trah Zebuck – seine Basis befindet sich angeblich in einer Sperrregion am Südpol. Wir werden sicher noch mehr darüber erfahren, denn man braucht kein großer Prophet zu sein, um vorauszusagen, dass das Trapitz-System zu Recht weiterhin im Zentrum der Aufmerksamkeit steht.
Rainer Castor